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309 Wolfshäuten und die furchtbare» Apachen kauften dcmüthig unseren Mais für das Gold ihrer Berge. Wir tranken das Blut der wilden Aumas und drehten ihr langes Haar zn Bogen sehnen zusammen; kein hinterlistiges Bleichgesicht kam da zwischen. Es gab keine Seuche in unseren Herden, keinen Mehlthau auf unseren Feldern, kein Feuerwasser in unseren Wigwams. Unsere Frauen waren noch frei von der verhaßten Berührung der Bleichgesichter, und unsere Kinder sprangen noch frisch und gesund umher, ohne die Strafe, welche sie heut zutage auf ihren Gesichtern für die Sünden ihrer unglücklichen Mütter tragen. Wenn du dich mit dein Gesicht gegen Morgen wendest und deine rechte Hand ausstreckst, weit, weit in dieser Richtung herrschte unser großer Vater Montezuma, von Sonnenauf gang bis Souucnuutcrgang. Wir hatten Silber wie Reis, und Da machte sich unser Häuptling mit allen jungen Führern eilig auf, um die Bleichgesichter zu begrüßen. Sie gaben ihnen Wasser in Kürbissen zu trinken und saftige Beeren vom Kaktus, welche den Reisenden erfrischen. Sie brachten sie auch unter schattige Bäume und gaben ihnen zu essen und zu trinken, was sie nur in ihren Dörfern köstliches auftreiben konnten; denn unsere Väter freuten sich sehr über ihr Kommen. Und die Bleichgesichter aßen und tranken und Plauderten mit ihnen. Auch unser Anführer sprach mit einem der Schwarzröcke durch einen Dolmetscher. Doch sprachen sie nicht wohl mit einander, sondern waren verschiedener Meinung. Und so kam es, daß der Priester unseren Häuptling fragte: „Glaubst du an Gott?" „Ja, mein Bruder," sagte unser Führer; „wir glauben an Gott, an den großen Geist, von dem wir unseren Geist und unser heiliges Land Aztlan haben." Knincn und indianische Heiiigtinimcr lui Znnni in ÄriM». Gold wie Weizenhaufen brachte man aus einem Lande jenseit des Colorado: aber wir gaben fröhlich alles unserem großen Vater. In jenen Tagen trug der Wind unseren Vätern ein Ge sucht, daß eine Schar weißer Krieger mit einigen ihrer alten ichwarzröckigen Priester von dem Wohnsitze unseres großen Vaters käme, um das heilige Aztlau zu besuchen. Und die Herzen unserer Väter wurden fröhlich, nnd sie bereiteten den Gästen ans weiter Ferne ein Fest. Der Häuptling nnd alle jungen An- !ührer hielten Rath, wie dieselben am würdigsten zn em- psaugen wären. Bald nachher kam einer aus dem Stamme keucheud und Me: „Die Bleichgesichter kommen!" Es war eine kleineSchar lunger Krieger mit Flinten und Lanzen; sic kamen mit großem Vvmp und vielen Pferden und unter seltsamer, wnndcrbarer Musik «on silbernen Flöte»; auf dem Kopse aber hatte« sie Mützen von blankem, glänzendem Golde. Vor ihnen ritt ihr Häuptling auf stattlichem Rosse mit einem langen blendenden Messer; hinter ihm kamen die alten schwarzröckigen Priester, welche auf Eselu saßen, Kreuze von Mahagoniholz trugen »nd wü lauter Stimme sangen. „Aber Dein Gott ist ein heidnischer Gott und wir achten ihn für weniger als nichts, für eine Täuschung, einen Wahn." „Wir wissen nicht, Bruder, ob er ein heidnischer Gott ist, noch was heidnisch sein mag. Wir wissen nur, daß er sehr gut gegen nns ist nnd daß er uns unsere Mutter Aztlan gab, damit sie uns nähre, und alle diese schattigen Bäume, und den heiligen Gila zu», Wasser." „Dein Gott kann deine Seele nicht aus der Hölle erretten, wenn du stirbst." „Sage uns, Bruder, was ist Hölle? Unsere Propheten und Kräntermänner haben »ienials davon gesprochen. Wenn Dein Gott nicht alle ans der Hölle erretten kann, sondern nur wenige, wie dn sagst, dann bedauert der Sohn Aztlans die Bleichgesichter. Wir glauben, daß jeder Pimo, wenn er stirbt, zu den Ufern des großen, reißenden Colorado getragen wird, nnd daß der Geist jedes Kriegers dann seinen Wohnsitz in einem großen, mächtigen Banmc anfschlägt, der an seinen Ufern wächst oder ans den luftigen Bergen am Strome steht. Der Geist jeder Frau wird iu ciue Wolke, in jene silbernen, gelben und rothcn Wolken, die du dort siehst, getragen. Wer am