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') Wir verweisen in Bezug auf die Lage Neuyork's auf den Artikel „Neu- Aus allen WcMheUe». VI. Jahrg. 9 zurückspedirt. In nächster Nähe erhebt sich auch der „Thurm", d. h. Brückenpfeiler der kolossalen Projektbrücke über den East River, die nahezu anderthalb Kilometer lang und so hoch werden soll, daß große Schiffe unter ihr hinwegfahren können, an der aber seit November 1873 nicht mehr gearbeitet wird, weil sich die unfähigen Verwaltungsbehörden beider Nachbarstädte nicht über die Beschaffung der weitern Baukosten einigen können. Freilich sind schon ungeheure Summen für den Bau verausgabt! Beide Pfeiler, der Neuyorker sowohl, als der beinahe vollendete, über 60 Meter emporragcnde Brooklyner, gaffen sich gegenseitig unzufrieden an, dastehend als „ein Monument von unserer Zeiten Schande".*) Um zu unserer Markthalle zurückzukehren, so hat dieselbe auf der Stadtfront und Hinterfront 18 Eingänge, jeden mit einem der Berkaufsstände und einem Lagerraum für leere Gebinde im ersten Stockwerke korrespondirend. Ueber jedem der hohen Eingänge Prangt an der Stadtfront in großen Goldlettern die Firma des Händlers und unterhalb des Mittlern und höchsten der drei Giebel figurirt die Inschrift: „UuUou Uerrv IVboIosow UUb Narüot". Die Verkaufs halle besitzt etwa 5 Meter Höhe und läuft gegen die Wasserfront in kleine Verschlage aus, die zu Comptoirs benutzt werden. Von der Decke der Halle hängen die Aufzüge herunter, welche zur Hinauf- und Hinabbeförderuug von leeren Kisten, Fässern, Säcken und dergl. benutzt werden. Da Fische bei der oft außerordentlichen Hitze des Neuyorker Sommers sehr bald trotz Kühlung und Eis der Verwesung anheim fallen, so übernehmen in dieser Jahreszeit die Besitzer der Stände meist keine Verantwortlichkeit ihren Lieferanten gegenüber, alles ihnen Zugestellte abzusetzen, sondern lassen sich die Sendungen bloß konsigniren. Sobald aber die kalte Jahreszeit eintritt, so machen die Händler auf eigenes Risiko fixe Bestellungen. Dennoch treffen nicht selten auch im Winter noch Kommissionssendungen am Markte ein. Um den Fisch den Kunden in möglichst frischem Zustande zu überliefern, beginnen die Verkäufe schon in der Kühle der Morgen stunden. Um daher den Markt rechtzeitig zu versehen, treffen die Boote schon kurz nach Mitternacht ein und werden sofort ausgeladen, da mit der Händler Umfang und Qualität der ihm zu Gebote stehenden Waare genau übersehen kann und noch Zeit erübrigt, seinen Vor rath durch andere Fischsorten zu ergänzen, wenn Aussicht da ist, sic abzusetzen. Oft findet gegenseitiger Umtausch von Fischsorten zwischen zwei Händlern statt, welche glauben, ein allzu großes Quantum der einen auf Lager zu haben. Der Moment, wo der Fischhändler sein Jnventarium vervollständigt, ist auch derjenige, wo der Markt am besten mit Fischen aller Art besetzt ist und daher dem Besucher am meisten Sehenswürdiges darbietet. Von Seefischen sieht man zur Sommerszeit auf den breiten Behältern ausgestellt den Schellfisch, Flunder, Stockfisch, Breitfisch oder Bonito, Stint, Kaul- und See barsch, die Heilbutte und verschiedene Sorten von Aalen und Ma krelen. Viele der vorhandenen Süßwasserfische legen die lauge Eisen bahnreise vom Huron-, Michigan-, Erie- und selbst vom Obern See bis Neuyork in Kühlapparaten zurück, die in eigens zu diesem Zwecke bestimmten Eisenbahnwagen befördert werden (viawouck-UokriForn- tor-IVnZSous). Solche Fische, meist den schmackhaftesten Forellen sorten angehörend, sehen so frisch aus, als ob sie wenige Kilometer von Neuyork gefangen worden wären und erzielen sehr hohe Preise. Doch sind diese Sendungen meist an Spezialverkäufer gerichtet, die sie schon zum voraus für bestimmte Kunden bestellt haben, sie kommen daher auch selten auf den allgemeinen Markt. Wenn in früher Morgenstunde ein Besucher den Fulton-Markt betritt, so bieten ihm die schuppigen Bewohner der Tiefe mit ihrem bunten Farbenspiele im grellen Gaslicht einen überraschenden An- Der Fulton-Fischmarkt liegt zwar nicht in einer der fashionabelu, doch in einer der belebtesten, interessantesten und zugleich ältesten ^egenden der Stadt. Ihm gegenüber befindet sich der Fulton- Umgebung mit frischen Fischen, Hummern, Krebsen und Schildkröten versorgt wird, heißt der Fulton-Fischmarkt und liegt dicht am Strande der Neuyorker Bucht, beinahe anderthalb Kilometer von der Südspitze der Manhattan-Insel, auf welcher die „LmM-o 6it^" erbaut ist, in Nordostrichtung entfernt. Die Markthalle ist ein ein stöckiges, in gefälligem Ornamentstile errichtetes Holzgebäude und dient fast ausschließlich dem Großhandel; sie bildet ein Rechteck von 60 w. Länge und 18 m. Breite und ist zwischen der belebten South- straße und dem offenen Wasser des East River an dessen Ausgange in die Neuyork-Bucht errichtet. Ist auch dieser Markt lange nicht so populär, wie es Billingsgate in London mit seinen feisten Händlern und fluchenden Fischweibcrn geworden ist, so lassen sich doch die hier abgeschlossenen Geschäfte bezüglich Manigfaltigkeit der Artikel und Größe des Umsatzes (etwa 2000 Zentner frischer Fische täglich) einigermaßen mit dein Umsätze des Themsemarktes vergleichen. Es setzt dies eine sehr beträchtliche Zahl von Fischern und Fischerbooten voraus, bereu einziges Geschäft die Versorgung des Neuyorker Marktes ist und die im Sommer von der Küste von Neuschottland bis zu der des Uferstaates Neu Jersey, im Winter aber noch südlicher kreuzen. Da die Fischerei zu den einträglicher» Gewerbszweigen ge hört (wie auch der Austernfang), so finden Tausende von Menschen dabei ihren Lebensunterhalt. Wir verbreiten uns hier nicht über die großen Fischereien auf den Neufundlandbänken und am Ausfluß des Lorcnzstromcs, die so oft schon Gegenstand internationaler Streitig keiten und Vertrüge geworden sind (der neueste Vertrag zwischen Großbritannien und Amerika wurde vom 1. Juli 1873 ab auf 10 Jahre abgeschlossen), denn das Ceutrum dieser Fischereien ist nicht Neuyork, sondern Gloucester in Massachusetts. Daher be schränken wir uns auf die Details der Lokalversorgung der Stadt Neuyork und deren näherer und weiterer Umgebungen. Die an den Küsten der langgestreckten Insel Long Island ge- saugencn Fische gelangen meist mit Eisenbahn nach der Stadt; doch die größten Mengen werden aus größerer Entfernung durch Dampf boote und durch die Fischerboote oder „Schmacken" selbst zu Markte gebracht. Kommen die Fische nicht lebend zu Markte, so werden sie auf dem Bodeu des Bootes, mit Eisstückchcn umringt, zusammen gehäuft, beim Ausladen in Körbe geworfen und so in die Markt räume befördert. Die Körbe werden an Haken über die unten zu beschreibenden „Cars" bis an die Markthalle geschleppt, dort mittels Naschenzügen zur Höhe der Verkaufsstände emporgezogen, dann durch die ganze Breite der Halle an die Stünde befördert und daselbst ausgeleert. Wird aber die Waare lebend nach der Halle gebracht, so >vird sie in etwas verschiedener Weise in Empfang genommen. Da die Hinterseite des Gebündes unmittelbar an den East River, wo die Schaluppen landen, anstößt, so verfügt sich ein Bediensteter auf die hinter dem Gebäude befindliche breite Platform, und von da auf diejenige Reihe von „Cars", welche dem ankommenden Boote zu- »ächst liegt. Diese Cars sind hölzerne, wenigstens 3 in. im Quadrat fliessende und durchweg gleichgroße Fischkasten, die bis zum Deckel hu Salzwasser schwimmen und oben mit Charnierklappen versehen sind. Eine Anzahl solcher Kasten, bis zu acht, zehn oder zwölf, sind in einer Reihe an einander gekettet und der äußerste ist an der Plat- sorm fest gemacht. Auf diesem schwankenden Pfade bewegen sich nun die Markthelfer sorglos hin und her, gehen nach den Booten und praktiziren die lebenden Fische aus denselben in die geöffneten Fisch kästen, wo dieselben bis zum Verkaufe belassen werden. Ebbe und Nut haben durch Seitenöffuuugen freien Zugang in das Innere dieser „Cars". Der Neuyorker Fischmarkt. Von Albert S. Hatschet. Das Centrum des Fischhandels, von wo aus ganz Neuyork und über 30,000 Menschen von dein einen Ufer ans andre und wieder o . o-i- - , , , - blick dar. Weit weniger anziehend sehen dagegen die Händler und Viktualienmarkt, wo ein außerordentlicher Reichthum von allen Obst-! ihre emsigen Markthelfer aus und ist das Geschäft zur Zeit nicht ge- "nd Fruchtsorten, Küchengewächsen, Fleischwaaren, Austern und "llen erdenklichen Delikatessen den ganzen Tag hindurch Tausende don Käufern anzieht. Unweit davon liegt das nicht des besten Rufes Wir verweisen in^Bezug auf die Lage Neuyork's aus den Artikel „Neu- Tenießende Matrosenguartier, dann folgen Lagerhäuser, große! in Jahrgang III, «eite 23—26 unserer ZeiM L m 2 > Plan der L-tadt Neuyort zu finden ist, m Bezug aus Eisgewmnung und Eis- ckerraffinerien, mehrere na^.) der . eachbarstadt Brooklyn hinüber- aber auf den Artikel „der Eishandel im Hudsonflusse" in Jahrgang IV, mhrende Dampffähren, worunter eine, die Fulton Ferry, täglich Seite 264. 265.