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192 Aus allen ch lischen und zoologischen Seite hin. Es besteht unter General Comstock ein eigenes Seeausnahme-Amt (Imüs-survs^-ostiae) und fiir die zoologische Erforschung ist speciell Sidney I.Smyth angestellt. Unter Leitung der beiden Genannten ist im Sommer 1871 der Obere See näher untersucht worden. Die tiefste Stelle desselben wurde bei 169 Faden gesunden. Wie in allen tiesen Stellen, so war auch hier der Boden mit einem gleich- sörmigen Lager von Thon und Thonschlamm bedeckt. Nicht die geringste Spur von Salz wurde im Wasser gesunden. Die Temperatur betrug überall in der Tiefe von 30 bis 40 Faden gleichmäßig — im August — 39° Fahrenheit (— 3,89 Celsius); an der Oberfläche aber schwankte sie zwischen 50 und 55" F. (—10,0" bis 12,78" C.). Die Fauna des Tiefjeebodens ent sprach den physikalischen Bedingungen. An seichten Stellen von 30 bis 40 Faden Tiefe findet sich eine eigene Fauna, tiefer ab wärts eine andere. Die Verbreitung der Arten erscheint sehr einförmig und die durch Smyth aufgestellte Liste ist verhältniß- mäßig klein. Man sand dieselben Crustaceen, die 1870 schon im Michigan-See entdeckt wurden, und dasselbe Pisidium. Einige der Crustaceen waren nicht zu unterscheiden von den im Wettern- See, in Schweden, vorkommenden. (Nach Silliman's Journal of Science.) —in. Hercules und die Hydra. Englische Gelehrte ha ben die Frage erörtert, welches Thier man sich unter der von Hercules getödteten Schlange vorzustellen habe. Herr Buckland meint, es könne der achtarmige Tintenfisch, Sepia oetoxus, ge wesen sein, und äußert sich darüber wie folgt: Im September 1363 befand sich im zoologischen Garten des Regentspark ein großer lebendiger Octopus. Ich stellte Experimente mit dem Thiere an, um zu erfahren, ob es elektrische Kraft besitze, und bei dieser Untersuchung kam mir der Gedanke, daß die Schlange, welche Hercules tödtete, wohl hätte ein Octopus sein können, der in Folkstone „insu-sucker" genannt wird. Ein Autor des siebenzehnten Jahrhunderts beschreibt die Hydra folgendermaßen: Hydra ist ein furchtbarer Drache, mit dem Hercules kämpfte, und wenn er ihm einen Kopf oder Tentakel (!) abschlug, so wuchsen sofort zwei oder drei wieder hervor. — Dasselbe würde geschehen, wenn man mit einem Octopus kämpste: hiebe man ihm einen Arm (Tentakel) ab, so würde er einen neuen hervor strecken. Meine Hypothese fand unvermuthete Stütze in einem Briefe des verstorbenen Mr. Pentland, welcher mir darüber schrieb: „Ich habe einen Brief von Ihnen gelesen, in welchem Sie muthmaßlich aussprechen, die Schlange, welche von Hercules getödtet ward, könne wohl ein Octopus gewesen sein. Ich kann diese Hypothese stützen durch das Ergebniß meiner Untersuchung einiger Vasenbilder, hauptsächlich in den Sammlungen des Va tikans, welche den Halbgott darstellen, im Begriff, einen riesigen Octopns (rnan-suoüsr) zu tödten. Derselbe ist correct gezeich net, nur hat er auf einem Bilde mehr, auf einem andern we niger Arme als der große Kephalopode." » * -ft — Telegraphengebühren nach China und Japan. Diese sind beträchtlich herabgesetzt worden und werden gewiß in der Zukunft noch mehr ermäßigt werden. Vom I. März ab kostet ein einsaches Telegramm von London bis Schanghai 4 Ps. St. 6 Schilling statt 8 Pf. St. 5 Sch. Ein Telegramm nach Japan wird von 9 Pf. St. 5 Sch. auf 5 Pf. St. 6 Sch. ermäßigt. 35 Thaler 10 Groschen bis zur Hauptstadt des Son nenausgangslandes ist allerdings noch ein hübscher Preis. Erdtheilen. — Die Goldausbeute im französischen Guyana steigert sich. Im Jahre 1856 betrug sie nur erst 8 Kilogramme; dagegen hat sie 1871 mehr als 561 Kilogramme betragen, im Werthe von 1,685,648 Francs. Die Gesammtausbeute von 1856 bis und mit 1869 hat sich gestellt aus etwa 3400 Kilogramm, im Werth von mehr als 10 Millionen Francs; das ist aber nur der dcclarirte Betrag. — In der Nähe von Astoria, am untern Columbiastrom, ist im October 1871 eine Silberader gefunden worden. Dr. Nächtigst im Sudan. Wir erhielten von Herrn Baron von Maltzan folgende Zu schrift: „Da ich fürchte, daß ich den Lesern des „Globus" in Bezug auf das Loos Dr. Nachtigal's einigen Schrecken ein gejagt habe (durch meine in Nr. 9 des „Globus" veröffentlichte Frage: „Ist Dr. Nachtigal verschollen?"), so halte ich es für meine Pflicht, Ihnen mitzutheilen, was mir seitdem von Tri polis zur Minderung jener Befürchtungen geschrieben worden ist. Konsul Rossi meldet mir nämlich, daß man in Tripolis weniger große Besorgnisse hege und zwar aus salzendem Grunde: Sie erinnern sich, daß zu gleicher Zeit, wie Dr. Nachtigal, ein türkischer Gesandter, Namens Bu Aissa, mit Geschenken für den Scheich von Bornu von Tripolis abreiste und zwar mit zahlreichem Gefolge, und daß Dr. Nachtigal den Weg von Mur- zuk nach Bornu in dessen Gesellschaft zurücklegte. Dieser türki sche Gesandte ist wahrscheinlich noch in Bornu, man hat aber von ihm ebensowenig Nachrichten wie von Dr. Nachtigal. Die ser Umstand wirft ein ganz anderes Licht auf den Mangel an Nachrichten in Bezug auf unsern Landsmann. Denn wenn man von einem einzelnen Reisenden und noch dazu von einem Europäer auch annehmen darf, daß er in jenem Lande des Fanatismus so zu sagen spurlos verschwinden kann, wie Vogel und Beur- mann, so ist das doch von der zahlreichen Reisegesellschaft des türkischen Gesandten kaum zu glauben, und wir müßen hier auf irgend eine locale Störung schließen, welche zur Zeit Bornu vom Verkehr mit den allgemeinen Sudan-Karawanen abschließt. Als ich jene Befürchtungen aussprach, war mir nichts be kannt von der Nachrichtslosigkeit in Bezug auf die türkische Ge sandtschaft. Im Gegentheil, in Tripolis ging das Gerücht, es seien Briefe vom Gesandten an den dortigen Gouverneur an gelangt. Da diese türkischen Gouverneure oft mit solchen Brie- ' fen Geheimnißkrämerei treiben, so hatten jene Gerüchte freien Spielraum und das warf ein sehr beängstigendes Licht aus das Ausbleiben von Nachrichten von Dr. Nachtigal. Nun hat aber Konsul Rossi direct beim Gouverneur an gefragt und die Auskunft erhalten, daß von Bu Aissa ebenso lange keine Briefe eingelaufen sind wie von Dr. Nachtigal, dessen letztes Schreiben vom Januar 1871 ist. Jene Besorgnisse waren besonders durch die Erinnerung an einiges in Nachtigal's letztem Briefe Mitgetheilte verschärft wor den. Sein italienischer Diener hatte nämlich den Verräther ge spielt, sich von ihm getrennt, war Moslem geworden und suchte nun die Bewohner von Kuka gegen unsern Landsmann aufzu hetzen. Es war ein höchst trübes Bild, das er mir damals von seinem Leben in Kuka entwarf, und dies rechtfertigte wohl die durch das lange räthselhafte Ausbleiben von Nachrichten noch bestärkte Besorgniß. k. 8. Rossi theilt mir mit, daß er, so wie ein Bries oder eine bestimmte Nachricht von Dr. Nachtigal anlangen werde, er sie sogleich an Dr. A. Petermann in Gotha telegraphiren werde." Inhalt: Die Jagd mit dem Gepard in Indien. (Mit zwei Abbildungen.) — Die montenegrinische Rjeka. Von F. Kanitz. (Mit einer Abbildung.) — Die Gcyser-Region am obern Yellowstone und die Mauvaises Terres am White Eurth River. (Mit einer Abbildung.) — Der moabitische Jnschriftstein. — Ein Tag in der südanierikanischen Stadt Tacna m Peru. — Das Hochland über dem Garda-See. Von P. v. S. — Aus allen Erdtheilen: Brautwerbung in Birma. — Erforschung des Oben? Sees in Nordamerika. — Hercules und die Hydra. — Dr. Nachtigal im Sudan. — Verschiedenes. Herausgegcben von Karl Andree in Dresden. — Für die Redaction verantwortlich: H. Vieweg in Braunschweig. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohu in Braunschweig.