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Namen Murchison-Fall zu Ehren des Borstehers der konisch geographischen Gesellschaft in London. Der Flnß war am See aufwärts 500 m. breit nud sehr lief; allmählich verengte er sich ans 165 m. „Das Brausen des Wasserfalles", erzählt der Reisende, „wurde außerordentlich laut. Nachdem wir noch eiu paar Stunden lang, während welcher die Strömung an Heftigkeit zunahm, stark gerudert hatten, kamen wir an einige verlassene Fischerhüllen, an einer Stelle, wo der Fluß eine geringe Krümmung machte. Nie sah ich eine so außer ordentliche Ausstellung an Krokodilen, wie hier an den Seiten des Flnsses auf jeder Sandbank ansgelegt waren; sie lagen wie Baumstämme an einander, und ans dem einen Ufer zählten wir 27 von bedeutender Größe; jeder Platz, wo sie sich sonnen konnten, lag in ähnlicher Weise gedrängt voll. — Bon der Zeit an, wo wir eigentlich in den Fluß eingetreten waren, hatten ihn ans beiden Seiten etwas steile Höhen begrenzt, die sich bis gegen 60 w. hoch erhoben; unu aber waren die Klippen noch höher und außerordentlich schroff. Dem Brausen des Wassers nach war ich überzeugt, daß, wenn wir uns nm die Ecke an der Krümmnng des Flnsses wendeten, der Wasserfall vor nnsern Augen stehen werde. Ich befahl daher den Bootsmännern, so weit zu rudern, als sie könnten. Hiergegen machten sie anfangs Einwendungen, da sie in dem verlassenen Fischerdorf anznhalten wünschten, das, wie sie sagten, die Grenze ihrer Reise sein sollte, indem ein weiteres Bordringen unmöglich sei. Ich setzte ihnen jedoch aus einander, daß ich mir den Wasserfall sehen wolle, und sie ruderten sofort den Strom hinanf, der nns jetzt stark ent gegenkam. Als wir um die Ecke hernmsuhren, zeigte sich nns plötzlich ein prachtvoller Anblick. Ans beiden Seilen des Flusses siandeu schönbewaldete Klippen, die sich schroff zu einer Höhe von ciwa 100 m. erhoben; aus dem prächtig grünen Laubwerk ragten Felsen hervor, nnd der Flnß stürzte sich donnernd in einem einzigen Satze in den dunklen Abgrnnd. — Den Boots- lenren, denen ich ein Geschenk von Perlen versprochen hatte, um sie zu bewegen, so dicht als möglich au den Wasserfall heran- znfahren, gelang es, die Kanoes bis über 300 m. der Basis des Falls zn nähern; weiter vorzndringen hinderten die Gewalt der Strömnng nnd die Wirbel im Flusse. Uns zur Linken lag eine Sandbank, die mit Krokodilen buchstäblich bedeckt war; diese Ungeheuer lagen parallel neben einander, wie zur Eiuschifsuug bereit gelegte Baumstämme. Vor dem Kahu hatten sie keine Fnrchr, bis wir ihnen auf 30 Schritt nahe kamen — dann krochen sic alle langsam ins Wasser. Ich vermochte die Boots- lente, den Kahn so lange ruhig zu halten, bis ich eine Skizze von dem Fall ausgenommen hatte — daun trieben wir schnell strom abwärts nach dem Landungsplätze an dem verfallenen Fischer dorfe hinab und stiegen ans Laud." Ehe wir noch weiter über die noch nickt abgeschlossene Frage nach de» Nilgnellen sprechen, müssen wir nock einen dritten großen Binnensee, den Tanganyika oder See von Ud- schid s ch i (eugl. Schreibweise Ujiji) berücksichtigen. Bnrton nnd Spcke waren ans ihrer Reise in das Innere von Ost-Afrika, von Zanzibar ans, am 27. November 1857 nach >tasch orcr Taboro gekommen, einerwichiigcn Handclostadl im Binneulande, 90 Meilen (in gerader Linie) von der Küste, nnd hatten die Mccreshöhe dieses Platzes zn 1061 m. bestimmt; spätere Berichtigungen lassen 1391 m. (4282 Par. Fnß) als richtigere Bestimmung erscheinen. Bou Kaseh aus zogen sie westwärts auf der Hochebene weiter. Allmählich senkte sich das Land, eine trefflich angebante Ebene, in welcher eine zahlreiche Bevölkerung wohnt nnd Reis, Baumwolle, Zuckerrohr und ankere tropische Produkte iu großer Menge angebaut werden. Bald wird der Boden wellig nnd hügelig, die Thaleinschnitte werden riefer, die Thalräuder höher; alle Flüsse laufen gegen Westen. Die Reisenden fanden Msene im Thal zn 872 m., Usenye auf der Höhe unweit des Malagarasi 976 in. über dem Meere. In rascherem Lanfe strömte nnn der immer mächtiger werdende, im ganzen etwa 60 deutsche Meilen lange Flnß dem See zu' Seinen Thalweg zu verfolgen erschien nicht rathsam nnd die Aleisenden wendeten sich über das Plateau gerade west wärts ; am 3. März 1858 erreichten sie, 52 Meilen westlich von Kaseh, die Stadt Udschidschi oder Kawele, am Ufer einer mäch tigen Wasserfläche, die sich hier in einer Breite von 6 bis 7 Meilen, nördlich schmäler, südlich breiter werdend, unüberseh bar nach Norden nnd nach Süden erstreckte, während ferne Höhen jenseit des Sees den westlichen Horizont begrenzten. Es war der Tanganyika, eines von jenen gewaltigen Wasser becken, welche der Oberflächenform Jnner-Afrika's und der tropischen Regenfülle ihre Entstehung verdanken. Die Meeres- Höhe wurde zu 565 w., später zu 579 w. bestimmt, die Diffe renz zwischen der Höhe von Kaseh und dem See genan 500 w. Dies würde 891 m. nach den infolge der Baker'schen Mes- snngen getroffenen Berichtigungen ergeben, in Petermann's „Mittheilnngen" 1868, Tafel 20 werden 867 m. (?) ange nommen. Die Frage nach den Meereshöhen ist, so lange wir das Südende des Mwntan nnd das Nordende des Tanganyika nicht kennen, von großer Wichtigkeit. Denn es ist in England die Vermnthung ausgestellt worden, daß Burton's und Speke's Messungen unrichtig seien, daß der Tanganyika vielmehr höher liege als der Mwntan, daß sonach ein Abfluß des Tanganyika nach dem Mwntan möglich nnd wahrscheinlich sei, und demnach der erstere als der oberste Nilquellensec angesehen werden müsse. Dem Ukerewe und seinem Abflüsse, dem Meri, würde daun nnr die Bedentulky eines Nebenflusses zukommen; nicht Grant nnd Spcke, denen man gern die Palme aus den Händen genommen j hätte, wären dann die Entdecker derNilqnellen, auch nicht Baker, j der den Haupt-Quellsee im Mwntan gefunden zu haben meinte, ohne dessen südliche nnd westliche Enden zn kennen. Die Frage könnte erst gelöst werden, wenn ein geographisch befähigter Rei sender den Ranm zwischen.beiden Seen erforschte. Als Hanptgrnnd führen Speke's Gegner für ihre Ansicht an, daß eine Wasserfläche wie der Tanganyika, in einer Auskchnnng von 500Onadratmeileu und gespeist von der Fülle der tropischen Regen, die von Mitte November bis Mitte Mai auf dem Hoch lande westlich von Kaseh (nnd wahrscheinlich auch im Westen des Sees) herrschen, nicht ohne einen bedeutenden Abfluß sein könne. Dagegen ist für Spcke in Erinnerung zu bringen, daß nach Speke's Bestimmungen der Mwntan 120 bis 130 m. riefer liegt als der Tanganyika; daß das ansehnliche Gesälle des Malagarasi bis zu dem lctztgcnanurcu See eine tiefere Lage desselben vorauSsctzcn läßt; daß endlich Burton von Udschidschi ans ans dem See gegen Norden fuhr, bei Muriwumba, 14 Meilen im Nordwestcu von Udschidschi, das jenseitige Ufer erreichte, von da an die Westküste noch 9 Meilen weiter nach Norden verfolgse, bis zn einem Orte Uvira, und dort nnr drei Meilen vom Nord ende deS Sees entfernt war. Speke's Erzählung von dieser Fahrt lautet wie folgt: „Kapiläu Speke nnd Kapitän Bnrton fuhren unter Leitung Kannina's, des Häuptlings von Udschidschi, anfangs längs der Ostküste des Sees hin, wandten sich dann westlich nach dem Nordende einer langen Insel Namens Ubwari nnd verfolgten sodann die Westküste bis nach Uvira. Der Distrikt Uvira ist vortrefflich angcbant nnd besitzt sehr große Rinder mit Hörnern von erstaunlicher Größe; die Thiere sind von gleichförmig rother Farbe wie nnsere Devonshire-Rasse, erreichen aber eine weit beträchtlichere Höhe nnd Größe. Da die Berge zn beiden Seiten deS SeeS höher werden, je weiter mau gegen Norden kommt, nnd allmählich näher zusammeurückeu, bis sie am Nordende, wo sie ihre größte Hohe errreichcu, der weiteren Ausdehnung des Sees eine Schranke setzen, so ist hier die Aus sicht nicht entfernt so umfassend, als in den südlicheren Theilen, aber doch außerordentlich schön. Speke's Plan, bis an den Flnß am Nordende des Sees, von dem ihm Scheich Hamed erzählt hatte, zn gehen, wozn nnr ein sechsstündiges Rudern von Uvira ans nöthig gewesen wäre, wnrde durch Kannina's stand- j haste Weigerung -vereitelt, welcher behauptete, daß die dort l wohueudeu Warnndi feindlich gegen alle Wadschidschi gesinnt