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2V Dardschiling und andere britische Gesundheitsstationen im Himalaya. , Von vr. Otto Delitsch. (Fortsetzung.) II. LIKKim und LarLschilmy. An den nördlichen Grenzen von Bengalen, wo die beiden noch unabhängigen Staaten Nipal und Bhutan fast das ganze Gebirgsland des mächtigen Himalaya bis in die Tiefebene herab cinnehmen, ist es den Briten gelungen, gerade zwischen jenen I beiden Staaten in das Gebirge einzudringen und den untern ! Theil des Gebirgs ihren Besitzungen einzuverleibcn, den obern bis an die tibetanische Grenze wenigstens abhängig zu machen. I Dieser Bezirk ist das Ländchen Sikkim, welches demnach po- ! litisch in zwei Theile zerfällt, den britischen Vasallenstaat Sikkim unter einem einheimischen Fürsten oder Radschah, und den britischen Bezirk Sikkim mit der Hauptstadt Dardschiling. Ehe wir an die Beschreibung des letzter» und seiner Ver wendung zu einer Gesundheitsstation für die in Ostindien le benden Europäer übergehen, sei es uns gestattet, erst einen ! Die nothwendigen Verhandlungen mit dem Radschah verzögerten aber die Anlegung der Station noch bis zum Jahre 1835: der Radschah trat gegen eine jährliche Entschädigung von 3000 Rn pien (lies: Rupihn, I Rupie ----- 20 Sgr. 5 Pf.) das Gebiet zwischen dem Balasun und kleinen Rangit im Westen, dem großen Rangit im Norden, dem Rangno und Mahanaddi im Osten, der Ebene im Süden ab, und 1836 eröffnete Kapitän Lloyd mit I)r. Chapman durch einen zwölfmonatlichen Aufent halt die Gesundheitsstation, welche 1839 dem Dr. Campbell übertragen wurde. In einer zweiundzwanzigjährigen trefflichen Verwaltung hat dieser umsichtige und thätige Mann Dardschi ling zu seiner jetzigen Blüte gebracht: Wege angelegt, Berg bäche überbrückt, eine Kirche erbaut, den Bazar in Dardschiling und den Jahrmarkt in Titalya eingerichtet, das Depot für euro päische Truppen hergestellt, ausländische Blumen und Früchte Einblick in die Geschichte des Ländchens zu thun. Sikkim, früher ein selbstständiger Staat und von der tibetanischen Grenze bis in die Tiefebene Bengalens herabreichend, war durch Krieg zum Theil in Besitz von Nipal gekommen. Im Vertrag von Segulie (1816), der den Krieg zwischen Großbritanicn und Nipal endigte, mußte der letztgenannte Staat das Land östlich vom Flusse Medschi bis an den Ticsta — eine Nord- und Südgrenze war nicht angegeben — an die Briten abtreten. Der Aus- sührungsvertrng von Titalya (10. Febr. 1817) bestätigte die Abtretung. Die Briten aber schenkten das gewonnene Land dem Radschah von Sikkim und schlossen mit demselben ein Freund- schaftsbündniß, in der klugen Absicht, die mächtigen Nachbar staaten Nipal und Bhutan auseinander zu halten. Im Februar 1828 machte der britische Resident Grant in Malda, der mit Kapitän Lloyd die Grenzen festsetzte, einen Ausflug in das Innere des Berglandes und erklärte, von dessen herrlicher Lage überrascht, dasselbe als vorzüglich geeignet für eineVerpflegungs- und Gesundhcitsstation. General-Gouverneur Lord William Bentinck billigte diesen Vorschlag und sandte Major Herbert und Grant (1830) zu weitern Untersuchungen. ! eingeführt, der Thceknltnr Eingang verschafft, de» Ha»del bc- ! fördert. Mit etwa 20 Familie» übernahm er die Station, welche jetzt mit Zubehör über 20,000 Seelen zählt. Schwierigkeiten verursachten die Beziehungen zum Radschah. Als 1849 der bekannte englische Botaniker I. D. Hooker nach Sikkim kayi, um die Flora des Himalaya zu studiren, erging von Seiten des Gencral-Gonverncurs durch seinen politischen Agenten Ur. Campbell an den Radschah die Aufforderung, jenen Gelehrten bestmöglichst zu unterstützen. Allein der Radschah legte demselben alle möglichen Hindernisse in den Weg, und als Campbell selbst nach Tamlong, der Residenz des Radschah, ging, um die Sachen zu ordnen, nahm der Radschah von dem Fremden nicht die geringste Notiz. Ja, als Campbell und Hooker vom Tschola-Paß am 7. November 1849 zurückkehrten, wurden sie überfallen und gefangen genommen, Campbell insonderheit aufs gröblichste gemißhandelt — eine Veranstaltung des Ministers Namgowai, der eine persönliche Rache für eine vermeintliche Beleidigung zu nehmen gedachte. Erst die drohenden Rüstungen der Briten bewogen den Radschah zur Herausgabe der Gefan genen (am 25. December). Als Strafe mußte er freilich das