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Has Gebiet des obern Uil. Skizze von vr. Htto Ackitsch. I. Des LanS. Unter den Strömen der Erde ist, soweit nach dein jetzigen Stande der Entdeckungen und Messungen behauptet werden kann, der Nil der Länge wie der Größe seines Stromgebietes nach der zweite. An Länge übertrifft ihn der Mississippi, der von der Missouri-Quelle 890 deutsche Meilen mißt, während der Nil von der Quelle des Jordans - Nullah eine Stroment wickelung von 860 Meilen hat. An Größe des Stromgebiets steht ihm der 770 Meilen lange Amazonenstrom oderMaranon mit 126,000 Quadratmeilen voran, während zum Nil 71,500, zum Mississippi 61,400 Quadratmeilcu Landes ihre Gewässer senden — freilich bei allen diesen Flüssen, vorzüglich aber bei dem Nil, mit wasscrlecren Laudstrccken. Wie klein erscheinen diesen Stromriesen gegenüber die Elbe, der Rhein, die Weser mit Stromlängcu von 171 , 150, 70 deutschen Meilen, mit Stromgebieten von 2600, 4080 nnd 1414 Quadratmcilen! Ter Name Nil ist gegenwärtig in Afrika unbekannt. Tie An wohner geben dem Flnß einen Namen aus ihrer Sprache, und da zahl reiche Völker von der Quelle bis zur Mündung mit einander abwcchfcln, die Klänge sehr vieler Sprachen an seinen Usern ertönen, so ist der Strom reich an verschiedenen Namen. Jaro, Iero oder Jeiaro war der aliägyptische Name, Icor nanlltcn ihn die Ebräer. Bei den Griechen finden wir den Namen Neilo S, Hindernisse entgegen, und ein nicht geringeres Hinderniß sind die beiderseitigen Wüsten, die den Nil, von Khartum abwärts bis zu seinem Delta, östlich und westlich begleiten. So kommt es, daß bei den alten Römern, die es liebten, ihre geopraphischen Kenntnisse nach allen Seiten zu erweitern, das „vaput IMi czuusrers" d. h. das Aufsuchen der Nilquellen sprichwörtlich ge braucht wurde, um das Streben nach etwas zwar Wisfenswerthem, aber Unerreichbarem zu bezeichnen. Bon Kaiser Ncro's Rc- giernng an sind mehrmals römische Expeditionen stromaufwärts unternommen worden, und in der That sind römische Cen- turionen weit über Khartum, ja über den damals wohl noch um fangreicheren No-See aufwärts bis ins Gebiet der Nuchr und Tinka, die, wie es scheint, schon damals die Ufer des Flusses an ihren gegenwärtigen Wohnsitzen inne hatten, anfwärts ge kommen. Später hat sich die Kunde von diesen Entdeckungen wieder verloren, nnd erst die Bemühungen der Portugiesen, einen nächsten Weg nach Indien auszufinden,führ ten in Aegypten slrom- anfwärts nnd lehrten wiederum ein Stück des Nilstroms kcnuen. Aber erst im Jahre 1827 gelaugte ein Ent deckungsreisender ans Europa, der Franzose Liuant, bis El-Ais, etwa 60 40Meilcn oberhalb Khartum. Mehmed-Ali, der Pascha vou Aegypten, nahm den Plan der Er forschung des südlichen Nilgebietö in großartiger Weise auf: 400Aegypter wurden im I. 1840 auf wiedcrgegebcn iu dem römischen Nilns und in unserem historisch nnd allgemein gewordenen Namen Nil. Berücksichtigen wir die dem Ukercwe znströmenden Qucll- flüsse, den Jordans-Nullah, den Kitaugulc n. a. hier nicht, so erscheint zuerst der ans dem Ukercwe abfließende Strom als Kari und Meowango; dem gewaltigen Wasserfall desselben haben englische Reisende den Namen „Murchison-Falle" aufge drängt. Aus dem Mwutau-Nsige fließt die verstärkte Wasser menge als Meri, nimmt im Lande der Bari die Namen Tschufiri oder Tubiri an, heißt bei den Tinka Kir, bei den Nuchr Icr, während die Araber diesen Theil seines Laufs als Bar - el - Dschebel, d. h. Bergsluß, bezeichnen. Als K i r oder Kidia oder Kedi verläßt der Strom den See No (Ga zellensee), als Bahr-Schillnk bespült er das Gebiet der Schilluk-Ncgcr, als B a h r- e l - Ab i ad oder Weißer Strom erreicht er bei Khartum den Zusammenfluß mit dem Blauen Strom (Bahr-cl-A;rek) nnd wirk von da an bei den Ein wohnern schlechthin Bahr, d. h. Strom, genannt. Tie mächtige Wassermenge, die der Nil durch Aegypten wälzt und in zahlreichen Armen dem Mittelländischen Meere znführt, wie die eigcnthümlich regelmäßigen Erscheinungen im Steigen und Fallen seiner Gewässer haben seit ältesten Zeiten die Auf merksamkeit auf diesen Strom gelenkt, doch stellt der Strom selbst mit den zahlreichen kleinen Wasserfällen nnd starken Strom schnellen, besonders im Lande Nubien, den Erforschern gewaltige dein Nil stromaufwärts gesendet, welche bis an nnd über den 5. nördlichen Parallelkrcis gelangten und deren Er lebnisse durch den französischen Geographen Jomard veröffentlicht wurden. Bald darauf folgte auf Befehl desselben Rcgemcn eine zweite eben so bedeutende Expedition (1841), nnlcr Führung des französischen Ingenieurs d'Arnoud und unter Begleitung eines Tentschen, Ferdinand Werne, welcher geographische und ethno graphische Nachrichten über seine Erlebnisse veröffentlicht hat; diese Reisenden waren bis nahe an den 4. nördlichen Parallelkreis (oberhalb des heutigen Goudokoro) vorgcdrungen nnd durch die von da ab häufiger folgenden und bedeutenderen Wasserfälle am Weilerfahren gehindert worden. Noch weiter kam Pater I. Knoblecher vou Goudokoro, der neugegrüudetcu Mission ans; er erreichte am 1. Juni 1854 eine Felseninsel im Nil südlich vom 4. nördlichen Parallelkreis, nnd noch einige Meilen weiter gelangte der Reisende Miani, der unweit der großen Biegung des StromlanfS seinen Namen in die Rinde eines Baumes ein schritt („Miani's Baum"). Weitere und vollständigere Forschungen waren erst den Engländern Burton nnd Spekc in den Jahren 1857 und 1858, Speke nnd Grant in den Jahren 1861 bis 1863, Baker 1863 und 1864 Vorbehalten, und seitdem ist kein Jahr vergangen, wo nicht wenigstens noch einiges entdeckt und erforscht worden wäre, wenn auch unsere Karten nnd Schil derungen am Nilquellengebiet noch immer manche wesentliche, den Geographen unbequeme Lücke vcrrathen. tMrschunuk der Gblwa Aus allen WeNtheileu. IN Jahrg.