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Der Welthasen Schanghai in China. 268 der!" Nun machte Solares, der Prophet und Gottesmann, mit seinen Jiingern sich auf die Flucht, aber nach und nach wurden die Banditen einzeln eingeholt und nun ihrerseits niedergemacht. Sechszehn lagen da und dort in der Pampa; fünf wurden gefangen genommen, unter ihnen der Prophet; spät am Abend wurden noch neunzehn eingebracht; die übri gen entkamen bis auf Weiteres. Im Verhör erklärte Solares, er sei unschuldig an den Mordthaten; aber seine Jünger ziehen den Feigling der Lüge und schworen, daß er ihnen das Mord^ befohlen, daß er sie gegen die Fremden aufgereizt habe. Sie würden, so hatte er ihnen versprochen, kugelfest sein, wenn sie mit dem heili gen Oele, welches er ihnen gegeben, sich salbten. Man sperrte sie Alle ein und bewachte sie gut; aber das Volk von Eandil war grimmig erbittert und erschoß bei Nachtzeit den Propheten im Gefängnisse, in dessen Wand man ein Loch geschlagen hatte. Als Mann Gottes wird er freilich seine „Auferste hung" haben; so glauben die Gauchos, die ohnehin viel von seinen Wundern zu berichten wissen. Vor der Hütte des Propheten stand Tag und Nacht ein gesatteltes Pferd, das niemals Futter und Wasser bekam und doch vortrefflich bei Fleische blieb. — Einst brachte ein Estanciero seinen kranken Peon (Dienstknecht) zum Gottesmanns und verlangte für sich von letzterm ein Heilmittel gegen eine angebliche Krankheit. Solares sagte, er möge am nächstfolgenden Tage wiederkommen, dann solle er haben, was er wünsche, doch müsse er sein frommstes Pferd reiten. Der Estanciero war ein ungläubiger Thomas, that aber, wie ihm befohlen war. Unterwegs warf das fromme Pferd ihn ab und er brach ein Bein. Der Prophet, der das im Voraus wußte, hatte ihm bereits einige seiner Leute entgegen geschickt, die ihn zum Tata Dios brachten. Derselbe erklärte, daß der Beinbruch eine Strafe für die Ungläubigkeit sei, „doch um Dir zu be weisen, daß Gott mir Alles gewährt, was ich wünsche, so stehe auf, denn ich habe Dich geheilt. Gehe heim mit Dei nem Knechte, der nun auch gesund ist, und beharre im Glauben." Und so geschah es; das Wunder war fertig! Ein Ochsentreiber ließ es sich beigehen, über den Wun dermann zu spötteln. Aber das hätte er lieber nicht thun sollen, denn er war kaum hundert Schritt weit gegangen, als er mausetodt niederstürzte. Tata Dios sprach zu seinen Jüngern: „Scharrt ihn nicht bei, morgen werde ich ihn wieder lebendig machen. Ich wollte ihn nur dafür bestra fen, daß er den Abgesandten Gottes verhöhnt hat." Und siehe da, am folgenden Tage wurde der Ochsentrciber wieder frisch und lebendig und zog seines Weges. Dürre und Heuschrecken machten den Bewohnern der Pampas große Sorge, und die Gauchos kamen schaarenweis zum Tata Dios, damit derselbe Regen schaffe. Er trö stete sie und sprach: „Gehet ruhig heim; am Tage nach Christi Geburt wird keine Heuschrecke mehr da sein." Und wirklich fiel am 25. December Regen und am zweiten Weihnachts tage waren die Heuschrecken fort. Das hatte der Tata Dios vermittelst seiner Wunderkraft bewirkt. Ein Mann, der an Gliederreißen litt, wollte geheilt sein. Der Tata Dios war eben fortgeritten, aber auf Anrathen der Jünger betete er, der Gottesmann wußte das auch in der Ferne und heilte ihn aus der Ferne. Man kann sich vorstellen, welchen Eindruck das Alles auf abergläubische Halbbarbaren machen mußte. Es ist festgestellt worden, daß Gauchos aus einem Umkreise von 50 spanischen Meilen herbeikamen, und daß Solares an manchen Tagen bis zu 200 Consultationen hatte. Jeder, dem ein Rath ertheilt wurde, mußte nicht weniger als 10 und nicht mehr als 50 Silberthaler in eine Schale legen, welche vor dem Bilde der allerseligsten Mutter Gottes stand; zu jeder Seite der Maria hingen fünf Heiligenbilder an der Wand. — Die argentinischen Blätter, sowohl jene in spanischer wie in englischer Sprache, machen für allen diesen Schwin del und die Mordthaten den Clerus verantwortlich. In einer Correspondenz aus Buenos Ayres vom 18. Januar (im „New Jork Weekly Herald" vom 28. Februar) heißt es: „Es läßt sich leider nicht in Abrede stellen, daß die Bigotterie des argentinischen Clerus sehr schlimm ist; in vielen Fällen wird das Volk direct gegen die Protestanten aufgehetzt. Der wilde Gaucho ist ohnehin schon von ingrimmigem Haste ge gen die von ihm verabscheueten civilisirten Gringos (Frem den) erfüllt, und es darf nicht Wunder nehmen, wenn er in Folge der Hetzereien seiner geistlichen Rathgeber mit kaltem Bütte Mordthaten begeht, die nur allzu häufig sind. Ohne hin folgt selten Strafe. Unter diesen Umständen kann nian fragen, ob es nicht wohlgethan sei, Auswanderer vor den La-Plata-Provinzen zu warnen. Gewiß wäre es gerathen, daß die im Lande befindlichen Ausländer sich zur Selbstver- theidigung zufammenschaaren, um die einheimischen Behör den, welche vielfach mit den Gauchos sympathisiren, sich wei ter nicht kümmern, und als.Vigilanzausschüsse die Ausübung der Gerechtigkeit in ihre eigene Hand nehmen. Die Un sicherheit für Leben und Eigenthum ist in manchen Gegen den schlimm genug, und durchgreifende Maßregeln sind un bedingt nöthig." Die matte Sentimentalität von Abschaf fung der Todesstrafe wäre bei Gaucho-Mordbanditen wohl angebracht? Wenn die verschwommenen Philanthropietheo retiker den Mördern eine Humanitätsprämie zubilligen, dann übt das Volk die praktische Justiz durch Vigilanzen und Lyn chen, und — cs thut wohl daran. Der Welthafen Schanghai in China. u. Der folgende Aufsatz ist ein Auszug aus den offi- ciellen Berichten des schwedisch-norwegischen Consuls in Schanghai an das schwedische Commerz-Collegium für das Ende des Jahres 1871 und den Anfang des Jahres 1872, welcher vieles Interessante enthält und daher verdienen dürfte, in weiteren Kreisen bekannt zu werden. — In einer Entfernung von über 100 englischen Meilen von Schanghai sieht man, daß das Meerwasser ein gelb liches und verschlämmtes Aussehen annimmt. Erkundigt man sich nach der Ursache, so wird man sogleich erfahren, daß das Gewässer des großen Flusses Jangtse dem Meere diese Farbe ertheilt. Kommt man näher und befindet sich in der Mündung des Flusses, so begegnet man einer zahl losen Menge von Dschonken, und sieht gleich ein, daß man sich in der Nähe eines großen und wichtigen Handelsplatzes befinden muß. Es ist so bekannt, daß der Fluß Uangtse- Kiang die große Pulsader alles Verkehrs mit dem Innern ist, so bekannt, daß Alles, was Waaren heißt, auf Canälen