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Mit besonderer Derücksicbtigung üer Antbropologie unil Gtbnologie. In Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von Karl Andree. Ä!är) Monatlich 4 Nummern. Halbjährlich 3 Thlr. Einzelne Nummern, soweit der Vorrath reicht, 4 Sgr. 1872. Die Zagd mit dem Unsere Leser kennen aus den Schilderungen im vorigen Bande des „Globus" die altindische Pracht und Herrlichkeit, welche am Hofe des Guikowar von Baroda herrschen. Wir haben ihnen erzählt von den Elephanten-, Nashorn- und Menschenkämpfen, nicht minder auch, daß der Herrscher sich eine ganze Menagerie gezähmter Thiere unterhält, unter denen dieJagdgcpards oder Tschitas einen hervorragen den Platz behaupten. Der Gepard (O^nailnrus fukutus) ist der liebenswürdigste Vertreter desKatzengeschlcchtes; aber wie sein systematischer Name bereits andeutet, ist er keine echte Katze mehr, sondern das Bindeglied zwischen Katzen und Hunden, eine Art Uebergangsgeschöpf, welches von bei den Familien etwas an sich hat, obgleich es mehr zu den Katzen neigt. Katzcnartig, sagt Brehm, ist noch der Kopf, katzenartig der lange Schwanz; hundeartig aber ist der übrige Körper, hundeartig zumal sind die langen Beine, deren Pfo ten nur noch halbe Pranken genannt werden können. Noch ist hier die ganze Einrichtung zum Einziehen und Hervor schnellen der Klauen vorhanden, aber die betreffenden Mus keln sind so schwach und kraftlos, daß die Krallen fast immer hervorragen und deshalb, wie bei den Hunden, durch Ab nutzung stumpf werden. Das Gebiß gleicht im Wesentlichen dem der Katzen, die Eckzähne aber sind ähnlich wie die der Hunde zusammengedrückt. Auch der Pelz hält die Mitte zwischen dem der Katzen und Hunde. Er ist licht gelblich- grau mit braunen und schwarzen Flecken besäet, die auf dem Rücken zusammen fließen. Die Länge des Tschita beträgt etwa 1 Meter, die des Schwanzes -Meter und die Höhe Globus XXI. Nr. 12. (März 1872.) Gepard in Indien. am Widerriß eben so viel. Das ganze Thier ist ziemlich struppig, namentlich am Nacken, wodurch der Name „der Gemähnte" erklärlich wird. Seiner Zwischenstellung zwi schen Katze und Hund entspricht auch das geistige Wesen. Der Gesichtsausdruck ist noch katzenähnlich, aber die Hunde- gemüthlichkeit sieht aus den Augen hervor, welche die Sanft heit des Geistes deutlich anzeigcn. Dieser Tschita ist über das ganze südwestliche Asien ver breitet; in Afrika löst ihn dann eine verwandte Art (6y- nailurus Kultutus) ab. Er ist, wie seine Farbe und Ge stalt anzeigcn, ein echtes Steppenthier, welches sich seinen Unterhalt weniger durch seine Kraft, als durch seine Behen digkeit erwerben muß. Die Nahrung besteht hauptsächlich in den mittelgroßen und kleineren Wiederkäuern, welche in seinem Gebiete leben und die er mit großem Geschick zu er reichen weiß. Er berücksichtigt alle Eigenthümlichkeiteu des Wildes und kommt z. B. niemals über dem Winde ange schlichen, liegt auch still und regungslos, sobald das Leit thier des Rudels seinen Kopf erhebt, um zu sichern. So stiehlt er sich bis auf fünfzig Fuß heran, erreicht sein Wild mit einigen Sprüngen, schlägt es mit den Tatzen nieder und faßt es dann im Genick. Nach kurzem Widerstande hat er sein Opfer bewältigt und trinkt nun gierig das rauchende Blut. Die angeborene List und Jagdfähigkeit mußte den achtsamen Bewohnern seiner Heimath auffallen und sie zu dem Versuche reizen, die Jagdkunst des Thicrcs für sich zu benutzen. Dies ist wirklich außerordentlich gut gelungen; denn der Jagdlcopard ist durch einfache Abrich- 23