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4 angenehmsten Aufenthaltsorte des südlichen Europa's finden wird. Freilich, für verwöhnte Reisende ist die Hauptstadt Mallorca's bis jetzt kein Platz, denn die vorhandenen Gasthäuser vermögen nur be scheidenen Ansprüchen zu genügen. Dafür lebt man hier, wie auf der ganzen Insel (und den Balearen überhaupt) noch sehr billig und ganz ungenirt. Unter den Ausflügen, welche ich während unseres ersten Aufent haltes in der Hauptstadt unternahm, will ich bloß einen nach der Sierra hervorheben, den wir in Begleitung des Direktors des In8tituto baloar, dem ich empfohlen war, eines ebenso liebens würdigen als unterrichteten Mannes unternahmen. Unser Ziel war Miramar, die Besitzung des österreichischen Erzherzogs Ludwig Salvator, zweiten Sohnes des verstorbenen Großherzogs von Toskana, des ano nymen Verfassers des auf seine Kosten von F. A. Brockhaus her ausgegebenen großen Prachtwerkes über die Balearen („die Balea ren in Wort und Bild"), von dem »bis jetzt zwei dicke Folio bände erschienen sind. Es ist hier nicht der Ort, über dieses Werk, welches von seinem fürstlichen Verfasser nur verschenkt wird, ein Referat zu liefern; nicht unterlassen kann ich es aber, zu er wähnen, daß der ge nannte hohe Herr, eine auf Mallorca sehr be kannte und geliebte Persönlichkeit, ein jun ger Mann von 27 Jahren und Oberst in einem in Prag garni- sonirenden Regiment ist, der sich aber den größten Theil des Jahres auf Reisen im Mittelmeer befindet, die er ans einer ihm gehörigen Dampfjacht unternimmt, daß er die Balearen schon wiederholt besucht und monatelang als ein facher Tourist und Landschaftsmaler im landesüblichen, zwei- räderigen Plankarren, auf Maulthier oder zu Fuß durchwandert hat, daß er fertig casti- lianisch und mallor quinisch spricht, ein Fahrstraße. Dieselbe durchschneidet zunächst lange die prächtige, mit Pflanzungen von Mandel-, Feigen-, Maulbeer-, Johannisbrot- und Granatapfelbäumen, denen auch alle unsere Obstsorten beige mengt sind, gänzlich bedeckte Huerta, neben deren zahlreichen Land häusern dunkle Cypressenkegel stehen, hin und wieder wohl auch eine schlanke Dattelpalme ihre stolze Krone hoch über das saftiggrüne Blätterdach der breitästigen Feigenbäume emporhebt, und tritt hier auf iu ein das olivenbedeckte Hügelland durchfurchendes Thal ein, welches sich allmählich zwischen die Felsenberge der Sierra hinein zieht. Es war ein herrlicher, thaufrischer Aprilmorgen, als wir in einem leichten Gefährt unter interessantem, belehrendem Gespräch mit unserem orts- und geschichtskundigen Begleiter zwischen den alten phantastischen Oelbänmen dahinrollten, über deren dunkelbe laubten Kronen die ernsten Felsenstirnen des immer höher sich emporthürmenden Ge birges herunterschau ten, deren schöne Konturen sich scharf von dem dunkelblauen, wunderbar durchsich tigen Himmelsgewölbe abhoben. Bald ver engt sich das genannte Thal in eine hochro mantische, mit der üppigsten Vegetation erfüllte Felsenschlucht, die Estrets de Valde- mosa genannt, durch die ein munterer Bach herabtobt und durch welche die Chaussee in zahllosen Zickzacks nach Valdemosa sich empor zieht. Wir hatten hier zuni ersten Male Ge legenheit, den Terras senbau der Mallor quiner zu bewundern. Selbst die steilsten Berghänge sind, bis zu Höhen von 4—500 m. hinauf, terrassirt, mit Oelbäumen, wohl auch mit Feigenbäumen be pflanzt, mit Getreide- nnd Gemüse-Feldern bedeckt und künstlich bewässert. Die zahl losen, aus über ein ander gelegten Stein blöcken errichteten, von der üppig schaffenden Natur mit Epheu und mit anderen Schling pflanzen malerisch ge schmückten Strebemau ern der Terrassen und Umgebung von Valldemofa auf Mallorca. wie nach den meisten Gegenden der Insel, eine gute, chaussirte denen Volke bewohnt ist. (Schluß folgt). die stundenweit an den Berghäugen hingeführten Wasserleitungen müssen nicht nur enorme Arbeit, sondern auch einen sehr bedeutenden Geldaufwand gekostet haben, werden aber auch auf das sorgsamste unterhalten, was nicht geringere Kosten und Mühe erheischt. Ueberall sah man die fleißi gen Bewohner auf den Feldern, in den Gemüsegärten und den Olivenpflanzungen mit der Pflege des Bodens und der Kulturpflan zen beschäftigt. Und was so angenehm auf Mallorca berührt, zu mal wenn man vom spanischen Festlande kommt, wo damals die sehr geübter Zeichner und Landschaftsmaler ist und ein sehr lebhaftes Interesse für Natur kunde, Volksleben und Statistik besitzt. Der Erzherzog wurde auch damals in Palma erwartet, kam aber nicht, wahrscheinlich abgehal- tcn durch die politischen Wirren in Spanien. Ich bedauerte dies lebhaft, da ich gar zu gern die persönliche Bekanntschaft dieses liebenswürdigen Fürsten gemacht hätte, was durch Vermittelung meines Gastfreundes, des Direktors des Institutes, der des Erz herzogs rechte Hand und mit der Administration von Miramar betraut ist, leicht möglich gewesen wäre. Bande der Ordnung völlig gelöst waren, während sich die Balearen Miramar liegt am Nordwestabhange der Sierra, nahe bei dem des tiefsten Friedens erfreuten, das ist der völlige Mangel an Bett- durch seine malerische Lage und seine Kartause auf der ganzen lern, der beste Beweis, daß Mallorca (dasselbe gilt auch von Me- Jnsel berühmten Flecken Valdemosa. Von Palma führt dahin, norca) von einem fleißigen »nd durch Arbeit wohlhabend gewor- Vcr koni re