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Stephen, interimistischen Gouverneurs der australischen Kolonie Neu-Süd-Wales, England die jetzige Regierung der Fidschi-Inseln anerkannt habe. Die Session wurde am 23. Juli vertagt. Die wichtigsten Be schlüsse betrafen das neue Bankgesetz, die Einwanderungsakte zur Unterdrückung des bis dahin mit unverschämter Frechheit betriebenen polynesischen Sklavenhandels und den Zolltarif. Nach letzterem werden Spirituosen meist mit 5,5 Mark, Wein mit 3,z Mark und Bier mit 1„ Mark sür die Gallone; Waffen mit hundert Prozent des Werthes, Cigarren mit 54 Mark für das Tausend und Tabak mit 25 Prozent des Werthes als Eingangszoll belegt. Alle übrigen Artikel zahlen sünf Prozent des Werthes. Frei dürfen eingehen: Getreide, Fleisch, Kartoffeln und Vieh jeder Art. Ferner alle Ma schinen für industrielle Zwecke, Baumaterialien, Eisen mit Ausnahme von Nägeln, Pflanzen und Sämereien, und Passagiergut. Außer dem wurde festgesetzt, daß alles den Weißen gehörige unknltivirte Land, sofern dessen Eigenthümer außer Landes sind, mit zehn Pro zent, und sofern sie auf den Inseln leben, mit 2,g Prozent des jähr lich abzufchätzenden Werthes zu besteuern sei. Jeder Häuptling hat eine jährliche Kopfsteuer von zehn Dollars (43 Mark), jeder männ liche Eingeborene über funzehn Jahre eine solche von fünf Dollars, und jede Eingeborene gleichen Alters die von einem Dollar zu ent richte». Wer von den Eingeborenen in Besitz von Feuerwaffen ist, hat noch eine besondere Steuer von einem halben Dollar jährlich zu zahlen. Da König Cakobau verhindert war, den Schluß des Parlaments in Person zu vollziehen, so hatte er den Vizekönig im östlichen Fidschi, Maafn, damit beauftragt. Dieser erschien in der Uniform eines Korvettenkapitäns und hielt eine Rede, in welcher er den un zufriedenen Weißen recht derb den Text las: „Der König und die Häuptlinge" bemerkte er, „seien alle vereint, die Regierung, der nur die Fremden überall Schwierigkeiten in den Weg legten, zu unter stützen. Das Land gehöre den Eingeborenen, und wenn die Fremden nun einmal der Regierung nicht gehorchen wollten, so möchten sie doch lieber die Inseln verlassen." Das Vertrauen, welches man anfänglich in die Regierung unter Thurston als Premier gesetzt, war bald wieder verschwunden. Mau warf derselben vor, daß einige ihrer Mitglieder schlecht be leumundet seien, daß sie die Weißen gegen die Angriffe der Einge borenen nicht zu schützen vermöge oder gar die Eingeborenen in un verdienten Schutz nehme, daß die Ansiedler mit Abgaben überhäuft seien und daß die Inseln mit einer öffentlichen Schuld belastet würden, welche eine Annektirung von Seiten Englands unmöglich mache u. s. w. Das Verlangen nach englischer Herrschaft ward immer leb hafter, und die „Fiji Times" konnten im Januar 1873 mit Recht versichern, daß 85 Prozent der gesamten weißen Bevölkerung und auch eine große Majorität der Eingeborenen dieses Ziel erstrebten, und daß die Gegner meistens solche seien, welche ein Königreich mit Sklaverei wollten, wie das jetzige mehr oder weniger sei. Die lang erwartete Krisis trat endlich gegen Ende Februar 1873 ein und eine bewaffnete Revolte brach aus. Die Familie eines Plantagenbesitzers Burns auf VitiLevu war von den Bergbewohnern grausam ermordet worden. Die letzteren hatten von jeher das Recht gehabt, von ihren Bergen herabzukommen, um auf bestimmten Wegen an die Küste zn gelangen und dort zu fischen. Aber die Pflanzer, welche nunmehr das Küstenland an sich gebracht, wollten dies nicht länger dulden und schossen die Eingeborenen, wo immer sie sich blicken ließen, wie das Wild nieder. Natürlich erwiederten diese bei passender Gelegenheit dies Kompliment und dann war der Lärm unter den Weißen groß. Auch Burns hatte dieser Praxis gehuldigt und war dafür mit seiner Familie der Rache verfallen. Die weißen Ansiedler von Ba, Ndronga und Nandi, drei der Wichtigsten Distrikte auf der Insel Viti Levu, bewaffneten infolge dessen sich und ihre polynesischen Arbeiter, um die Rache an den Bergbewohnern in eigene Hand zu nehmen, geführt von Oberst White (der früher die Bürgermiliz in Neu-Seeland kommandirte) und von De Courey Ireland, einem Pflanzer im Ba Distrikte im Nordwesten von Viti Levu. Die Regierung schickte sofort ein be waffnetes Corps von fünfzig Eingeborenen, befehligt von Major Fitzgerald, ab, um Stellung gegen die Kolonisten einzunehmen, mit der Erklärung daß Verstärkung eiutreffen werde, um die Berg bewohner des begangenen Mordes wegen zu züchtigen. Man ließ sich aber in der wildesten Aufregung, in der man sich befand, nicht bedeuten. „Wir haben", hieß es, „kein Vertrauen zu eingeborenen < ! Soldaten und wenn diese, was wir für wahrscheinlich halten, besiegt werden, so sind wir keinen Augenblick mehr unseres Lebens sicher." Um Blutvergießen zu verhüten, zog sich Fitzgerald auf dreißig Kilometer zurück, bis weitere Befehle von der Regierung eingegangen wären. Da traf von dem Kommandanten des vor Levuka ankern den britischen Kriegsschiffes Dido, dem Kapitän Chapman, ein Schreiben bei den aufrührerischen Pflanzern ein, in welchem sehr , kräftige Sprache geführt ward. Die Pflanzer wurden vor Aufruhr gegen die zu Rechte bestehende Regierung aufs ernstlichste gewarnt. „Sie seien", hieß es, „Rebellen, Verräther, Verschwörer und wenn sie sich herausnähmen, Eingeborene niederzuschießen, so würde er, Kapitän Chapman, sie arretiren lassen und als Mörder vor die Ge richte in Sydney bringen. Er fordere sie hiermit peremptorisch ans, sofort die Waffen niederzulegen und der Regierung gehorsam zu sein." Zugleich verlangte er, was denn auch geschah, daß ihm die Anführer Oberst White und Ireland ausgeliefert würden, um sie auf dem Kriegsschiffe so lange gefangen zu halten, bis sich die Aufregung gelegt hätte und Ruhe und Ordnung wieder eingetreten wäre. Diese Sprache wirkte. Die Pflanzer kehrten mit ihren Leuten auf ihre Besitzungen zurück, legten die Waffen nieder und, wie ein Korrespondent von dort sich ausdrückt, verwandelten sie verständiger Weise ihre Säbel in Baumwolleumesser. Darauf hin ließ sich die Regierung bewegen, eine allgemeine Amnestie zu erlassen, von welcher nur der Oberst White ausgeschlossen wurde. Diktatorisch war nun freilich die Ruhe äußerlich wieder her gestellt, allein die Regierung blieb gehaßt; ja, wurde nur noch mehr gehaßt. Es galt jetzt derselben alle möglichen Schwierigkeiten in den Weg zu legen, gleichviel ob dazu Grund vorlag oder nicht. Das nach einer Auflösung im Mai 1873 neu gewühlte (dritte) Parlament versammelte sich am 31. Mai in dem nen erbauten schönen Parlamentsgebäude, in der Nähe des südlichen Endes von Levnka und an einer reizenden Bai gelegen. Die Opposition beherrschte vollständig die Situation und brachte der Regierung Niederlage über Niederlage bei. Eine Vorlage über den Stand der Einnahmen ward sofort verlangt. Dies geschah und hätte in sofern befriedigen sollen, als die Regierung den Nachweis lieferte, dem bewilligten letztjährigen Budget an 180,000 Mark er spart zu haben, aber die Opposition wollte Opposition um jeden Preis. Der Antrag der Regierung, die Wahl des rebellischen Pflanzers Ireland ins Parlament sür nngiltig zu erklären, ward abgelehnt, und die Verhandlungen verloren überhaupt bald alle Würde und wurden geradezu in alberner, kindischer Weise geführt. Als der Minister Thurston gelegentlich mit Vorgehen der bewaffneten Ein geborenen gegen die Weißen drohte, entstand großer Lärm nnd man weigerte sich nun, mit der Regierung länger parlamentarisch zn berathcn. Die Minister reichten darauf hin ihre Entlassung beim König Cakobau ein, allein dieser wies die Annahme zurück. „Ich begreife nicht", sagte er, „warum ich Männer, die ich lieb habe, entlassen soll, gegen Männer, die ich nicht lieb habe." Zu diesen Wirren kam noch ein Zwiespalt im Ministerium selbst. Der Oberstaatsanwalt Charles Rossiter Forwood opponirte seinen Kollegen und ward, da er sich weigerte zu resigniren, fuspendirt und dann seines Amtes entsetzt. Die Assembly hatte die öffentlichen Geldmittel zunächst nur bis Ende August bewilligt und in der Ueberzeugung, daß der Opposi tion nunmehr die Zügel der Regierung zufallen müßten, hatte sie schon die Liste ihres Ministeriums fertig. Da erschien Plötzlich in der „Fiji Gazette" eine königliche Bekanntmachung, laut welcher das Parlament aufgelöst wurde. Weil nun jedoch unzweifelhaft zu erwarten stand, daß die Neu wahlen ebenso oppositionell, wie bisher, ausfallen würden, so wählte die Regierung folgenden Ausweg. Ein Paragraph in der Konstitutionsakte besagt: „jeder männliche Unterthan des Königreichs, gleichviel ob Eingeborener oder Fremder, welcher seine Stenern be zahlt und ein Alter von 21 Jahren erreicht hat, ist stimmberechtigt für die vertretende Versammlung, d. h. hat Wahlrecht. Da nun aber nach dem Wahlgesetze vom Jahre 187 l nur die Weißen Wähler und wählbar waren, so brachte die Regierung diese Angelegenheit vor das Richterkolleginm, welches dahin entschied, daß das Wahlgesetz, als mit der Verfassungsakte in Widerspruch stehend, nnll und nichtig sei. Darauf hin wurde im Amtsblatte be kannt gemacht, daß bei den nächsten Wahlen die Eingeborenen so gut wie die Weißen wahlberechtigt sein sollten. Dies rief, wie sich denken