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Mit besonderer Berücksichtigung äer Antkrosologie unä Gtknologie. In Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von Karl Andree. März Monatlich 4 Nummern. Halbjährlich 8 Thlr. Einzelne Nummern, soweit der Vorrath reicht, 4 Sgr. 1872. Aus der Region des Gazellenflufses in Afrika. ii. Carlo Piaggia's Wanderungen in Afrika. — Im Lande der Niam Niam. — Pflanzenwuchs und Thiere. — Charakteristik des Volkes. — Sitten und Gebräuche. — Jagden. — Blutsbruderschaft. — Propheten. — Musik. — Industrie; Eisenwaarcn. — Bemerkungen v. Heuglin's. Wir haben in unserm ersten Aufsatze der Reisen erwähnt, welche Carlo Piaggia in das Land der Niam Niam un ternommen hat. Durch ihn, durch Herrn v. Heuglin und Dr. G. Schweinfurth haben wir nähere Kunde über dieses in vieler Beziehung merkwürdige Volk erhalten; ohne Zwei fel wird der letztgenannte Reisende in dem größern Werke, welches wir von ihm erwarten dürfen, eine alle Einzelnhei- ten herücksichtigende Schilderung desselben entwerfen. Vor läufig wollen wir Einzelnes aus Piaggia's Angaben mit- theilen. Dieser Italiener, ein vielgewandter Mann, war schon 1851 von Livorno aus nach Afrika gekommen, reiste 1852 nach Aegypten, wo er als Buchbinder, Hutmacher, Tapezierer, Waffenschmied, Uhrmacher, Wagenanstreicher und Fcldarbeiter sein Leben fristete. Im Mai 1856 ging er nach Chartum und als Straußenjäger an den obern Nil, verweilte dort an verschiedenen Stationen und begab sich auf Anlaß des Marchese Antinori nach der Meschra el Rek im Gazellenflusse. Von dort aus unternahm er Ausflüge nach Südwesten zu den Stämmen der Djange, Djur und Dor, und schloß sich später dem in unseren Tagen so oft genannten koptischen Kaufmann Gattas an, welcher von sei ner Seriba im Lande der Djur einen Handelszug in das Land der Niam Niam unternahm. In der Meschra el Rek traf er mit den Herren v. Heuglin und Steudner zusammen. Der Tinne'schen Expedition mochte er sich nicht anschließen, weil er den meuterischen Geist ihres bewaffneten Geleites kannte. Im November 1863 brach er dann von der Seriba Gattas mit 95 Mann als Bedeckung und etwa 200 Ne gern, welche allerlei Handelswaaren trugen, in der Richtung nach Süd-Süb-West auf nach dem Lande der Niam Niam. Unterwegs wurde er von den Mandu, welche ein Stamm der Dor zu sein scheinen, mit Pfeilen begrüßt, und kam daun durch einen vielfach undurchdringlichen Wald, welcher die Nordgrenze des Landes der Niam Niam bildet. Derselbe besteht zum großen Theil aus Mimosen, neben denselben treten riesige Bignonaceen auf, Affenbrotbäume, Euphor bien, Asclepiadeen, welche bis in die Gipfel der Bäume hinaufkletteru, und auch die Palme Lorassus astüiopioew. In den Wäldern jener Gegend findet man den Elephanten, das Rhinoceros und viele Affen; dazu kommen Büffel, Anti lopen und verschiedene Katzenthiere. Die Ortschaften werden auch bei den Niam Niam nach den jeweiligen Häuptlingen benannt. Die erste, welche Piaggia erreichte, hieß Tombo; man hatte dort nie zuvor Globus XXI. Nr. 9. (März 1872.) 17