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Skelett des 8ivatüsriuin Aig^antouni. Verwandtschaftsbe ziehungen sowie die äußere Erscheinung und wo möglich die Lebensweise des un tergegangenen Thie- res aufzuklären. Zn Bezug auf die Stellung im Sy steme kommen die Kameele, Giraffen, Antilopen, Antiloca- pridae, Rinder, Hir sche, Moschusthiere und Tragulidae in Betracht. Doch kön nen die erste und die beiden letzteren Gruppen sofort über gangen werden, da sie keine Hörner be sitzen. Den mitGewei bctrachtct werden; da sie aber hohl und ohne Kroncnansatz sind, stehen sie wieder den Hörnern der Rinder nahe. Hier mit ist ein Analogon für die Hinteren Hörner des fossilen Sivatherium gewonnen. Daß dieses vierhörnig war, ist von geringerer Wichtigkeit^ Vierhörnigkeit ist überhaupt nichts Auffallendes, wie denn die lebenden indischen Antilopen (To- traosrus) auch vierhörnig sind. Von der hornigen Ueberdeckung der Knochenzapfen des Sivatherium hat sich natürlich nicht die Spur erhalten; diese leichter zersetzbaren Theile sind längst verschwunden, durch vergleichende Untersuchung gelgngt Mudie aber dahin, daß auch die äußere Hülle der Hinterhörner gleich jener bei ^.n- tUooaxrs,, die der Vorderhörner wie beim Rind gewesen sein müsse. Nun folgt die Untersuchung der Gesichtsknochen und deren Eigenthümlichkeiten. Der unvollkommene Verschluß der Nasenlöcher durch Knochen, sowie die geringe Größe der Nasalknochen, die scheinbar weder mit den Maxillar- noch Premaxillarknochcn verbunden sind, giebt dem Sivatherium einen höchst eigenthümlichen Charakter. Hierdurch wird ent schieden eine Verwandtschaft mit den Pachydermen angedeutet und auf einen Rüssel hingewiesen. Aber e. ^7 ein Rüssel bei einem Wiederkäuer, das ist jedenfalls nach Ana- logie der heute leben den Glieder dieser Fa milie eine höchst ano male Erscheinung. Nur bei der Steppen antilope, der Saiga, findet man eine starke Anschwellung der Oberlippe und Nase, Aehnliches ist bei dem Elenthiere der Fall. Erstere ist auch dem Sivatherium in Be zug auf die Tren nung der Nasal- von den Maxillarknochen hen versehenen Hirschen nähert das Sivatherium sich bloß in der äußern Erscheinung. Seine Hörner waren hohl und anders gestellt; sein Schädel und die Gesichtsknochen waren abweichend von jenen der Hirsche und nur das Elen zeigt einige verwandtschaftliche Anklänge. Die Giraffen wieder zeigen nur in Bezug auf die Zahnbildung nähere Verwandtschaft; übrigens sind sie nur modificirte Hir sche, doch sind sie mit dauernden Hörnern und langen Füßen versehen, welche sie vom Sivatherium entschieden trennen. Bei den Rindern kommen, um die Verwandtschaft zu erhärten, die Uebereinstimmung der kurzen, gedrungenen Glieder, des Brustbeins, der Wirbel und Theile des Schä dels in Betracht. Die Thatsache, daß alle Antilopen aus dauernde Hörner haben, scheidet, abgesehen von vielen Ver schiedenheiten im Skelett, das Sivatherium von diesen. Nur die cigenthümliche Saiga nähert sich ihm in den Gesichts- knochen, während die abwerfbaren hohlen, gegabelten Hörner des Sivatherium sehr der Antilocapra, dem Prongbuck, sich nähern. Die fossilen Geschlechter Bramatherium und Megaccrops sind in Bezug auf Größe, Zahnbildung und dadurch, daß sie vierhörnig waren, dem Sivatherium verwandt, indessen kann nahestehend, und schon Pellas wies 1777 auf die rüffel ¬ ten oder auch nur gleich dem Tapir hatte, läßt sich nicht nachweisen; wenigstens schließen Falconer und Cautley so nach der Structur der Gesichtsknochen. Wir müssen da her bei der Saiga stehen bleiben und onnehmen, daß das Sivatherium mit einer weichen, vergrößerten Schnauze gleich der Saiga versehen war. Von Wichtigkeit für die Anatomie und Reconstruction des Thieres ist auch die Bildung der Basis des Schädels. Nach den anatomischen Einzelnheiten, die Mudie der Reihe nach bespricht, ergicbt sich, daß die Schädelbasis zwischen jener der Hirsche und Rinder mitten inne steht, doch letzteren sich mehr als ersteren nähert. Eben so verlangt die Natur der Zähne eine Untersuchung. Man hat mit gutem Grunde angenommen, daß das Sivatherium weder obere Schneidezähne noch Hundszähne besaß, und damit wird es von jener Gruppe der Wiederkäuer ausgeschlossen, welche diese besitzen. Die Backenzähne zeigen keine Charaktere, die es zu einer bestimm ten Abtheilung der Wiederkäuer stellen könnten. In Bezug auf die Schmelzfalten der Zähne findet sich jedoch Verwandt schaft mit dem Elasmotherium, gleichfalls einem fossilen Thiere der Sivalikberge, und dem untergegangenen irischen Riesen hirsch. Die Ueberreste von sieben Halswirbeln sind ziem lich vollständig erhalten. Durch ihre Größe und Stärke zeigen sic an, daß sie von starken Muskelmassen überlegt waren, um das kolossale Haupt tragen zu können. Nur der Atlas oder erste Halswirbelknochen, auf welchem der Schädel aufsaß, zeigt einen eigenthümlichen Querfortsatz (siche das Skelett), welcher wieder bei der Saiga sein Analogon findet. Die anderen Halswirbel zeigen nichts Auffallendes und glei chen jenen des Rindes oder Elcnthieres. Das Brustbein nähert sich jenem des Loo urus, das Schulterbein zeigt kameelartige Bildung, der Humerus leitet auf Pferdecharak ter hin. Alle vier Extremitäten zeigen keineswegs so feine, schlanke Formen, wie bei den Antilopen, noch sind sie in Bezug auf die Länge jenen der Giraffen vergleichbar. Sie sind kürzer, gedrungener und nähern sich am meisten dem plumpfüßigen Rindvieh mit einer leichten Beimischung von Dickhäuterstructur. Nachdem Mudie so das Skelett erläutert hat, wobei wir bezüglich dcr Einzelnheiten auf die Abhandlung selbst ver weisen, sucht er die artige Schnauze der Saigaantilope hin. Daß das Siva therium einen langen beweglichen Rüssel gleich dem Elephan-