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Ein Mordprophet bei den argentinischen Gauchos. 265 was diese Schandmenschen damit bezweckten. Jedenfalls ist ! läuft. Die vom Flusse entfernten Orte waren durch ein es ein gottloses Werk, das ein frommer Mann nicht zu er treffliches System gemauerterCauäle mit diesem inVer- Ein Mordprophet bei den argentinischen Gauchos In den argentinischen Landen liegen Gesittung und Barbarei in unablässiger Fehde; die letztere führt einen zähen und wilden Kampf um ihr Dasein, aber sie wird am Ende doch unterliegen. Werfen wir einen Blick auf die eigenthümliche Boden gestaltung dieser Region am La Plata, deren Flächenraum viermal so groß ist als jener von Deutschland. Sie reicht von Bolivia im Norden bis zum Rio Negro im Süden, und von den Andes im Westen bis zum Gestade des Atlan tischen Oceans. Ausgedehnte Landstrecken sind ohne jede ansässige Bevölkerung, vielfach dringt die wasserlose Wüste ein und bildet eine Scheidelinie zwischen den verschiedenen bindung gesetzt, welche zur Bewässerung dieses schon von Natur sehr fruchtbaren Landes dienten; denn noch jetzt, wenn ein Jahr reichlichen Regen gebracht hat, ist es nicht selten, daß die Bewohner des Mittlern Gof drei Mal im Jahre ernten. Um vom Mittlern Gof nach Negran (etwa unter dem 18. Breitengrade und unter 44" 40^ östl. L. v. Gr.) zu ge langen, giebt es zwei Wege. Der leichteste, der westliche, führt durch den obern Gof, der andere, nach Osten abschwei- fende, über den Gebel Land. Halsvy sparte sich den erstem für die Rückreise auf und nahni jetzt die östliche Route. Er that dies hauptsächlich, um so die beiden Straßen verfolgen zu können, auf denen das römische Heer unter Aelius Gallus von Negara (Negran) nach Masib hin- und zurückmarschirte. Denn es ist bekannt, daß die Römer auf dem Hinwege irre geführt wurden und durch Umwege in unwirthbaren Wüsten gegenden einen großen Zeitverlust erlitten. Den nähern Weg fanden sie erst auf dem Rückmärsche. Auf der weitern östlichen Route, welche der Reisende also zuerst wählte, galt es, gleich nach der ersten Tagereise, den stei len Gebel Land zu übersteigen. Doch ging das leicht, bis auf das Ueberklimmen der höchsten Spitze, des granitischen Gebel Gedin. Am zweiten Tage hatten sie ein Alerte. Die Du Hosain, jener erobernde und räuberische Schwesterstamm der Du Mohammed, die im Nordosten des Gof wohnen, kehrten von einer Razzia zurück, und die Reisenden mußten, um ihnen nicht in die Hände zu fallen, vom Wege abweichen und in felsigen Einöden Zuflucht suchen. Dieser Razzia war übrigens auch die Stadt Hazm, als Halsvy gerade sich in ihr aufhielt, zum Opfer gefallen, und ihm sowie seinem Gast freunde hatte man Geld und Geldeswerth genommen. Am dritten Abend gelangten sie in eine schöne Hochebene, wo sie die fruchtbare Oase El Chab aufnahm. Den Gebel Land hatten sie nun hinter sich und befanden sich im flachen Hoch lande (im Gegensatz zu Gof, Hohlland), vier Tagereisen südlich von Negran. Die Oase Chab ist außerordentlich wohl angebaut und sehr fruchtbar, obgleich sie gänzlich des fließenden Wassers entbehrt. Aber die fleißigen Bewohner machen guten Ge brauch von den zahlreichen Brunnen zur Bewässerung des Landes. Hier sind eine Menge Dörfer, in deren jedem auch Juden wohnen. Diese sind die einzigen Handwerker. Sie werden hier viel bester behandelt als im Gof, und erfreuen sich fast Alle eines gewissen Wohlstandes. In Chab wurde auch Halsvy nicht belästigt, noch, wie im Gof, mit Schimpf und Mißhandlung bedroht. Man kannte hier die Fabel vom „falschen Messias" gar nicht. Er konnte deshalb un gehindert alle Dörfer besuchen. Ruinen waren nur sehr wenige, und keine Inschriften zu entdecken, so daß Halsvy glaubt, daß die Oase Chab erst seit neuerer Zeit bevölkert worden ist. forschen wagen darf." Halsvy aber ließ sich dadurch nicht abschrecken, die Bau ten zu untersuchen, und siehe da, die Antwort auf seine Frage gab ihm der Fund eines gebleichten Skelettes eines alten Sabäers. Jede der Hütten enthielt eins oder mehrere sol cher Skelette. Es war die Nekropolis einer alten sabäischen Stadt, die der Reisende entdeckt hatte. In Megzar war auch schon die Geschichte vom falschen Messias, für den man Halsvy gehalten hatte, verbreitet. Man behandelte ihn jedoch nicht schlecht, als man seine Eigen schaft als „Kudfi" erfuhr, denn vor Jerusalem haben alle Moslems Ehrfurcht. Nur quälte man ihn jetzt mit Fragen nach dem Hayerat el Wagaa, dem Stein, der nach der ara bischen Legende über der Omarmoschee zu Jerusalem frei in der Luft schwebt, sich jedes Jahr etwas senkt, bis er die Spitzen der Minarete berühren wird. Dann wird der jüngste Tag und die Auferstehung da sein. Man fragte den Rei senden, ob er den Stein gesehen habe? Er fand eine gute Antwort: „Nur fromme und gelehrte Ulemas vermöchten den Stein zu schauen." Dies befriedigte Alle und nun brach die ganze Gesellschaft in die Hersagung des Glaubens bekenntnisses aus. In El Ghail, Hauptort des untern Gof, fand Halsvy viele Juden. Hier werden sie in der drückendsten Dienstbar keit gehalten, sind sehr arm, trotzdem aber gastfreundlich im höchsten Grade. Sie nahmen den Reisenden wie einen Bru der auf und wollten ihn durchaus bereden, Ostern mit ihnen zu halten. Er aber hatte von einer großen Ruinen st adt „Medinet Haram", zwischen El Ghail und Hazm, ge hört, wohin zu gehen es ihn trieb. Dort entdeckte er mehrere große Tempel, meist zerstört. Aber seltsamerweise waren eine Menge Jnschriftsäulen und Denksteine, wie sie die Sa bäer im Innern der Tempel zu errichten pflegten, ganz un versehrt geblieben und gewährten reiche Ausbeute an Epi graphen. In El Hazm, Hauptstadt des Mittlern Gof oder Beled Hamdan, fand er bei einem jüdischen Juwelier die freund lichste Aufnahme. Dieser sehr intelligente Manu verschaffte ihm die Mittel, alle die wichtigen Ruinenstädte, woran gerade diese Gegend (der Kernpunkt des alten Minäerlandes) so reich ist, besuchen und erforschen zu können. Unter diesen Entdeckungen waren vor Allem die drei Hauptstädte der Minäer, die erste Me in, in deren Inschriften Halsvy die Namen der zwei anderen las und nun nicht ruhte, bis er auch sie entdeckt hatte. Die dritte Hauptstadt, die nach den Inschriften Jtul oder Vatul hieß, gelang es ihm jedoch erst bei seinem zweiten Aufenthalte im November desselben Jahres zu finden. Die meisten minäischen Städte lagen zwischen dem Flusse Charid und dem Gebel Land, der den Mittlern Gof im Norden begrenzt und von Ost nach West Globus XXI. Nr. 17. lApril 1872.) 34