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Aus allen Erdtheilen. von einer feierlichen Prvcefsion mit Fahnen und Schirmen, zum Orte seiner Bestimmung geleitet. Die ganze Bevölkerung Ran guns war tanzend und singend auf den Beinen, und Capitän Robley, von dem dieser Bericht herrührt, schätzt die Zahl der Zuschauer auf 100,000. So schwer das Stück auch war, es wurde seiner Heiligkeit wegen nicht aus Rädern fortbewegt, son- dern von der enthusiasmirten Menge getragen. Triumphirend wurde der Hti endlich auf die Spitze der Pagode gesetzt, die dem Gotama Buddha oder Sakia Muni geheiligt ist. Der Reisende, der sich vom Meere her Rangun nähert, erblickt zuerst diese kolossale Pagode, an welcher König auf König baute und schmückte. Der letzte Hti stammte vom Könige Alompra, dem Begründer der heutigen Dynastie Birmas. Die holländischen Besitzungen an der afrikanischen Goldküste. Sie werden durch Kauf an die Engländer übergehen; die erste Kammer der Generalstaaten im Haag hat am 17. Januar 1872 die Abtretung genehmigt. Für die Holländer haben jene Factoreien keine Bedeutung mehr, denn sie kosten viel mehr als sie einbringen. Die wichtigste Niederlassung ist Elmina, 5"4'48" N., mit dem Fort Georg, welches die einzige wirkliche Citadelle an der ganzen westafrikanischen Küste bildet. Unter dem Schutze derselben liegt die Hllttenstadt der Neger, welche etwa 12,000 Einwohner zählt. Diese Schwarzen geriethen in große Aufregung, als sie erfuhren, daß eine Abtretung im Werke fei! sie schickten eine Petition nach dem Haag, in welcher sie dringend bitten, Unterthanen der Niederlande bleiben zu dür fen; wahrscheinlich werde Blut fließen, wenn statt der hollän dischen Flagge die britische aufgezogen werde. Der Negerhäupt ling, welcher als „König" von Elmina diese Bittschrift unter zeichnet hat, heißt Kobben a Edschen. — Die übrigen Factoreien sind: Axim, Boutry, Chama, Apam, Winnebah und Accra. Die Einfuhren derselben betrugen in den letztverflosse nen Jahren durchschnittlich kaum 700,000, die Ausfuhr 680,000 Gulden. Im Jahre 18LI betrugen die gesammten Einnahmen aller Factoreien 18,235 Gulden, die Ausgaben 106,000 Gul den; Holland hat diefe Besitzungen bisher nur behalten, uni dort schwarze Soldaten für seine Colonien im hinterindischen Archipelagus auszuheben. In Elmina bestand die Besatzung aus 70 europäischen Soldaten und 17 Offizieren; von Liefen 87 Köpfen starben in den drei Jahren 1857 bis 1860 nicht weniger als 12 an der Dysenterie. Die Rhede von Elmina ist übrigens die am wenigsten unsichere an der Westküste Asrikas; Schisse können eine deutsche Meile vom Fort ankern und gutes Trinkwasser bekommen; 1866 liefen 58 Fahrzeuge dort ein. Die Dänen haben bekanntlich ihre Besitzungen in Guinea schon 1850 für 10,000 Pf. St. an die Engländer verkauft. Aus Ostindien. Sanskritstudium in Kafchmir. Der Maharadscha von Kaschmir, sonst gerade nicht als ein guter Regent seines Landes bekannt, nimmt außerordentliches Interesse am Fortschritt der Sanskritstudien in seinem Lande. Tausende von jungen Brah- minen werden auf Kosten des Staates in der alten heiligen Sprache unterrichtet und erhalten außerdem die Lehrbücher um sonst geliefert, sowie Unterstützungen. Um die jungen Leute recht anzuseuern, erließ der Nadscha ein Gesetz, daß kein Brahmine, der nicht Sanskrit studirt und eine Prüfung darin abgelegt hat, weder die Weihen erhalten soll noch heirathen dars. — Elephantenjagd-Gesetz in Indien. Die Elephan- tenjagden und damit die Vernichtung der edlen Thiere hat in Indien so zugenommen, daß es hohe Zeit ist, dagegen einzu schreiten, wenn der Elephant nicht ganz aus Indien verschwin den soll. Bekanntlich Pflanzt er sich nur im Freien fort; mit feiner Ausrottung im wilden Zustande würde er also auch auf- hüren, Hausthier zu sein, da die gezähmten nur aus den wilden ergänzt werden können. Freilich in Birma, Siam und Cochin china lebt er noch in gewaltigen Herden, von wo man ihn dann einsühren könnte. Lord Napier, Gouverneur von Madras, hat sich jetzt aus diesen Gründen des verfolgten Königs der Thiere angenommen und verlangt, daß ein Gesetz vorgelegt werde, „um das so nützliche, für militärische Operationen in Indien unent behrliche Thier zu schonen." Mit gewöhnlichem Wild lasse es sich nicht auf gleiche Stufe stellen; würden jetzt, wo es noch Zeit sei, keine Maßregeln ergriffen, so würde .es in der Präsident schaft Madras wenigstens bald ausgerottet sein. — Ein amtlicher Bericht über die im Laufe des Jahres 1869 in Indien durch wilde Thiere und Schlangen ge- tödteten Menschen giebt folgende Ziffern: Durch wilde Thiere ums Leben gekommen: In der Präsidentschaft Madras 888; — in Bombay, mit Ausnahme von Scinde rc., 148; — in Bengalen 6741; — in den Nordwestprovinzen 2168; — im Pendjchad 310; — in Audh 569; — in den Centralpro vinzen 1347; — in Kurz 147; — in Haiderabad 129; — in Britisch Birma 107; — Total der bekannt gewordenen Todes fälle 12,554. — In Folge von Schlangenbissen gestorben: in Madras 760; Bombay 588; Bengalen 14,787; Nord westprovinzen 2474; Pendschab 1064; Audh 3782; Central provinzen 1961; Haiderabad 226; Britisch Birma 22. Von Kurg und einigen anderen Landschaften liegen keine Angaben vor. Das Total der gezählten Fälle stellt sich auf 25,664. — Gold in Assam. Ostindien, sonst reich an Schätzen den Bodens, ist arm an Gold. Jetzt schreibt Capitän Osborne, welcher 1869 bis 1870 den District Luckimpore ausnahm, daß Gold in fast allen Flüssen Assams vorkomme, zumal in den Flüssen und Bächen, die von den nördlichen Gebirgen herab strömen. In früheren Jahren wurde die Goldwäscherei betrie ben und ergab zu den Zeiten der alten Könige für 27,000 Ru pien jährlich. Seit aber die Theecultur eingeführt wurde, finden die Leute diefe Arbeit lohnender und verlassen die Gold wäschen. „Ein neues Dorado, wie in Californien oder Austra lien, könnte uns noth thun, um das noch fast primitive Assam auszuschließen," meint hierzu der „Calcutta Examiner". Aus Australien. Die Sperlingsplage in Südaustralien. Wir haben srüher gemeldet, daß die australischen Acclimatisationsgesellschaften mit großem Erfolge Sperlinge zur Vertilgung des Ungeziefers in Australien eingeführt haben. Diese Thiere haben dort einen günstigen Boden gesunden und sich in so kolossaler Weise ver mehrt, daß sie geradezu schädlich wirken. „Chronicle and Mail", eine australische Zeitung, vom 4. November 1871, meldet, baß die ,;Sperlingsplage" sich schon bis Mount Gambier erstreckt habe und daß in den Gärten und Obstpflanzungen dieses Di- stricteS von den Zöglingen der Acclimatisationsgesellfchast nicht nur die Früchte, sondern auch die Blatt- und Blüthenknospcn, sowie sie nur hervorsprießen, verzehrt werden. Der Sperling vermehrt sich mit so reißender Schnelligkeit, daß cs schwer zu sagen ist, wie er in den richtigen Grenzen gehalten werden soll. Die kleinen einheimischen Vögel, niedlicher und we niger unnütz als der Sperling, verschwinden vor der sie erdrückenden Invasion. Schießen ist gegenüber der kolossalen befiederten Pest ohne Erfolg; man hat deshalb an einigen Orten zum Vergiften feine Zuflucht genommen und da mit bessere Resultate erzielt. — Neue Goldfelder in der Colonie Victoria. Da die Entdeckung nener Goldfelder in Victoria sich sortwährend wiederholt, so ist mit Recht die Frage aufgeworfen worden, ob nicht der Boden der ganzen Colonie goldhaltig sei. Kürzlich wurde ein neues ergiebiges Goldfeld am Stockyard-Creek, bei Port Albert, im südöstlichsten Theile der Colonie entdeckt, ganz sern von den bisherigen Fundstellen, und jetzt liegt wieder ein Bericht vor, daß goldhaltige Ouarzrisfe im Südwesten ausge sunden worden sind. Die Localität besindet sich in der Nähe der