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uü. 40. BtzöchcuUich eine OiUiniucr. —§Llpziss, 6. Allll 1870. Bierteljährlich 18 Sgr. I. ZOsthHsiUH. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- u. Auslandes sowie Postämter. Ncdigirt von vr. Otto Delitsch, Prival-Doccnt und Nealschul-Oberlehrcr. Der Jahrgang (52 Nummern oder 12 Monatshefte) läuft von Oktober zu Oktober. Oer Golddistrikt Shortland in Neuseeland. Von Ludwig (Lugier aus Leipzig, vom 3. Januar 1870. Lie crltc» Entdeckungen. Die ersten Entdeckungen von Gold in der Provinz Auckland wurden schon im Jahre 1852 nahe bei Coromandel, ungefähr b Meilen von der Hauptstadt, gemacht. Obgleich dies die größte Aufregung hervorrief, so wurden doch von der Regierung, bei den schwierigen Verhältnissen zwischen Europäern und Einge borenen, keine weiteren Schritte gethan, um die wichtige Ent deckung weiter zu verfolgen. Im Juli 1867, nachdem der Maorikrieg theilweise glücklich beendigt war, gelang es endlich der Regierung, eine kleine Strecke Landes, am AuSflnssc des Thames-River, den Europäern für bergmännische Zwecke zu er öffnen. Die in kurzer Zeit erhaltenen überraschenden Erfolge veranlaßten die Negierung zu weiteren Schritten, und nach vieler Mühe gelang eS, alles zwischen Kap Cohille und dem Chiui- wnri-River gelegene Land unter die Goldfelder-Regulative zu bringen. Die den Europäern zuerst eröffnete Strecke Landes ist zwischen dem Karaka und Kurnnni - Creek gelegen. Zwischen dem Fuße des Gebirges und der Seeküste zieht sich eine nur wenige Meter über den Meeresspiegel erhabene Ebene hin, stellenweise sumpfiger Natur, dicht mit Farn und Flachs be wachsen, und nur die höheren, trockneren Stellen, gleich Inseln, waren tief bewaldet. Die letzten drei Jahre haben nnn wieder einmal den Beweis geliefert, was der menschliche Geist, durch den glänzenden Schein des Goldes angespornt, für Schwierigkeiten Zu überwinden vermag, nud kann sich nur ein Augenzeuge, der die kolossalen örtlichen Veränderungen hier in ihrer stnfcnwciseu Entwickelung beobachtet hat, einen klaren Begriff davon machen. Da, wo noch vor so kurzer Zeit nichts als neuseeländischer Sumpf wit seiner wilden Vegetation sich dem Auge darbot, wo nur der unheimliche Schrei der Möve, der Ruf der Wasservögcl die ur weltliche Stille unterbrach, erhebt sich heute eine blühende Stadt, mit all dem regen Leben und Treiben europäischer Civilisation. Obgleich der Boden bei Anlage der Stadt bedeutende Schwierig keiten darbot, so erforderte eS verhältnismäßig wenig Arbeit, um brs Laud trocken zn legen nnd dehnt sich heute Shortland, mit seinen Vorstädten Grahamstown und Tooky's-Flat, mehr als 1/2 Meile längs der Seeküste aus. Natürlich konute mau eiuen systematischen Plan nicht beibehalten, doch sind die Straßen alle breit und geräumig und schneiden sich in rechten Winkeln. Die Häuser sind, bis auf wenige Ansnahmen, alle von Holz nud leicht, der Witterung angemessen, gebaut. Die Einwohnerzahl*) beläuft sich auf ungefähr 30,000 Köpfe, doch ist dieselbe tag täglich im Steigen begriffen. Wir haben hier 21 gottesdienst liche Gebäude aller Religionsbekenntnisse, 5 große Banken, eine Menge Regierungsgebäude, 4 Theater, Konzert- nnd Ballsäle und eine wahrhaft erschreckende Menge von Hotels und Bier häusern, welche letzteren keineswegs zur Moralisirung des Platzes beitragen. Der Bodenwerth nimmt ungeheuer schnell zu. Der laufende Fuß, in der besten Geschäftslage, ist schon mit 60 Thalern bezahlt worden. Von der Seeseite betrachtet, bietet die Stadt mit ihrer Um gebung einen überaus romantischen Anblick dar. In der Ferne, an der rechten Seite, führt der majestätische Thames-River, in einer nahe an ^2 Meile breiten Oeffnnng seine Gewässer dem Meere zu. Das eine Ufer ist bis an die Seeküste mit hohem Kahikatea-Walde bedeckt, der sich bis an den Piaho-Niver hin zieht und weit am Horizonte sich in den Bergen der Wairoa- und Pateroagebirge verliert. Zur linken Seite wird der Fernblick von dem Kap Colville und den Coromandel-Gebirgen begrenzt. Die Berge, welche sich im Hintergrnnde der Stadt erheben, er reichen eine Höhe von nahe an 1000 m. über den Meeresspiegel, und ist es an diesen, an welchen sich der größte Theil der Minen befindet. Mit bloßen Augen kann man die zahllosen Stollen und Schächte der verschiedenen Gruben unterscheiden und kommt der Anblick mehr dem eines großen KaniuchenbancS gleich, als einem Goldfelde. Zur rechten Seite von Shortland ergießt sich ein kleiner Gebirgsflnß, Kawaranga, in die ThameSmündung, an Nach einer vielleicht ctwaö hohen Schatzung; selbstverständlich mit Einschluß der auf den Goldfeldern um die Stadt zerstreut wohncn- den Menschen. Gleichwohl wird Shortland bereits auf den ersten Rang unter den Städten Neuseelands Anspruch machen, denn Auckland hat 17600, Dunedin 12800 Einwohner.