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146 Die Insulaner des Fidschi-Archipelagus in der Südsee. Da, wo der Einfluß der weißen Leute sich geltend macht, verschwindet allmälig Manches von den alten Sitten und Gebräuchen, die viel Eigenthümliches darbieten. Wir wol len, bevor wir Einzelnes hervorheben, darauf Hinweisen, daß die Fidschileute ein sehr ceremoniöses Volk sind, daß diese Wilden eine Mythologie und feste Gesetze haben, und daß bei ihnen künstlerische Anlage und feiner Geschmack nicht zu verkennen sind. Nun freilich dringt die europäische Kattuu- civilisation mehr und mehr ein, und es werden eine Menge von Geräthen und Werkzeugen eingeführt, denen gegenüber die einheimischen nach und nach verschwinden; theilweise gilt das auch von dem, was wir als Mode bezeichnen, denn die Missionäre halten darauf, daß die Bekehrten sich „civilisirt" kleiden. Solch ein schwarzbrauner Mann nimmt sich im Frack und mit „christlicher", d. h. weißer, steifer Halsbinde karrikirt genug aus! Bekanntlich legen die „wilden" Völker insgemein großen Werth auf Kopfputz und Haarschmuck; bei den Fid schianern ist die Herstellung desselben in der That zu einer Kunst entwickelt worden; die geschicktesten Friseure Europas könnten dort noch etwas lernen. Das Haar der Insulaner ist voll, steif, drahtartig und wächst, im Gegensätze zur Ne gerwolle, ziemlich lang. Deshalb ist aus demselben schon etwas zu machen. Dem freien Wachsthum überlassen, wird es buschig, aber durch Kunst verbessert man die Natur; der Haarkünstler ist ein wichtiger Mann, und jeder Häuptling hat einen solchen Hofbeamten, welcher täglich ein paar Stun den seinem Berufe widmet. Derfelbe darf, so lange er das Amt bekleidet, mit seinen Fingern keine Speise berühren, wohl aber ist es ihm erlaubt, in seinem Garten zu arbeiten. Der Kopfputz hat allemal eine große Regelmäßigkeit, die Oberfläche ist genau rund, und auf die Farbengebung, in welcher man es weit gebracht hat, wird große Sorgfalt ver wandt. Das Ganze erscheint, als ob es aus irgend einem Wie man auf den Fidschi-Inseln eine Botschaft ausrichtet. festen Körper herausgeschnitten und dann mit verschiedenen Farben bemalt worden wäre. Schwarz, Blauschwarz, Aschen weiß und verschiedene Nüancen von Roth sind am meisten beliebt; junge Leute lieben Hellroth und Flachsblond, und manchmal hat dasselbe Kopfhaar verschiedene Farben. Bei einigen bildet es eine schwarze Kugelmasse, mit einer hand breiten weißen Vorlage über der Stirn, wie unsere Illu stration zeigt; manche bringen am Hinterkopfe allerlei Schmuck an, der dann bis auf den Nacken hinabreicht. Ein Mann ist nicht wenig stolz darauf, wenn er eine neue Art des Kopf putzes erfunden hat; daher kommt die große Mannichfaltig- keit. Der eine scheert das Haupt kahl und hat nur einen recht dicken Knoten über der Stirn; ein anderer läßt an verschiedenen Stellen Büschel stehen, an welchen dann viel fach herumgekünstelt wird, ein dritter läßt einen solchen Bü schel oberhalb der beiden Schläfen wachsen, dieselben müssen möglichst lang herabhängen. Für besonders hübsch gilt, wenn das Haar zu Locken geformt ist, welche etwa sieben Zoll lang sind und vom Kopfe strahlenförmig nach außen gehen; jede einzelne Locke bildet einen besondern Kegel. Bei einer andern Art Putz bilden die Locken eine Pyramide, deren Ecken und Seiten so regelmäßig sind, als wären sie aus Holz geschnitzt. Alles ist so fest, daß es beim Tanze nicht in Unordnung geräth, muß aber sorgfältig gegen Thau oder Regen geschützt werden. Zu diesem Zwecke wird ein jun ges Bananenblatt vorsichtig über dem Feuer erhitzt; dann wird es so dünn, durchsichtig und wasserdicht, wie geölte Seide. Gegenwärtig sind schon europäische Spiegel vielfach im Gebrauche; dort, wohin sie noch nicht gedrungen sind, behilft der Mann sich in anderer Weise. Er hauet in den obern Theil eines etwas geneigt stehenden Baumstammes einige tiefe Löcher und giebt den Blättern eine solche Richtung, daß das Wasser in dieselben hineinträufelt und sie füllt. In dem-