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174 Aus allen Erdthellen. Auch Uber die Strömungen berichtet Draper Manches. „Es sind Gründe vorhanden, anzunehmen, daß dieses kalte Tiefenwasser, fern davon stagnirend zu sein, feiner ganzen Masse nach eine Bewegung nach dem Aequator zu hat, während die Oberflächenwasscr ihrerseits im Allgemeinen eine Bewegung nach der entgegengesetzten Richtung zu habend Eine Analyse des Gasgehaltes der Tiefseewasserproben wurde nicht ausgeführt, da die Proben schon zu lauge auf bewahrt waren, mithin viel Gas entwichen sein konnte. Was aber den organischen Gehalt des Wassers betrifft, so bemerkt Draper: „Ich machte eine Untersuchung der orga nischen Materie, welche in dem Tiefseewafser enthalten war, sowohl durch Einäscherung des festen Rückstandes, als mit übermangansaurem Kali. Ich brauchte indessen kaum eine specielle Prüfung anzustellen, denn selbst die klarste Probe enthielt Flocken von organischer Materie, einige Seegräser in den verschiedensten Stadien der Zersetzung. Mit diesen Pflanzenstoffen mischten sich die Uebcrbleibsel kleiner Mecrcs- thiere. Bei Einäscherung des soliden Rückstandes einer aus 200 Faden Tiese genommenen Wasserprobe fand ich, daß die organische und flüchtige Menge des Ganzen nicht mehr als 11 Procent betrug. Noch in Proben, die aus 400 oder 500 Faden Tiefe genommen waren, fanden sich sichtbare Spuren von organischer Substanz. Es ist daher wahrschein lich, daß selbst auf dem Meeresgründe solche organische Sub stanzen vorkommen mögen, nicht nur in Lösung, sondern auch in solider Menge. Pflanzen können dort allerdings aus Mangel an Luft nicht wachsen." Draper unterwarf die aus den Wasserproben erhaltenen festen Rückstände der Spectralanalyse, um zu sehen, ob etwa in den größten Meerestiefen ein bisher nicht bekanntes Ele ment vorkomme, erhielt jedoch ein negatives Resultat. Alle Spectrallinien deuteten auf wohlbekannte Elemente. Die Tiefseebodenproben wurden an Dr. Carpenter über schickt. Er unterwarf dieselben bisher nur einer flüchtigen Prüfung, über welche er schreibt: „So viel ich bis jetzt über sehen kann, bestehen sie aus dem gewöhnlichen atlantischen Schlamme, Kreide in der Bildung begriffen mit den gewöhn lichen Typen der Tiefseeforaminiferen." Aus allen Erdtheilen. Aus dem russischen Centralasien. Wir haben früher schon darauf hingewiesen, daß die neueste Eroberung der Russen in Centralasien, Kuldscha am Jli, welches sie im Juli 187l in Besitz nahmen, eine sehr werthvolle Erwerbung sei. Die Region, deren Hauptstadt Kuldscha ist, bil det ein Durchzugsland für die Karawanen nach dem westlichen China; sie ist fruchtbar und reich an Metallen. Sie war früher im Besitze Chinas, und wir lesen nun, daß die russische Regie rung mit der chinesischen in Unterhandlungen getreten sei, um sich das Land durch einen Vertrag abtreten zu lassen. Dem Vorschläge der Russen zufolge sollen diese Herren der Karawanen straßen und Besitzer der Bergwerke sein und das Recht haben, beide durch Garnisonen zu schützen, auch Factoreien anzulegen; China dagegen solle die verlorene Souveränetät wieder haben, aber auch die Verpflichtung übernehmen, Ruhe und Ordnung im Lande zu halten. So meldet der sonst über innerasiatijche Verhältnisse stets sehr wohl orientirte Berliner Korrespondent der „Times". Uns ist übrigens die Sache noch nicht recht klar, und wir müssen weitere Berichte abwarten. Auf keinen Fall ist anzunehmen, daß die Russen einen so wichtigen Platz wie Kuld scha wieder unter die Souveränetät Chinas stellen würden, das in diesen Gegenden vollkommen ohnmächtig ist und sich inner halb seiner eigenen alten Provinzen nicht einmal der Moham medaner erwehren kann. Inzwischen haben die Russen sich im Lande festgesetzt und arbeiten mit Nachdruck daran, Ruhe zu schaffen. Sie haben die bisher herrschende Classe der Tarantschen, d. h. der reinen Turkestaner, die Mohammedaner (— vergleiche „Globus" S. 96, wo wir die Besitznahme Kuldschas erörterten —j und allefammt Krieger sind, ihrer politischen Vorrechte beraubt und die ver schiedenen Völker gleichgestellt. Diese Maßregel scheint eine gute Wirkung aus die große Mehrzahl der Bewohner gemacht zu ha ben, welche bisher von den Tarantschen ausgesogen wurden. Sodann sind alle Sklaven, deren Zahl vielleicht zu hoch auf 100,000 angegeben wird, freigelassen worden. Viele derselben sind nun beim Bau von Straßen beschäftigt, welche die Russen, die große Wichtigkeit der Verkehrswege wohl würdigend, eifrig in Angriff genommen haben. Sie stellen eine Straße her von Kuldscha nach Osten hin, dem Jli entlang, und eine andere soll diese Stadt mit Chokand verbinden, von wo gegenwärtig eine Straße nach Taschkent hergestellt wird, also mit der Haupt stadt des russischen Turkestan. Die Handelskammer von Tasch kent hat der Regierung empfohlen, eine Pferdeeisenbahn von Taschkent nach Troltzk in Sibirien zu bauen; diese Stadt liegt nordöstlich von Orenburg, das mit den europäi schen Bahnen in Verbindung gebracht werden soll. Eine Privat gesellschaft zu Samara an der mitjlern Wolga hat dieConces- sion zu einer Bahn von dort nach Orenburg erhalten; auch Guriew am Kaspischen Meere soll über Uralsk mit dem euro päischen Bahnnetz in Verbindung gebracht werden. Es können Jahre verfließen, ehe diese Bahnen hergestellt sind, aber gebaut werden sie sicherlich. Erhebliche Schwierigkeiten stehen selbst in den Steppen der Kirgisen und Turkomanen nicht im Wege; die Erfahrung zeigt, daß in denselben überall artesische Brunnen reichlich Wasser geben. — Hermann Vambery hat in unserer Zeitschrift ausführlich die Stellung erörtert, welche der Chan von Chiwa den Rus sen gegenüber einnimmt. Es lag im Plane derselben, diesen turkomanischen Potentaten im Frühjahr I87l zu bekriegen; sie mußten jedoch denselben hinausschieben, weil die Kirgisen, durch unverständige bureaukratische Zumuthungen der Behörden, re bellisch waren und auch die Zustände in Buchara bedenklich er schienen. Gegenwärtig deutet Manches darauf hin, Laß Chiwa „gezüchtigt" werden solle, denn jetzt ist reine Bahn. Abdullah Chan, Sohn des Emirs von Buchara, welcher gegen seinen Va ter rebellirte, an der Spitze der fanatisch-mohammedanischen Partei stand und den heiligen Krieg gegen die Ungläubigen pre digte, ist todt. Er wurde unter Beihülfe der Russen gefangen genommen und feinem Vater überantwortet. Im Gefängnisse „wurde ihm unwohl" und er starb, — versteht sich an Gift. Der Gesundheitszustand Calcuttas. Dieser war bekanntlich ein grauenvoller, aber er ist in einem raschen Aufschwünge zur Besserung begriffen, wozu die Thätigkeit der britischen Behörden nicht wenig beigetragen hat. Noch 1862 konnte der Militärarzt Professor Longmore erklären: „Der pestilenzialische Zustand des großen, von den Eingebore nen bewohnten Theiles von Calcutta, der Zustand der über-