Volltext Seite (XML)
üo. 36. Wöchentlich eine Nummer. -4 Leipzig, 8. Juni 1870. Vierteljährlich 18 Sgr. I. Jahrgang. Familicllblntt für Lmlder- und Wlktrknndc. Zu beziehen durch »KBuchhnudluiigcn des In- u. Auslandes sowie Postämter. Redigirt von vr. Otto Delitsch, Privat Docent und Realschul Oberlehrer. Der Jahrgang (52 Nummern oder 12 Monatshefte) läuft von Oktober zu Oktober. Ans dem Fernen Westen. Skizze von vr. Htto Iclitkch. - (Fortsetzung.) Die erste Goldmine Kaliforniens war unweit der Südküstc w der Nähe von Los Angeles im I. 1840 angelegt worden; dann suchte mau dies Metall in den Grafschaften Los Angeles, Santa Barbara, Sau Diego im S.-W., Del Norte, Meudoeiuo >m N.-W. Die jetzigen Goldbergwerke finden sich von Nord »ach Sud im Westabhange der Sierra Nevada, seltener in den Küsteustrecken. Shasta Butte mit dem „Tafelgcbirge", Puba, Sierra, wo ein Goldsucher bei einer Sprengung 86,000 Thaler ßkwann, Nevada mit den ersten Quarzminen, Placer gegen- wärtig mit den reichsten Werken, Omadcr und Ealavcrcs, deren ergiebige Minen >8 tu eröffnet wurden, Tuolumne, Mariposa, Tularc mit starken Goldadern sind vorzugsweise die Grafschaften, in denen gegenwärtig Gold gewonnen wird. Die Gewinnung des edlen Metalls geschieht entweder durch Waschen des goldhaltigen Alluviums oder durch bergmännische Ausbeutung der goldführenden Quarzaderu. Die einfachste Wäsche bestand anfangs nur aus Siebe» von verschiedener Weite, in denen man an der Oberfläche des Wassers den Sand und Schutt des Alluviums hin- und herbcwegte. Die Erde löste sich auf und wurde wcggeschwemmt, die größeren Steine »ahm man hinweg, in dem zurnckbleibeudcn feinen Sande setzte Uch das schwerere Gold zu Boden. Die Arbeit war anstrengend, Zeitraubend, der Gesundheit nachthcilig, da die Arbeiter gewöhn lich im Wasser stehen mußten, nnd viel Gold ging verloren. Später arbeitete man mit „Slnices", d. h. einer Reihe treppen- svrmig über einander geschobener flacher Tröge oder Rinnen, welche 1 bis 5 m. lang, an der Stirnseite offen, an Boden und Seiten mit schmalen niedrigen Rändern versehen waren. Tas goldhaltige Erz wird in die oberste Rinne geworfen, 6 ein. hoch mit Wasser bedeckt nnd langsam durchgezogen; das Gold seht sich dabei zn Boden und wird durch die Leisten znrückge- haltcn. Am liebsten stellt man die Slnices in Gräben auf, die man in den goldhaltigen Boden zieht, nm Arbeit zu sparen. Liegen die Alluvialschichten tiefer in der Erde, so gräbt man einen Stollen, spritzt mit einem Schlauch Wasser mit großer Kraft gegen die zu bearbeitende Wand und führt mit dem ab fließenden Wasser die goldhaltige Erde in die Slnices. Selbst Flüsse hat mau abgeleitet, um ihren Saud in den Wäschen zn verarbeiten. Kalifornien hat bereits 155 deutsche Meilen Wasserleitungen sür seine Bergwerke: Anlagen, die bis jetzt 22 Millionen Thaler gekostet und sich außerordentlich förderlich erwiesen haben. Aktiengesellschaften bauen solche Grüben und verkaufen dann das Wasser. Anderwärts treibt man den Bergbau iu vollkommen berg gerechter Weise. Qnarzmühlen (bei uns Pochwerke genannt) nnd Hüttenwerke sind in großartigem Maßstabc angelegt; Kali formen enthält 500, Nevada 100 Hüttenwerke, welche aus schließlich mit der billigen nnd bequemen Wasserkraft betrieben werden. Das gewonnene Gold hat manche Beimischung, man rechnet 88 Prozent Gold und 12 Prozent andere Metalle. Von San Francisco wurden in 20 Jahren (1849 bis 1868) mehr als 1800,000,000 Thaler Gold ausgesührt. Im Jahre 1867 betrug die Ausbeute 36^/z Millionen Thaler; die höchste Snmme mit 95 Millionen war im Jahre 1853 erreicht worden. Bis jetzt habe ich nnr von Gold gesprochen. Aber Kalifornien hat noch andere Metalle. Die östlichen Gebirge geben Silber, freilich nicht so viel als der benachbarte Staat Nevada, der in einem Jahre sür 35 Millionen Thaler Silber brachte! Kupser- minen sind am Fuße der Gebirge in der ganzen Ansdehnung des Staats nnd liefern jährlich 300,000 Zentner Kupfer. Die Hauptwerke sind in Coppcropolis unweit Stockton; auch die Grafschaft Sauta Elara gibt reiche Ausbeute. Quecksilber ist iu so großen Quantitäten (jährlich über 30,000 Zentner) vor Händen, daß die Einfuhr dieses Metalls aus Europa über flüssig geworden ist. Ncu-Almaden, Ncu-Jdria n. a. Orte zeigen schon dnrch ihren Namen das Mineral an, dessen Aus finduug sic ihre Entstehung verdanken. An Eisen, Graphit nnd Zinn ist kein Mangel; das Eisenerz der Grafschaft Sierra, im Nordosten von Downieville, enthält 70 Prozent sehr reines schwefclsaures Eisen; der Rcichthum an Wasser und Holz er leichtert das Ausschmelzen. — Kalifornien ist so reich an Metallen und mineralischen Produkten aller Art, daß man nicht mehr 36