Mit besonderer Berurksicktigung eter Antbropologie urul Eibnologie. An Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von Karl Andree. April Monatlich 4 Nummern. Halbjährlich 3 Thlr. Einzelne Nummern, soweit der Vorrath reicht, 4 Sgr. 18?2. Neu-Guinea und die benachbarten Eilandgruppen. Die Pfahlbauten auf Neu-Guinea. — Einrichtung der Wohnungen. — Die Brumer-Inseln. — Tripangfischerei; Tripang als Umlaufsmittel.— Eigenthum kann nicht vererbt werden. — Eigentümliche Art zu grüßen. — Schiffsbau; verschiedene Arten von Canoes. — Das Schwein als Lieblingsthier. — Neu-Britannien und Neu-Irland. — Die Kannibalen auf den Salomons- Jnseln. — Götzenbilder. — Das Canoehaus. Wir haben schon gesagt (^Globus" Nr. 13), daß wir über die große Insel Neu-Guinea nur erst spärliche Kunde besitzen und vom Innern des Landes so viel wie gar nichts wissen. Nun ist ein Russe, Nikolaus Michluko Maklal, kühn und getrost mit dem Schiffe „Witiaz" ausgefahren, um Theile dieses Innern zu erforschen. Das Fahrzeug ist ihm von seiner Regierung zur Verfügung gestellt worden, welche überhaupt der Expedition in preiswürdiger Weise Vorschub geleistet hat. Dieselbe ist auf eiste Dauer von sieben bis acht Jahren berechnet, wovon zwei auf Neu-Gui- uea verwandt werden sollen. Der Reisende gedenkt zunächst an der zumeist noch unbekannten Ostküste sich festzusetzen, dort einige Wohnungen zu bauen und von seinem Standort aus Wanderungen und Streifzüge zu unternehmen. Das Schiff wird inzwischen Fahrten im Großen Ocean unter nehmen und Herrn Maklal sich selbst überlassen. Wir wollen die Notizen, welche wir in unserm vorigen Aufsatze über Neu-Guinea gaben, durch einige andere ver vollständigen und einige Bemerkungen über die Bewohner der Eilandgruppen hinzufügen, welche nach Osten hin liegen. In einem durchaus tropischen Klima bedarf man luftiger Wohnungen, bauet dieselben leicht und sie ruhen auf Pfäh len. Gewiß mehr als zehn Millionen Menschen in ver schiedenen Gegenden der Erde sind noch heute Pfahlbauer Globus XXI. Nr. 16. (April 1872.) und werden es auch bleiben. Sie stellen das Haus in die Luft schon deshalb, damit die Feuchtigkeit des Bodens keine nachtheiligen Einflüsse auf die Gesundheit übe. Die Zahl der Pfähle ist, je nach der Größe, verschieden. Etwa vier Fuß über dem Grunde geht der Pfahl durch eine breite, ab gerundete Holzscheibe, durch welche Ratten und Schlangen abgehalten werden, und die einzelnen Pfähle stehen vermit telst einer Anzahl von Quersparren in Verbindung; über sie wird dann der Fußboden gelegt. Dieser besteht aus Holz von der Kokospalme. Unsere Illustration zeigt das ge- sammte Balken- und Sparrenwerk einer solchen Hütte, welche unter dem abgerundeten Dache ein zweites Stockwerk hat, das jedoch kleiner und viel niedriger ist als das untere. Es wird zu ähnlichen Zwecken benutzt wie bei uns der Boden raum; man bewahrt dort Lebensmittel auf, Geräthschafteu, Waffen und dergleichen mehr, so daß die eigentliche Woh nung frei bleibt. In dieser wird jedoch das Trinkwasser in einer Anzahl von Kokosnußschalen aufbewahrt, deren Oeff- nung man mit einem Grasbüschel verschließt. Man bedient sich derselben genau so, wie die Buschmänner und Hotten toten in Südafrika der Straußeneier. Vermittelst einer sehr einfachen Treppe und durch eine viereckige, im Fußboden angebrachte Oesfnung gelangt man in die Wohnung. Die Treppenstufen, wenn dieser Ausdruck 31