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216 Die Papuas an der Dourga-Straße und am Utanata auf Neu-Guinea. ner Statur. Dem letztem entspricht die Abbildung nicht, welche wir bei Earl zu S. 47 finden. Sie ist nach einem Porträt gezeichnet, welches der holländische Maler Van Raal- ten geliefert hat; die Figur ist sehr schlank und die Muskeln an Armen und Beinen treten stark entwickelt auf. Wir mässen unentschieden lassen, wer recht hat. Auch die Utanata-Papuas verwenden große Sorgfalt auf den Haarputz; sie flechten das wollige Haar in sechs bis neun Streifen oder Stränge, die von der Stirn Parallel mit einander nach dem Nacken zulaufen; die Zähne werden spitz gefeilt, in den durchbohrten Nasenflügeln trägt man Federn oder Stückchen Holz. Mit glühender Kohle brennt man sich lange Striemen auf Oberarm, Brust und Beinen ein und dieselben treten manchmal einen Zoll hoch hervor. Als Schmuck hat man auch Halsbänder von Thierzähnen, Menschenzähnen und Fruchtkernen von verschiedenen Farben. Die Armbänder werden aus Rotang (Stuhlrohr) geflochten und mit kleinen Muscheln besetzt. Der Lendenschurz besteht bei den Männern aus Pflanzenfasern. Neugeborene Kinder werden in heißen Sand gelegt. Außer den gewöhnlichen Waffen trägt der Mann auch eine Keule; man verfertigt auch eine steinerne Axt, die an einem Stiele festgebunden wird,) und mit diesem dürftigen Werk zeuge fällen die Utanatas einen Baum, wandeln diesen in einen Kahn um und verrichten damit Zimmerarbeit. Sie sind gewandte Ruderer und Schwimmer; manche Nachen haben bis zu 60 Fuß Länge. Bei ihren Gesängen, welche einer mit näselnder Stimme vorträgt, fällt der Chor mit einem melancholischen Gebrumm ein und zum Schluffe sto ßen Alle einen gellenden Schrei aus. Jeder Mann nimmt so -viele Frauen als er bekommen und ernähren kann. Bon ihren religiösen Vorstellungen und ob sie überhaupt der gleichen haben, wissen wir nichts, wohl aber ist bekannt, daß sie bei Versprechungen eine Art von Eid ablegen; sie ritzen sich die Haut und das mit Seewasser vermischte Blut wird zum Zeichen der Bekräftigung getrunken. Cook kam Anfang September 1770 mit diesen Papuas in Berührung; er entwirft von dem Zusammentreffen mit Papuas am Utanata. ihnen eine lebendige Schilderung. (Erste Reise, Buch III, Capitel 7.) Es gelang nicht, mit ihnen in friedlichen Ver kehr zu treten. „Sie boten uns durch Geschrei herausfor dernden Trotz und ihrer vier oder fünf gaben zumal Feuer. Wir konnten uns nicht erklären, was für ein Feuer das eigentlich sei oder zu welchem Zwecke es dienen solle. Die, welche eine Ladung gaben, hatten einen kurzen Stab, mög licherweise ein hohles Rohr, welches seitwärts geschwungen wurde; dabei sahen wir dann Feuer und Rauch, gerade so wie bei einer Muskete und auch nicht von längerer Dauer. Diese wunderbare Erscheinung wurde vom Schiffe aus beob achtet und die Täuschung war so groß, daß das Schiffs volk glaubte, die Wilden hätten Feuerwaffen; wir im Boote hätten glauben können, daß sie volle Salven abfeuerten, wenn wir nicht so nahe gewesen wären, daß wir den Knall hätten hören müssen." Kolff bemerkte Aehnliches an der Dourgastraße und Mo- dcra am Utanata. „Mehrere Wilde standen am Ufer und schwenkten ein kurzes Stück Bambusrohr, aus welchem dann Rauch hcrvorkam, aber Feuer bemerkten wir nicht. Unser Dolmetscher sagte, sie hätten ein Gemisch von Kalk, Asche und Sand, und diese würfen sie hinaus, um einander zu zeigen, wo sie wären." Das ist eine dürftige Angabe über einen Gebrauch, der im übrigen Neu-Guinea noch nicht be merkt worden ist. Modem hat sich mehrere dieser Bambus verschaffen können. Man ist jetzt darüber einig, daß sie den Wilden dazu dienen, einander Signale zu geben. Wir verstehen übrigens die Illustration nicht, denn in dem uns vorliegenden Berichte finden wir, daß der Staub aus dem Rohr herausgeblasen werde. „Wenn man sie seitwärts bläst, so bezeichnet das die friedliebende Absicht der Nahen den, fliegt sic aber senkrecht empor, dann gilt sie als eine Herausforderung oder Warnung." (Finsch, S. 62.) Man trifft diese sonderbare Gewohnheit auch bei einigen Stäm men Australiens.