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33 Das Gebiet des ober» Uit. Skizze von Or. Htto Jekitsch. H. Lie Ocwohner. Inf dem Hochlande, welches die Nilgnellseen nmgibt, woh nen Völker der afrikanischen Rasse. Aber wir würden sehr irren, wenn wir diese Völker als Neger bezeichnen wollen. Die dk^ger mit ihrem bekannten Thpus, ihrem wolligen Haar, ihren vortretenden Backenknochen, ihrer stumpfen Nase, ihren aufgeworfenen Lippen, ihrer schwarzen Hautfarbe bewohneu einen verhältnißmäßignurklei- nenTheil von Afrika, und auch diesen theilen sie mit den Stämmen der Fullah (Fulbe) oder Fellati: es sind dies die Länder an der Mündung des Senegal und des Gambia, längs der Küsten von Ober- Guiuea, am Niger — mitAusnahme der nörd lichsten Biegung dieses Flusses, am Binue, am Schari, am Tschadsee, und weiter östlich bis über de» Nil, und zwar am Nil vom 4. bis 12. Grad nördlicher Breite und bis an den Fuß der abyssinischen Hochlande. Am Nil gehören die Schilluk und die Diuke, die Ekiab und Nuehr den Negcrstämmen an, wohl auch noch die Berri, verwandt sind die Bari und die Latnka; Gon- dokoro liegt au der Süd grenze der Negerstämmc. In das Land nm die Nilqnellensccn aber thei len sich zwei dunkelfarbige Völkerfamilien: Es sind dies die Galla nnd die Bundavölter. Die Galla wohnen vom Ge biet des Dschnbaflusses im Osten (wo sie au die stammverwaudteu So mali angrenzen) bis au den Ukerewe nnd Mwu- tan-Nsigö im Westen; der zn ihnen gehörige Stamm der Koschi hat den, in denen das Recht des Stärkeren oder Klügeren, nicht fest stehendes Gesetz, entscheidet — nach anßen wie nach innen sind daher diese kleinen Herrscher machtlos, es sei denn, daß sie durch persönliche Vorzüge nnd Thatkraft sich besonders auszeichnen. Wir betrachten einige dieser Stämme, welche mit den Euro päern besonders in Berührung gekommen sind. Die Bari wohnen am Nil, der hier Tschnfiri oder Kar6 genannt wird vom 3>/z bis 6. Grad n. Breite; man unterscheidet unter ihnen die Stämme der Bari im engeren Sinne oberhalb Gondvkoro, der Tschir unterhalb dieses Ortes, der Liria (oder Elliria) im Osten, der Dschümbara oder Dschängbara im Westen; sie bewohnen zusammen ein Gebiet von etwa 700 Quadrat- meilen. In Körperbil- dung und Sitte sind sie den Negern zwar ver wandt, scheinen aber doch deuGallastämmen anzn- gehören, wie sie denn auch selbst erzählen, daß sie vor 6 bis 7 Genera tionen, d. h. also etwa nm das Jahr 1700, wegen Uebervölkernng nnd Krieges aus ihrer weiter im Süden gele genen Heimat ausge wandert, am Flusse her- abgezogen und nach Ver treibung der früheren Bewohner, der Berri, in ihre jetzigen Wohnsitze gekommen seien. Die Barimänner sind schöne kräftige Körpergestalteu, die Frauen nicht ein nehmend, aber der Neger typus der dicken Lippen und der platten Nase fehlt, das wollige Haar ist das einzige Merkmal deS NegerblnteS. Ihre Köpfe sind fast kugel förmig gebildet, ihre tdüur und Femi. selbst den Meri (Nil) am nördlichen Ende des Mwutau-Nsigo über schritten. Zwischen beiden Seen hatten sie einst ein mächtiges Reich, Kittara, gegründet. Gegen Süden und Südostcn sindsic allmählich bis znm Indischen Ozean vorgedrnugen, dessen Küsten sie an der Mündnng des Dana nnd Sabacki (letzterer unter dem 3." südl. Br.)inne haben, mit Ausschluß einiger dem Sültau vou Zanzibar untergebenen Küsteupunkte. Neberall haben sie sich die dem Bundastamme angehörigen dunkelbranueu Völker, die längs der Küste den Gesammtnamen Suahöli, d. i. Äüsteubcwohner, füh- ren, unterworfen. Doch theilen auch sie iu ihrer Weise des Znsammeulebcus die allgemeine Gewohnheit der Negervölkcr: lauter kleine, organisch nicht zusammengehörige Staaten zn bil Stirneu niedrig, die Schädel hinter den Ohren nnd über dem Genick hoch. Ans dem Magen, den Seiten und dem Rücken sind die Franen so dicht tättowirt, daß es wie ein breiter Gürtel von Fischschuppcn anssicht, znmal wenn sie nach der bei ihnen herrschenden Mode mit rothem Eisenocker eingerieben sind. Dieser Farbestoff wird aus einem an Eisenoxyd reichen Thon bereitet, den mau brenut, iu Pulver verwandelt, daun anfenchtet nnd in Klumpen bildet, die wie Seifenstückchen aussehen; zum Gebrauch reibt man dieses Material mit Fett zn einem Teig ein, nnd Männer nnd Weiber, damit eingcschmiert, haben das Ansehen ncner rothcr Ziegelsteine. So manigfaltig sind unter den Menschen die Begriffe von Schönheit! Aus allen Welttheilcn. II. Jahrg. 5