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selben bespiegelt er sein Haar und bessert nach, falls nicht Alles in Ordnung ist. Manche tragen kolossale Perrücken, durch welche ihr gan zer Kopf einen gewaltigen Umfang gewinnt. Die Perrücken macher verstehen sich trefflich auf ihr Handwerk; sie wollen aber nicht die Natur nachahmen, sondern einen möglichst phantastischen Eindruck hervorbringen; Roth und Weiß sind dabei die beliebtesten Farben. Unsere Illustration veran schaulicht dreierlei Arten von Haarputz, wie er bei angesehe nen Leuten vorkommt, bei Gesandten, dergleichen ein Häupt ling an einen andern schickt. Das Document, welches die zu überbringende Botschaft enthält, besteht in einigen Stä ben, welche eine ungleiche Länge haben. Jeder einzelne ent spricht so zu sagen einem Paragraphen der Botschaft, welche dem Gesandten von seinem Häuptlinge mehrmals vorgesagt wird; nachdem er sie richtig wiederholt hat, tritt er seinen Weg an, und wenn er die Botschaft ausrichtet, nimmt er bei jedem Paragraphen den betreffenden Stab, welchen er vor sich niederlegt. Die Hauptfigur stellt den Gesandten dar, die beiden anderen Männer sind seine Attaches. Sein Haarputz besteht aus einer Anzahl kegelförmiger Locken, welche den Mann von Rang kennzeichnen. Der, welcher neben ihm sitzt, hat zweifarbiges Haar; der größere Theil ist schwarz und hoch aufgekräuselt, während der andere vor der Stirn gerollt und weiß ist. Bei dem Maune in der Mitte stehen schwarze Büschel über das aschenweiß gefärbte Haar empor. Leute von Stand winden manchmal um den Kopf einen Turban, der aus ganz feinem Rindenzeuge, Masi, verfertigt wird; er ist allemal weiß und dünn wie Gaze, bis zu 6 Fuß lang. Die Bekleidungsstücke, Masi, werden aus demselben Stoffe verfertigt. Dieselben haben insgemein eine Länge von 20 bis 30 Fuß, aber bei sehr vornehmen und reichen Leuten bis zu 300 Fuß. Man windet dieses insgemein feine und dünne Zeug um die Hüften, schlingt die beiden Enden als Schurz um die Lenden und läßt sie bis ziemlich auf die Knie herabhängen, so daß sie einen Gürtel bilden. Männer von Rang lassen den Masi hinten einen langen Schlepp bilden. Eine andere Bekleidung hat man nicht, sie ist in jenem Klima überflüssig, und auch der Masi ist ledig lich Modesache. Auf allerlei Zierrath wird großer Werth gelegt, z. B. Schmuck in den Ohren, deren Zipfel durch löchert und so weit als möglich nach unten gezogen wird; sodann Brustschmuck und Halsbänder; zu diesen letzteren werden sehr verschiedene Gegenstände bunt durch einander verwandt: Glasperlen, Stücke Perlmutter, Hundszähne, Kiefer von Fledermäusen und dergleichen mehr. Dazu kommen dann noch Arm- und Beinringe und Blumen- Fächer von Mattenwerk. kränze, mit welchen insbesondere die jungen Mädchen sich behängen. Das Tättowiren kommt fast nur beim weiblichen Ge schlechte vor, und man sieht nur wenig davon, weil der größte Theil der eingeätzten Muster von der Liku, der Schürze, ver deckt wird. Jungen Mädchen tättowirt man die Finger mit Streifen und Sternen, damit sie hübsch aussehen, wenn damit den Häuptlingen Speise dargereicht wird; sobald eine Frau Mutter geworden ist, tättowirt sie sich an jedem Mund winkel einen blauen Fleck. — Das Bemalen des Kör pers ist allgemein im Brauch; die beliebtesten Farben sind Schwarz, Weiß und Roth, und mit denselben^ bringen sie ganz eigenthümliche Wirkungen hervor. Manchmal wird das ganze Gesicht roth bemalt und nur allein die Nase bleibt schwarz; manchmal wird es gevierthcilt, wie ein heraldisches Wappen, roth und schwarz, weiß und roth rc. Manche Männer streichen die eine Seite des Gesichtes schwarz, die andere weiß an, oder bemalen nur die Nase weiß, während das Uebrige schwarz ist. Ein richtiger Stutzer wird nicht verfehlen, einen rothen Ring um jedes Auge zu machen und einen weißen Halbmond vor der Stirn hinzuzufügen, oder er streicht das ganze Gesicht weiß an und betupft es mit runden rothen Flecken. Bei den Frauen ist der Kopfputz viel einfacher, und das selbe gilt vom Bemalen mit Farben; am beliebtesten ist bei ihnen Zinnoberroth, das sie von den Fremden erhalten. Das Masi, Zeug von der Rinde des Malobaumcs, weicht nun, wie schon bemerkt wurde, dem Kattun, und im Fort gange der Zeit wird die Kunst, das einheimische Zeug zu bereiten, verloren gehen. Die Frauen verfertigen ganz präch tige Matten, die in der Wirthfchaft des Volkes eine wichtige Rolle spielen. Man benutzt sie zu Segeln; diese bestehen aus etwa 20 Fuß langen Mattenstreifen, welche genau so zusammengenäht werden, wie jene der europäischen Leinwand segel. Der Fußboden in den Häusern ist stets mit Matten belegt, die gewöhnlich 20 Fuß lang und 16 Fuß breit sind. Äm Flechten von Seilen und Stricken haben die Fidschianer eine wahre Meisterschaft, und die besten Taue bereiten sie aus plattem Flechtwerk, zu welchem sic die Fasern der Ko kosnuß (Coir) verwenden; sie wissen denselben eine große Stärke und Elasticität zu geben. Fischnetze werden, außer von diesem Coir, auch aus Fasern der Hibiscusrinde ver fertigt, auch wohl aus der Schlingpflanze Naka. Die Stricknadeln, welche man beim Herstellen der Fischernetze gebraucht, und die Maschen der letzteren entsprechen genau unseren europäischen. (Dasselbe ist, merkwürdig genug, bei den Eskimos der Fall, und auch hier nicht etwa entlehnt, sondern ursprünglich)