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Die Papuas an der Dourga-Straße und am Utanata auf Neu-Guinea. 114 der Bernerinnen. Die Appenzellerinnen scheinen eine große Vorliebe für das Bunte zu haben. Der faltenreiche Roch das seidene Halstuch und die große seidene Schürze sind meist von grellen Farben, und das Halbmieder mit dem keil förmigen Ausschnitt ist oft mit Silber- und Goldstickerei verziert. Den Hauptschmuck des weiblichen Anzuges aber bilden die silbernen Ketten, die dreifach, vier- und mehrfach um den Hals geschlungen und wie Guirlanden unter den Armen hindurch und Uber die Brust hinweg getragen wer den. Sie sind oft von beträchtlichem Werthe und erben durch Generationen von Mutter auf Kind. Die Papuas an der Dourga-Straße Wir lasen jüngst, daß von Rußland aus eine wissen schaftliche Expedition ausgerüstet worden sei, um Neu- Guinea zu erforschen. Diese große Insel, deren Flächen raum man auf etwa 12,000 Geviertmeilen annimmt, schließt im Osten den hinterindischen Archipelagus gleichsam ab und ist durch die Torresstraße von Nordaustralien getrennt. Die westliche Hälfte, bis 141« O., wird von den Niederländern in Anspruch genommen, doch hat über einige Strecken und Punkte im Norden und im Westen der Sultan von Tidore eine gewisse Souverainetät. Der ganze östliche Theil ist uns noch völlig unbekannt und nie von dem Fuße eines wei ßen Mannes betreten worden; auch über die Gestade sind wir erst dürftig unterrichtet und kennen sie zumeist nur iu allgemeinen Umrissen. Man kann sagen, daß noch heüte Neu-Guinea eine tsrru australis inooAnitu sei. Ein Blick auf die Karte zeigt die eigcnthümliche Gestaltung des Lan des, das im Südosten bis zu 10° Süd reicht, während es sich im Nordwesten, an der Dampierstraße, fast bis an den Aequator erstreckt. Die Küsten sind zumeist hoch und oftmals gebirgig, nur an der Südwestseite sind sieflach. DasArfak- gebirge au der westlichen Nordküste steigt bis zu 9000 Fuß an; hinter der westlichen Südküste ragen Alpengcbirge empor. Weiter wissen wir nichts, das ganze Innere ist noch zu er forschen und für die Wissenschaft zu erobern. Auch über die Bewohner haben wir nur dürftige An gaben; nur über die Stämme an verschiedenen Theilen der Küste bis etwa 141° O. besitzen wir Nachrichten, die weder erschöpfend sind, noch allemal mit einander Ubereinstimmen. Man bezeichnet die Menschen auf Neu-Guinea als Papuas, was im Malayischen Leute mit krausem Haare bedeutet. Wir enthalten uns aller Speculationen über die Verbreitung dieser Menschengruppe, über welche noch viel zu wenig Be obachtungen vorliegen, als daß man generalisiren oder nach ein paar Schädeln zwei verschiedene Typen auf Neu-Guinea annehmen dürfte. Gewiß ist, daß sie als wilde Barbaren auf einer sehr niedrigen Stufe sich befinden, und daß bisher alle Versuche, ihnen etwas Civilisation beizubringen, kläglich scheiterten. Jeder Unbefangene konnte das schon im Voraus wissen. Wir wollen unsere Leser heute mit einigen Papuastäm men an der Südwestküste bekannt machen und gedenken in einem folgenden Aufsatze auch auf jene in anderen Landes theilen einen Blick zu werfen. Die Anwohner der Südwestküste stehen auf einer fehr- niedrigen Stufe und sind viel roher und wilder als alle an deren. Ueber jene, welche an der Mündung des Utanata- stromes wohnen, und dann auch über jene an derPrinzeß- Marianne-Straße, haben wir durch die Holländer man cherlei Nachrichten. Diese Straße hielt man früher für einen Strom und bezeichnete sie als Dourgafluß; sie schei det das Festland von der Prinz-Frederick-Hendricks-Jnsel, und am Manata auf Neu-Guinea. 7° S., 138° 44' O. Die Küsten sind erst 1828 und 1835 näher bekannt geworden. Man fand nur umherschweifende Horden, die als Jagd- und Fischernomaden umherziehen und nicht einmal Dörfer kennen; sie Hausen in niedrigen, armseligen Hütten und ver weilen nicht dauernd an derselben Stelle. Ihre Nachen sind von rohester Art, der Bogen, Pfeile und Lanzen wis sen sie sich geschickt zu bedienen. Lieutenant Modera von der niederländischen Kriegscorvette „Triton" hat sein Zu sammentreffen mit ihnen geschildert. Sie haben tief dunkel braune, ins Schwärzliche fallende Haut, sind mittelgroß und kräftig gebaut, haben aufgeworfene Lippen, platte Nasen, gehen fast nackt und tragen vor dem Unterleibe gewöhnlich einen Flaschenkürbis oder eine große Muschel, welche sie mit einem aus Bast verfertigten Lendenschurze befestigen; auf den Haarputz verwenden sie große Sorgfalt. Die Mann schaft des „Triton" hatte auf ihrer Fahrt in dieser Dourga- straße keinen Menschen am Lande bemerkt; da zeigte sich urplötzlich eine Anzahl von Eingeborenen, welche ihre Lan zen schwenkten und durch Schreien und Winken sich bemerk lich machen wollten; es mochten ihrer nahe an dreißig sein. Modera setzte eine Schaluppe aus und die Schwarzen gin gen in dem seichten Wasser derselben entgegen, immer die Arme bewegend und noch lauter schreiend als vorher. Ein Dolmetscher aus Ceram, welcher die Sprache einiger nörd lichen Stämme kannte, verstand ihren Dialekt nicht und suchte sich durch Zeichen mit ihnen zu verständigen. Um anzu deuten, daß man in friedlicher Absicht komme, tauchte er seine rechte Hand ins Meer und besprengte sich damit den Scheitel. Dieser' Brauch scheint bei den Papuas allgemein zu sein; jene an der Dourgastraße verstanden, was er be deuten solle-, zwei Männer thaten ein Gleiches, und nun sprang der Dolmetscher ins Wasser, um ihnen Spiegel und Stränge von Glasperlen vorzuhalten. Sie lachten laut auf, schrien, tanzten im Wasser herum und der Dolmetscher mußte mittanzen. Da Alles so friedlich war, kamen aus dem Walde nach und nach viele Andere zum Vorschein; ein Deut scher, Herr Hagenholz, sprang nun auch ins Wasser, tanzte mit und die Schwarzen wurden so dreist, daß sie der Scha luppe ganz nahe kamen. Es begann ein Tauschhandel; sie gaben ihre Zierrathen her, betasteten Alles, was sie erreichen konnten, stahlen aber nichts. Um ihren friedlichen Sinn anzudeuten, steckten sie Pfeile und Lanzen in den Ufer schlamm und boten den Weißen ihre Frauen an; auf Baum wollenzeug legten sie besondern Werth. Inzwischen machten sie sich auch daran, unbemerkt wie sie wähnten, die Schaluppe näher ans Ufer zu schieben. Da nun eben Ebbe eintrat und die Holländer ihren Vorrath an Tauschartikeln erschöpft hatten, wollte das Boot nach der Corvette zurückfahren. Ein Offizier, Herr Boers, hatte zu letzt noch einem Papua einen Strang Perlen um den Hals