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260 Unter den Laosvölkern am Mekong. Bewunderung der Reisenden erregten, sind, der Ueberliefe- rung zufolge, in den blühenden Zeiten des Landes Uber den Gräbern entweder berühmter Bonzen oder der Könige erbaut worden, manchmal aber auch nur als Erinnerungsdenkmäler an ihr Ableben. — Die Umgegend von Bassac ist vulcanisch; der Katarakt im Flusse Sedong besteht aus einer Basaltleiste; sodann liegen weit ausgedehnte Lavafelder umher und die Krater erloschener Vulcane sind deutlich zu erkennen. In den dich ten Wäldern hier tritt auch das sehr wilde und von den Eingeborenen gefürchtete Rhinoceros auf. Einige Flüsse, z. B. der Se Cong, sühren Goldsand. — Wir haben schon früher (S. 82) der Ruinen von Wat Phu erwähnt. Delaporte betont, daß sie auf ihn eine ganz außerordentliche Anziehungskraft ausgeübt haben und daß er von ihnen nicht minder entzückt gewesen sei wie über jene von Angkor. Bevor er Bassac für immer ver ließ, unternahm er noch einmal einen Ausflug dorthin. Um die weiten Wasserbecken, welche in der Ebene unweit der Denkmäler sich ausbreiten, führen alte Straßen, die noch jetzt theilweise leidlich erhalten sind. Ueberall stiegen präch tige Antigonckraniche in die Luft. Dann kam Wald; durch denselben führt der Hauptzugang, und auf einer Treppe gelangt man zum Sanctnarium, das hoch oben an der Seite des Felsens liegt. Die alten Khmers (Kambodschaner) baue- ten, ohne Zweifel aus irgend einem religiösen Grunde, die Hütte eines Laos im Walde. Treppen um so steiler und die Stufen um so enger, je mehr dieselben sich dem Allerheiligsten näherten; zu diesem war also der Zugang nicht etwa bequem. Als ich, schreibt Delaporte, oben war, erfreute ich mich an der Pracht dieses üppigen Pflanzenwuchses und weidete mein Auge noch einmal an allen diesen herrlichen Ruinen. Wie viel Schönes ist hier schon eine Beute des Verfalles geworden; wie manche Kunstwerke sind vom Sande der Bergströme oder von Blättern überdeckt, von Strauchwerk und Bäumen überwuchert! Der Eingeborene betrachtet diese Wunder der Kunst mit eben so gleichgültigem Blicke wie die nackten Felsen. Vom Allerheiligsten führt ein sehr steiler Pfad zur heiligen Quelle, die in einer grottenartigen Ein buchtung liegt, unter einem Felsen, der jäh hinter dem Sanc- tuarium emporragt. Wasser ist das ganze Jahr hindurch vorhanden, auch in der trockensten Zeit versagt es nicht, weil es tropfenweise aus dem Gestein hervorsickert. So ist der fromme Pilger eines kühlen Labetrankes gewiß. Auch ich schlürfte den frischen Trank mit Behagen ein und ruhcte dann aus im Schatten eines Felsens. Von diesem Punkte aus hatte ich einen Ueberblick der Ruinen und konnte mich in die Zeit zurücktraumen, in der ich erstaunt war über die Wunderbauten von Angkor. Auch hier sah ich zerbrochene Säulen, umgestürzte Statuen. Die alten Baumeister hat ten großartige Kunstauffassungen, in ihren Plänen und de ren Durchführung tritt ein üppiger Reichthum zu Tage, eine Schönheit des Gesammten, eine ungemeine Mannich- faltigkeit in den Einzelnheiten und in der Ausführung eine wirkliche Vollendung.^ Die Sculpturen an den Mauern im Allerheiligsten des Wat Phu sind noch vortrefflich erhalten und stehen hinter den schönsten in Angkor nicht im Mindesten zurück. Die