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ten und mit den Schultern. Dann wieder verfolgten sie einander in dem Kreise, liefen mit äußerster Schnelligkeit, machten Theaterstellungen, und wenn diese Bewunderung erregten, durchbläueten sie sich auf das Herzhafteste mit ihren Fäusten. Das war eine Leichenfeierlichkeit, die bei Begräb nissen angesehener Leute nicht fehlen darf. In Laos werden die Todten verbrannt und erst hinterher bestattet. Im ge gebenen Falle handelte es sich um einen Mandarinen, welchem seine Freunde die letzte Ehre erwiesen. Er hatte vorher einige Tage im Sarge in seinem Hause gestanden; nun waren alle seine Angehörigen beisammen, nachdem sie zuvor tapfer getrunken und gegessen hatten. Die Laos haben keine große Furcht vor dem Tode, wohl aber beschäftigt es sie lebhaft, daß die Geister sich nicht der Seele des Abgeschiedenen bemächtigen und ihr allerlei Wi derwärtiges anthun. Bei Tage sind diese Geister schon fern zu halten, aber nach Eintritt der Dunkelheit, und namentlich um Mitternacht, werden sie sehr keck und aufdringlich, und man hat dann seine liebe Noth, sie abzuwehrcn. Jndeß die Bonzen sagen, daß viel Beten viel helfe, außerdem muß man aber auch noch so argen und vielen Lärm machen, wie nur immer möglich, dann geben am Ende die Geister klein bei und die liebe Seele hat Ruhe. Dabei sind jedoch allerlei Bräuche zu beobachten. Die Bonzen aus der Umgegend finden sich ein und singen neben der Leiche; die Familie wacht bei derselben Tag und Nacht; die Frauen schmücken den Sarg mit Blumen und bekleben ihn mit allerhand Fi guren aus Wachs, damit er desto rascher verbrenne; die Männer begleiten den Gesang der Geistlichen mit Tamtam- und Gongschlägen. Am Begräbnißtage steigert sich von Sonnenaufgang der Lärm bis ins Entsetzliche. Er giebt das Zeichen für die Freunde und Verwandten, welche nun festlich gekleidet er scheinen. Man trägt die Leiche zu der Stätte, wo sie ver brannt werden soll; dieselbe liegt gewöhnlich in der Nähe der Dörfer. Voran im pomphaften Zuge marschiren die Bonzen, deren ältester den Bortritt hat; hinter ihnen tragen zehn bis zwölf junge Leute den Sarg unter einer Art von Baldachin aus Bambus, der mit Blättern und Blumen Gräber bei den Laos. verziert ist und gleichfalls auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird. Dann folgen die Männer, hinter ihnen Frauen und Kinder mit Fähnchen von allen Farben, welche neben dem Scheiterhaufen in die Erde gesteckt werden. Auch sind Flag genstäbe von Bambus aufgepflanzt und alte Palmstämme, von denen Schlinggewächse herabhängen. Diese bilden eine luftige Schranke, welche die bösen Geister nicht durchdringen können. Der Scheiterhaufen besteht aus Holzstücken von gleicher Länge, die über Kreuz auf einander geschichtet sind, aber nur so hoch, daß die Träger den Sarg bequem aufsetzen können. Nun stellen sich die Männer ganz nahe ringsum, Frauen und Kinder bleiben einige Schritte zurück. Die Bonzen sprechen Gebete und erhalten noch einmal Opfergaben für ihre Pagode. Ihr Aeltester besteigt den Scheiterhaufen und spricht mit ausgebreiteten Armen den letzten Segen. Nach dem er herabgestiegen ist, zündet man das unter den Schei ten liegende Harz an, und sofort schlägt die Lohe hoch auf. Der Sarg versinkt in den Flammen und einige Männer schieben ihn mit langen Stangen fortwährend so, daß er der vollen Gluth ausgesetzt bleibt. Einem Europäer fällt es auf, daß bei der ganzen Ceremonie die Anwesenden nicht das geringste Zeichen von Trauer blicken lassen; sie sehen mit Gcmüthsruhe dem Brande zu. Die Ueberreste dürfen am Tage der Verbrennung von keinem Menschen berührt werden. Zuerst entfernen sich die Frauen und dann begin nen die Ringer ihren Kampf zu Ehren des Verstorbenen. Erst am folgenden Tage, wenn die Gebeine kalt sind, wer den sie von der Familie gesammelt, in eine Urne gethan und begraben. Den Platz bezeichnet man mit einem Stcindenk- mal oder mit einem hölzernen Pfahle, der mit Schnitzwerk verziert ist. Weiter aufwärts am Mekong wird im Walde eine Art von Schuppen über die Urne gebaut. Eigentliche Friedhöfe findet man bei den Laos nicht; die Familie begräbt die Ueberreste ihrer Angehörigen, wo es ihr gerade paßt, manchmal in der Nähe der Wohnungen, manch mal im Walde in der Nähe einer Pagode; das letztere ist aber nur den Bonzen und reichen Leuten gestattet, und bann werden über den Gräbern wohl Pyramiden und über jenen von Prinzen Pagoden errichtet. Biele Ruinen, welche die