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Miszellen. Die Bevölkcrung des Jadcgcbietcs hat sich in gradczu enormer Pro- gression vermehrt. Dieser nur eine Viertel-Quadratmeile große Erden fleck hatte nämlich Ende 1855 nur 227, drei Jahre darauf aber, infolge! der inzwischen begonnenen Hafenbautcn, schon 792 Bewohner. In den nächsten drei Jahren (bis ultimo 1861) hob sich diese Zahl auf 950, stieg in den drei nächsten Jahren bis auf 1573 Seelen. Am 3. Dezember 1867 wurden deren 1748 gezählt, welche Zahl dann in den nächstfolgen-, den vier Jahren sich mehr als verdoppelte, indem die am 3. Dezember j 1871 vorgenommene Zählung 3789 Ortsanwcsende ergab. Dir Austrocknung der Zuijdcrscc wird nun ernstlich in Erwägung gezogen. 195,000 Hektaren Landes sollen gewonnen werden; die Gesell schaft, welche das Werk unternehmen will, denkt mit 168 Millionen Mark, und wenn die Zinsen eingerechnet werden, mit 240 Millionen Mark ihren Zweck zn erreichen; die Regierung hat dafür 211 oder 315 Millionen be rechnet. Der Minister ist der Meinung, daß die Regierung die Arbeit und den Gewinn nicht aus den Händen geben dürfe; gegenwärtig soll die Diese, wie der Grund und Boden des Sees oder Meerbusens genauer ermittelt werden. Auf der Ausstellung des Kongresses in Paris wird sich auch eener von jenen großen Meteorsteinen emfinden, welche Nordenskjöld aus Grön land geholt hatte. Man hat für diesen Stein einen besonder» Platz auf der Terrasse an der Seine zurecht gemacht. In den Tuilerien, als dem Ausstellungsgebäude, herrscht eine sehr rege Thätigkeit. Die norwcgischcn Stände haben die Summe vou 92,000 Mark für eine Expedition bewilligt, welche das Meer im Westen und Norden Nor wegens wissenschaftlich untersuchen und namentlich auch die Wanderungen der Fische in diesen Meeren sorgfältig beobachten soll. Rußlands Handel mit China ist einigermaßen dadurch gefährdet, daß die Chinesen, durch die ungeheuren Bürgerkriege verarmt, nach bil ligen Waaren fragen müssen und daher namentlich billige englische Tuche und Baumwollenstoffe kaufen, während die russischen Fabrikanten bei der Verfertigung und Einfuhr theurer Waaren stehen geblieben sind; eine Versammlung russischer Kaufleute in Moskau hat daher in diesem Früh jahre beschlossen, mit Anfertigung und Einführung billiger Baumwollcn- zeuge einen Versuch zu machen. Geklagt wurde dabei, daß noch immer Rußland seine Baumwolle auf dem Markte zu Liverpool statt direkt in Amerika ankauft und daher mit seiner Fabrikation entschieden im Nach theile ist. Zwar besitzt Rußland baumwollenbauende Provinzen in Trans kaukasien und Turkestan, doch deckt dieser Ertrag nur zum kleinen Theil das Bedürfniß der Fabriken. Ein schreckliches Erdbeben hat in den Tagen des 3., 4. und 5. Mai in dem türkischen Sandschakate Aldin — dem mittler» Theil des west lichen Kleinasiens, der alten Landschaft Lydien — gcwüthet und furchtbare Verheerungen angerichtet. Der Hauptherd der vulkanischen Erschütterungen (welche übrigens im abgeschwächten Maße westwärts bis Smyrna und Chios hin verspürt wurden) war die Gegend an den Quellen des Flusses Mendres (des alten, durch seine Schwäne und Krümmungen bekannten „Mäander"). Hier wurden das Städtchen Jschili und und die Dörfer Jivril und Jaka gänzlich zerstört, ein Paar andere Dorfschaftcn aber minder schwer heimgesucht. Im ganzen sollen an tausend (freilich wohl meist nur hüttenartige Häuser) vernichtet worden und über dritthalbtausend Menschen umgckommcn sein. Mit Amiant hat Frankreich im 1.1874 einen Vertrag unter folgen den Bedingungen geschlossen: 1. Oeffnung von 3 Häfen in Tongkin für die Fremden; 2. Europäer dürfen dort frei wohnen nnd 3. mit einem französischen Paß ungehindert ins Innere des Landes reisen; 4. die chinesischen Produkte dürfen durch Tongkin geführt werden; 5. freie Aus übung des katholischen Kultus; 6. Annam zahlt an Spanien 4 Millionen Mark; 7. Frankreich gibt Annam 5 Kriegsdampfer von 500 Pferdekraft, zusammen mit 100 Kanonen, 1000 Flinten und Zubehör; 8. Annam muh im Fall von Störungen der Ruhe und Ordnung das französische Protek torat anrufen. Der britische Konsul Tremblett berichtet au das Parla ment von London, daß nur fünf Briten in Annam wohnen, dagegen viele Indier und Chinesen, welche britische llnterthanen sind. Saigon führt Baumwolle und Seide in steigender Menge aus, Hauptprodukt aber ist Reis, allerdings von geringer Qualität: im I. 1874 wurden 831,220 Zentner nach Vorderindien, im ganzen aber 3,642,400 Zentner im Wertste von 17 Millionen Mark ausgeführt. Eiugesührt werden Wein, Brant- wcin, Manufakturwaaren, Opium (600 Kisten); die Chinesen führen eng lische Waaren in Stücken ein. Im Juni 1874 hat die Cholera in Saigon und Umgebung 10,000 Menschen weggerafft. Die Gesellschaft zur Erforschung vou Palästina (UoUMine Lxxlo- ratiou 1'nnck) hielt am 10. Juni 1875 unter Vorsitz des Erzbischofs von Canterbury ihre jährliche Sitzung. Schriftführer Georg Grove berichtete, daß man bis zum vorigen Oktober im südlichen Berglande von Juda gearbeitet habe, die Triaugulation war auch über das Philisterland aus gedehnt worden. In Jahresfrist hatte man etwa 70 Ouadratmeilc» kartographisch ausgenommen. Lieutenant Conder hatte die Lage von Hachila, Zanoah, Aral, Maarath, Choseba, Beth Setho, Debir (Leviten stadt), wie die Lage des Felsens Maon, der Höhle von Adullam, des Altars von Ed re. bestimmt; Clement Ganeau hatte die Grenze von Ge- zer und die Stadt Adullam gefunden. Bis jetzt umfaßt die Karte 206 Quadratmeilen; mehr als 70 Quadratmeilen sind zu vollenden, ehe das südliche und westliche Land ganz ausgenommen ist. Im Herbst 1876 soll die Karte des Westjordanlandes nach London kommen nnd das Jahr darauf erscheinen, in: Maßstabe von 1 cngl. Zoll die engl. Meile, d. i. 1: 63,360. — Die Einnahme der Gesellschast betrug im verflossenen Jahre 83,599 Mark, die Ausgabe 70,000 Mark; das Unternehmen hat also auch in dieser Beziehung einen sehr befriedigenden Fortgang. Kapitän Ri chard Burton machte auf die neue amerikanische Expedition aufmerksam, welche die Erforschung des Ostjordanlandes in die Hand nehmen soll. An der Ostküstc von Australien sind zwar Ueberschwemmungcn keine seltenen Erscheinungen, allein diejenige, welche sich vom 25. Februar bis zum 4. März 1875 dort ereignete, war die schrecklichste, die bisher stattgefunden. „It nsver rninoä, bnt it xourock", schreibt ein Bericht erstatter. In Ncu-Süd-Wales war es namentlich der Hunter-Distrikt, welcher furchtbar gelitten hat. Der Hunter-Fluß stieg um 10 Meter, und die Nebenflüsse Williams und Paterson nahmen eine nie dagcwcscne Höhe an. Der letztere hob sich 18 Meter über sein sonstiges Bett. In ähnlicher Weise ging es in Queensland zu. Alle unv jede Kommuni kation war vollständig gehemmt. In der Stadt Brisbane, wo in einer Nacht 228 Millimeter Regen sielen, war der an Gebäuden u. s. w. an gerichtete Schaden ungeheuer. Bei der Stadt Gympie stieg das Wasser im Mary-Flusse 8 Meter über sein sonstiges Niveau, und das Theater und 27 Gebäude stauben bis zum Dache uuter Wasser und sielen zum Theil zusammen. Gleichzeitig wüthete ein Orkan, und unter den ge strandeten Schissen befand sich anch der von Port Darwin kommende Dampfer „Gothenburg" mit 99 Passagieren und einer Besatzung von 38 Manu, von denen sich nur 22 Personen retten konnten. Die Zerstörung an Eigenthum ist selbstverständlich außerordentlich groß. Eine nicht un bedeutende Anzahl von Kolonisten sand in den Fluten ihren Tod und Tausende sind bettelarm geworden. Dem jetzt verlassenen Gondokoro schräg gegenüber am Weißen Nil (dein Bahr el Dschebel der Araber), welcher dort durch Inseln vielfach getheilt ist, liegt am linken Ufer auf einem 3—4 Meter über dem Spie gel des Flusses erhobenen Ufer Lado, der gegenwärtige Mittelpunkt der ägyptischen Operationen im Herzen Afrika's. Marno bestimmte die Lage des Ortes zu 5» 5' nördl. Br., seine Meereshöhe zu 580 m. Einige Meilen weiter südlich liegt die Station Regaf am Berg gl. N., den die Bari Loguck nennen; dieser Berg ist steil kegelförmig, 350 m. über dem Flusse, aber nicht vulkanisch: er besteht ans einem körnigen, mit Quarz adern durchzvgucn Gneiß, auf dem Gipfel liegen zahlreiche Steinblöcke. Ein ncuer Vorposten der Civilisation. Am 22. Mai verließ der britische Ostindienfahrer „Walmer-Castle" den Hasen von Dartmouth in Devonshire, um sich nach der Dclagoa-Bai und der Zambesi-Mündung zn begeben. Am Bord desselben befinden sich die Theilnehmer der ncncn Ansiedelung, welche am Südostufer des großen Nyassa- oder Nyandscha- Sees gegründet werden soll, um hier das menschenfreundliche Werk Livingstone's fortzusetzen: die Civilisirung von Südost-Äfrika durch Aus breitung des Christenthums und des Waarenhandels, wie durch Unter drückung des Sklavenhandels. Die Unternehmung ist von den vereinigten schottischen Missions-Gesellschaften in das Werk gesetzt worden und trägt demgemäß einen Vorzugsweis religiösen Charakter. Doch steht an der Spitze ein Laie, Sir Edward Uoung; ein Mann in schon vorgeschrittenen ! Jahren, welcher Livingstone auf seinen beiden ersten Expeditionen aus dem Zambezc-Flussc begleitete. Ein zerlegbares eisernes Dampfboot, „Jlala" geheißen, welches die Ansiedler mit sich führen, ist dazu bestimmt, auf dem Nyassa zn kreuzen. Mit seinen beiden Geschützen und seiner zwar nur kleinen, aber auserlesenen Besatzung wird er voraussichtlich gute Dienste zur Verhinderung des Sklavenhandels über den See leisten. Dcr jugcndlichc Saint-Vincent Erskine hat es sich seit sieben Jahren zur Aufgabe gemacht, den Unterlauf des Limpopo zu erforschen. Im 1.1868 ging er von der Bereinigung des Lipalule oder Olifant mit dem Limpopo abwärts bis zu der unter 25" 12' südl. Br. gelegenen Mün dung in den Indischen Ozean. Im Augnst schickte Umseila, König jener Gegenden, nach Natal und ließ um Entschuldigung bitten, daß einigd seiner Unterthanen Erskine gemißhandelt hätten, zugleich ersuchte er die Engländer, Erskine oder einen andern Agenten zu ihm zu sende», um freundschaftliche Beziehungen anzuknüpfen. Erskine kam mit seinem Freunde Robert Dubois an die Delagoa-Bai; da der portugiesische Statthalter ihm nicht gestattete ins Land einzudringen, schickte er nur Dubois mit den Waaren, segelte nach Jnhambane und drang von da an den Limpopo vor. Nach vielen Mühseligkeiten nnd Abenteuern er reichten die Reisenden am 25. Juni 1871 Uuiseila's Kraal, welcher weit nordwärts (20" 53' südl. Br.) nnd 972 in. über dem Meeresspiegel auf einem an Gewässern reichen, fruchtbare» u»d gesunde» Hochlande liegt. Mit Elfenbein und anderen Waaren reich versorgt, kehrte Erskine nach Natal zurück und unternahm sofort auf eigne Rechnung eine dritte Reise, bei welcher er auf weit kürzerm Wege von Sosala ins Binnenland ging. Bei der letzten, vierten Reise blieb er in Delagoa-Bai nnd schickte nur seine Jäger ins Innere, um den wie es scheint hier sehr gewinnreichcn Elscnbeinhandcl zu treiben. ttcbcr den Besitz der Delagoa-Bai schweben noch die Verhandlungen. Von Norden her reicht das portugiesische Gebiet unbestritten bis au die Mündung des in die Bai fließenden Manhissa. Von Süden her reicht das britische Kolonialland Natal bis an den Tugela, aber in dem nord-