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(Koristka), der westliche Ausläufer der Hohen Tatra, — links das Fatragebirge, das sich in südnördlicher Richtung zwischen der Revucza und Turoez hinzieht, bis dicht an den Fluß Hera». Frischer Buchenwald, mehr aber noch Nadelholz bedeckt meist die Ufer; links zeigen sich öfters scharfe Felsspitzeu, Wahrschein lich Kalkfels; rechts einmal ein Tatragipfel in Miniaturausgabe mit schroffen grauen Felsen in den tiefblauen Himmel hinein ragend. Da mündet von rechts kommend ein bedeutender Ne benfluß aus prachtvollem Gebirgsthal, die Arva, und mit noch breiterem Wasserspiegel, als bisher, zieht der Fluß weiter, noch eine kurze Strecke durchs Gebirge, ehe er in die etwa 2 Meilen lange Ebene bei Turan und Sucan eintritt. Inzwischen be gann es bereits dunkel zu werden, plötzlich lenkte die Floßflotille aus der Strömung und man ließ die Flöße ans sandige rechte Ufer auflaufen, um den anbrechenden Morgen abzuwarten. Da standen wir nun mit unsern Flößern, mit denen wir uns nicht verständigen konnten, keine Ortschaft zu sehen, als auf dem jen seitigen Ufer ein Städtchen oder Dorf, das nach der Karte Sucan sein mußte. Was war nun zu machen? Da landete das letzte Floß, und brachte uns in einem Beamten, der mit- gefahren war, einen Dolmetscher. Durch seine Vermittelung wurde ausgemacht, daß wir nach dem nahen Turan gehen, dort nächtigen, und morgens 4 Uhr wieder bei den Flößen sein sollten. Zur gegenseitigen Sicherstellung gingen zwei Flößer mit uns, um ebenfalls in Turan zu nächtigen. Auf dem Heuboden beim Juden schlief sich's prächtig! Pünktlich waren alle am nächsten Morgen zur Stelle. Etwa um 6 Uhr morgens be ¬ fanden wir uns bereits wieder in den Bergen, links die Wind alpen (Vetoens boU Koristka), rechts das Klein-Krivan- Gebirge, wir näherten uns dem gefürchteten Strecsnopaß. Die Berge werden höher, hohe Felswände fallen jäh zum Flusse j ab, der über Felsblöcke dahinschießend, wohl ein Meter hohe Wellen schlägt. Die Flößer werden still und ernst, schauen aufmerksam nach vorn und achten genau auf die Klippen und Sandbänke, die der Fluß hier birgt, während er im scharfen Bogen nach rechts herumfließt. Wir sind in der Stromfchuelle des Strecsno- passes, der jährlich seine Opfer fordert, indem hier so manches Floß scheiternd zertrümmerte und mancher Flößer unter den Trümmern sein Leben eingebüßt hat. Ein Floß fährt mit der Spitze auf den Sand, rasch schwenkt es herum, und pfeilschnell, wie die übrigen, gleitet es durch die brandenden Wogen. Der Fluß beruhigt sich, und als wir um die nächste Ecke biegen, liegt plötzlich auf halber Berghöhe vor uns eine einsame Burg ruine, ein hochaufragender Thurm, einige schöne Bogen mitten im Buchenwalde, kühn auf Felsen gegründet. Bei der nächsten Biegung eine neue Burgruine, gradeüber dem Dorfe Strecsno gelegen, an der Stelle, wo die nun sich ausbreitende Waag für einige Zeit die Berge verläßt. Es war der Abschied von der Gebirgsherrlichkeit Ungarns, jener Blick auf die Ruine am buchenbestandenen Abhang. Bald landeten wir in Silein und zahlten — 60 kr. pro Person. Wo ist mehr Poesie, im Eisen- ! bahncoupi-, oder auf dem Slovakenfloß? -— Ein heißer Tagemarsch und eine Nachtfahrt brachte uns au den damaligen Endpunkt der Bahn, nach Teschen. Oie M akah-Indianer. Aus dem Amerikanischen von Amalie HUund, geb. Janßen. Der um Kap Flattery, an der nordwestlichen Spitze des Gebietes Washington wohnende Judianerstamm wird von seinen rothhäutigen Brüdern und den Weißen am Puget Sund mit dem Nameu Makah oder Makkah bezeichnet. Auf Vancouver- j Insel nennt man diese Indianer Klasset und bei den Stäm-; men zwischen dem Columbia-Flusse und dem Kap Flattery heißen sie Kwe-net-sath. Der Stamm selbst aber nennt sich Kwe- net-che-chat. Diese Benennungen bezeichnen eins und dasselbe, j nämlich: die „Kap-Leute". Die Makah beanspruchen als ihren Grund und Boden nur j die nordwestlichste Ecke jenes Gebiets bis 3 Meilen östlich und südlich von Kap Flattery sowie die Insel Tatooche. Ein bewaldeter sumpfiger Landstrich, an beiden Seiten von steilen Hügeln begrenzt, früher wohl ein Meeresarm, der die Neeah Bai an der Fucastraße mit dem Stillen Ozean verband, trennt das Gebiet der Makah von dem Festlande. Die Hügel bestehen aus einem Konglomerat von Thonstein, tertiärem Sand stein und einzelnen erratischen Blöcken aus Granit. Bituminöse Kohle kommt am Kap vor — ob in solchen Lagern, daß sie sich verwerthen läßt, ist bis jetzt noch unentschieden. Die Vegetation um Kap Flattery besteht aus Pechtannen, Fichten, einem dichten Unterwuchs von Holzapfelbäumen, Erlen, Ulmen, Himbeer-, Johannisbeer- und Rosensträuchern, u. s. w. Nur bei Trueß, in einer offenen Prairie, ist der Boden acker fähig. Die Indianer bauen etwas Kartoffeln. Die Wäatch- Marsch ist nur im Sommer als Weideland zu benutzen; durch eine systematische Entwässerung würde der Boden ackerfähig werden. Das Klima ist sehr kühl und feucht, so daß das Ge treide nicht reift und das Heu nicht trocken wird. An der Bai von Neeah besteht der Boden aus steifem, thonigem Lehm; auf demselben sind Erdrücken aus fettem schwarzem Humus, der durch den Schutt und die Abfälle thie- rischer und pflanzlicher Stoffe, welche die Indianer dort feit Jahrhunderten aufgehäuft haben, gebildet wurde. Die Thierwelt ist durch Musethiere, Hirsche, schwarze Bären, Wölfe, Biber, Ottern, Waschbären, Stinkthiere, Wiesel, Eich hörnchen vertreten. Die Indianer jagen aber lieber die zahl reicheren Wale, Seehunde, Delphine und Fische aller Arten. Im Jahre 1861 zählte man bei den Makah 205 Männer, 224 Frauen, 93 Knaben, 93 Mädchen, 39 Säuglinge, zusammen 654 Köpfe. Zwei Jahre später zählte man nochmals und sand 663 Köpfe. Man sieht, die Gesamtzahl hat sich wenig verändert. Andere Stämme hatten seit 1852, wo die Blattern unter den selben aufräumten, bedeutend an Zahl abgenommen. Die Ma kah waren verschont geblieben, wohl hauptsächlich, weil sie in keinem nähern Verkehr mit den Weißen stehen und nicht den zerstörenden Einflüssen des Brantweins bloßgestellt sind. Die Makah zeichnen sich nicht aus in athletischen Kunst stücken, obgleich sie am Strande Wettlaufen, Stangen erklettern, schwimmen und tauchen; sie suchen jedoch ihres gleichen in der Lenkung von Kähnen und der eifrigen und geschickten Nachstel lung des Wales. Die Makah sind unter den Indianern, was die Einwohner von Nantucket den Bewohnern der atlantischen Küste sind, nämlich die geschicktesten Walfischfänger. Ein hohes Alter erreichen sie selten. Im Jahre 1864 lebte nur noch ein Mann, der Zeuge gewesen war von den im Jahre 1792 von Spaniern angestellten Versuchen, an der Neeah Bai eine Ansic delung zu gründen. Die Makah bauen ihre Häuser aus Breiern und Planken von Cedernholz. Das Spalten der Cedernholzstämme geschieht vermittelst steinerner Hämmer und Keile aus dem harten Taxus holz. Diese Cedern werden jedoch meistens von Indianern auf der Insel Vancouver verfertigt, von denen sie die Makah durch ! Handel eintauschen. Um Kap Flattery selbst gibt es wenig Ce dern; im Winter werden jedoch bei hohen Fluten oft Treib holzblöcke ans Ufer geworfen, nnd dieselben gespalten oder Kähne daraus gemacht. Die Häuser sind zur gemeinschaftlichen Woh nung mehrerer Familien eingerichtet. Manche dieser Häuser siud 20 in. lang, 10 ui. breit und 3 bis 5 in. hoch. Freunde und Nachbarn helfen beim Bauen. Die Schlafstätten werden den Wänden entlang und ungefähr in einer Höhe von 45 ew. oberhalb des Fußbodens errichtet und mit sogenannten (aus Wasserbinsen und Schwertlilien verfertigten) Clallam - Matten ausgelegt; dieselben eignen sich besser dazu, als die von den Makah selbst verfertigten Matten aus Cedernriude. Zusam mengerollt dienen diese Matten als Kissen. Decken sind die bei Tage getragenen „Blankets". Mitunter wird solchem Bett zeug noch ein mit Federn ausgestopfter Sack — als Luxus-