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184 Die Geyser-Region am obern Yellowstone und mit einander in Verbindung stehende Krater, von welchen der eine thätig wurde, wenn der andere still war; die aus dem größern Krater aufsteigende Säule hatte 5 Fuß im Durchmesser. Alle Geyser iutermittirten; Dampfsäulen und klare, tiefe Teiche sind Uber das ganze Becken verbreitet. Etwa 5 Miles unterhalb desselben, an der Westseite des Fire Hole River, liegen vier heiße Seen; der größte der selben hat etwa 450 Schritt im Umfang und scheint sehr tief zu sein." Bon diesen heißen Seen trat Washburne den Rückweg an. Er kam durch die Schlucht, Canon, durch welche der Fire Hole feinen Weg findet; sie ist von Granit, die Sei tenwände, 800 bis 1000 Fuß hoch, fallen nahezu senkrecht ab; die Seitenschluchteu sind mit immergrünen Pflanzen be wachsen. Auch der Madison bildet einen Canon, der aber nicht so hoch, auch weniger steil und theilweise mit hohen Bäumen bewachsen ist. Am 22. September erreichte Washburne Farley's Ran cho, die erste menschliche Wohnung, am Madison. Er be merkt, daß jene Hellowstoneregion den Ackerbau ausschließe, aber Schwefel sei in solcher Menge vorhanden, daß man damit die ganze Welt versorgen könnte. * * Das ganze Stromgebiet des obern Missouri ist mit vollem Recht als ein Wunderland zu bezeichnen, es hat auf dem weiten Erdball seines Gleichen nicht. Wir wollen als NebenstUck zu der Geyserregion am Yellowstone einige Angaben über die sogenannten Mauvaises Terres hinzufügen, welche an einem der aus Westen kommenden Zuflüsse des Missouri, dem White Earth River, eine sehr ausgedehnte Strecke Landes einnehmen. Der Missouri ist der mächtigste Fluß auf der Ostseite der Felsengebirge. Seine Quellen, welche zwischen 42 und 43« N. am Ostabhange des Windrivergebirges liegen, waren bis 1805 unbekannt. Am 13. Juni des genannten Jahres waren Lewis und Clarke auf ihrer berühmten Entdeckungs reise bis an die großen Wasserfälle des Missouri gekommen; dieselben bilden unter 47« N., auf einer Strecke von 10 Miles, eine Reihenfolge von Katarakten; bei einem dieser Fälle, von welchem wir eine Illustration beifügen, stürzt die gesammte Wasserfülle in einer Breite von etwa 1000 Fuß über eine 87 Fuß hohe Felswand herab. Die beiden Rei senden befuhren oberhalb der Katarakten den Fluß in aus gehöhlten Baumstämmen und gelangten am 19. Juli zu den „Pforten der Felsengebirge", wo der Missouri aus denselben hervorbricht und auf einer Strecke von 6 Miles in engem Bette zwischen 1200 Fuß hohen Steilwänden sich einen Lauf gebahnt hat. Er wird von drei Quellflüssen gebildet, dem Gallatin, Madison und Jefferson. Bei Ccdar Fort im südlichen Dakotah mündet in ihn der schon erwähnte White Earth River, dessen Quellen im nordwestlichen Winkel von Nebraska liegen. Er durchfließt eine merkwürdige Einöde. So weit das Auge reicht, sieht man weder Baum noch Busch, wohl aber dann und wann Cacteen und in den Niederungen sogenannte Milchpflanzen. Dann kommt man in die Region der Mauvaises Ter res, und Alle, welche dieselbe besucht haben (z. B. Dale Owen und Girardin), stimmen darin überein, daß der An blick ein „unbegreiflicher" sei, namentlich wenn die Abend sonne auf eine gewaltige Trümmerstadt fällt. In dieser erheben sich Mauern und Bastionen, große Paläste mit mäch tigen Knppeln und andere Bauwerke von wunderbaren und seltsamen Gestalten. Das Ganze ist über alle Beschreibung phantastisch und macht einen überwältigenden Eindruck. In Abständen von verschiedener Entfernung erheben sich Uber die Mauvaises Terres am White Earth River. dem schneeweißen Boden backsteinröthliche Burgen mit Zin nen und Pyramiden, auf deren Spitzen mächtige Blöcke lie gen. Mitten in diesem Chaos geologischer Ruinen ragt eine etwa 300 Fuß hohe Säule gleich einem Leuchtthurm empor. Nach Westen hin steigen die sogenannten Black Hills empor, in deren Wäldern viele Pelzthiere und auch das Berg- fchaf Hausen. Die herabströmenden Gewässer haben alle- sammt in den Ebenen weißliches Brakwasser. In der „ver wunschenen Stadt" bemerkt man, von Norden her kommend, zuerst seltsam gestaltete, 200 Fuß hohe Säulen, dann ein großes Amphitheater, das mit okerfarbigen, ausgezackten Mauern umgeben ist. Es kommt dem Beschauer so vor, als ob sich in Urzeiten der Boden einst um 200 bis 250 Fuß gesenkt und an vielen Stellen Hügel von sehr verschie dener Gestalt, Höhe und Umfang zurückgelassen habe. Die steilen Wände und Abhänge derselben sind im Verlaufe der Zeit durch Regen und Schneeschmelzen ausgewaschen wor den und haben auf diese Weise ihre wunderbare Gestalt be kommen. An manchen Stellen besteht der Boden aus einer dicken Lage fossiler Knochen, von denen manche vollständig er halten sind. Am Fuße der Hügel findet man fossile Schild kröten von Ziegelsteinfarbe, zum Theil ganz unversehrt und bis zu 15 Pfund schwer. Mitten zwischen denselben fand man einen fossilen Rhinoceroskopf und eine Kinnlade mit wohlerhaltenen Zähnen von einem Hund oder Wolf; so dann ganze Haufen von Zähnen und zerbrochenen Kinn laden, Knochen und Wirbeln vom Oreodon, von Mastodon ten und Elephanten, alle in Thon oder fleischfarbigen Mör tel eingebettet. Wie soll man sich das Entstehen dieser Ungeheuern Bcin- stätte erklären? Wie kamen dorthin jene Anhäufungen von Knochen, welche längst ausgestorbenen Thierarten angehören? Auf welche Weise wurden sie durcheinander geworfen mit Millionen von Scemuscheln und Seeschildkröten in einer Wüstenei, die heute volle vierhundert deutsche Meilen vom Ocean entfernt liegt? Nach der Ansicht David Dale Owen's („Globus" VI, S. 57, 1864) befand sich in der Tertiärzeit in jener Ge gend der Mauvaises Terres ein großer Süßwassersee. Da mals lebten ini obern Thale des Missouri und in der Quell gegend der Flüsse, welche von Westen her in ihn münden, — also dort, wo wir jetzt das langhörnige Bergschaf und den Büffel finden —, andere Thierarten, welche aber schon vor dem Erscheinen des Mammuths und des Büffels unterge gangen sind. Die Arten, welche man dort in fossilem Zustande angetroffen hat, Weichen nicht nur von jeder jetzt lebenden Art ab, sondern auch von allen anderen fossilen Geschöpfen, die bisher, gleichviel wo auf Erden, in den Formationen der gleichzeitigen geologischen Epoche gefunden worden sind. Neben einer einzigen noch auf Erden vorhandenen Thier gattung, dem Rhiuoceros', findet man in den Mauvaises Terres andere, welche der Wissenschaft bis dahin unbekannt waren; sodann auch anomale Familien, die in ihrem Bau die anatomischen Verhältnisse verschiedener Gattungen vereinigen und als Bindemittel zwischen den Dick häutern, Sohlengängern und Zehengängern gelten können. So zeigt z. B. das von Dr. Leidy unter dem Namen Archäotherium beschriebene Thier die Merkmale dieser drei Ordnungen. Seine Backenzähne gleichen jenen des gewöhnlichen Schweines, des Peccari und des Babirussa (Hirschebers); seine Reißzähne jenen des Bären, während der obere Schädeltheil, die Backenknochen und die Schläfen grube ganz wie bei den Katzenthieren gestaltet sind. Ein anderes Thier, das Oreodon, hat die Backenzähne des