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Ho. 35. Wöchentlich eine Nummer. Leipzig, 1. Juni 1870. ->- Bierteljährlich 18 Sgr. I. Jahrgang. Zu beziehen durch alle 6uch!)andiumztn des In- «.Auslandes sowie Postämter. Rediqirt vou vr. ^)tto Delitsch, Privat-Docent und Nealschul Oberlehrer. Der Jahrgang (52 Nummern oder 12 Monatshefte) läuft von Oktober zu Oktober. Reber Landkarten-Darstellungen. Bon Anton Steinhäuser. IV. Vic topographische llcUchnnlc und die dicsfäiiigcn ltafäiiac in Kestcrreich. Die Bezeichnung topographische Reliefkarten deutet ^»länglich an, in welcher Beschränkung der Begriff des Reliefs 'n dem folgenden Anfsatze genommen wurde. Es wird voraus gesetzt, daß der Maßstab derselben groß genug ist, nm den Zainen einer topographischen Spezialkarte zu verdienen st:20,000 bis 1:80,000) und daß die Reliefbilder, zu wirk lichen Karten ausgearbeitet, nicht blos plastische Modelle find. Die innerhalb dieser Grenzen fallenden Arbeiten stimmen ^nach mit den Nachkarten vollkommen überein, nur mit den ^isnahmen, daß sie an die Stelle der konventionellen Zeich nung der Unebenheiten die Körperlichkeit derselben setzen Ühd daß sie gewöhnlich, nm Störungen zn vermeiden, keine Schrift enthalten. Wenn man freilich die wenigen Erzeugnisse Dieser Klasse von Karten berücksichtigt, so erscheint es fast ver- rüht, die Erfordernisse zu besprechen, die zur Herstellung der- ielben nothwendig vorhanden sein müssen, und die Aufstellung Grundsätzen für die theoretische nnd praktische Ausführung fu versuchen. Bis jetzt hat die Ueberzengnug von dem Stutzen i^chcr Reliefkarten noch wenig Boden gewonnen, und die bis herigen Leistungen sind mehr vom künstlerischen Standpunkte "is Bilder, denn in topographischer Beziehung als Karten ^gesehen worden. Indessen steht zu erwarten, daß in Zukunft denselben eine allgemeinere Würdigung zu Theil werden wird. Es scheint vor allem angezeigt zu sein, die Leistungen solcher Mischen Karten, bei welchen die Darstellung der Unebenheiten ^ bereits dem Naturporträt nähert, insAuge zu fassen. Die Zittel, welche man bisher zur Darstellung der Unebenheiten lfNvendct hat, waren rein graphischer Art: man stellte durch Masfirung, durch Isohypsen, durch Tuschtöne, durch beige- Miebene Höhenzifferu das Terrain dar (vergl. S. 102). Gut ansgeführte plastische Karten in entsprechend großem ^aße und — worauf viel ankommt — ohne Ueberhöhnng , h- ohne Vergrößerung des Höhenmaßstabes, lassen über die Mptfyrmml des Terrains, seien es Berg- oder Thalformcn, Mn Zweifel mehr entstehen, sie füllen alle die Lücken ans, welche Kotirung (d. h. Beischreiben von Höhenziffern), Nivean- kurven, Zeichnungsschlüssel und Lichtbilder (d. h. photographische Abnahmen von Reliefs) stets noch übrig lassen, und gewähren allein das allverständliche, klare nnd natnrwahre Bild, welches Flachkarten mit allen jenen Mitteln in dem Beschauer hervor zubringen nicht im Stande sind. Ganz besonders gilt dies von den bloßgelegten festen Theilen des Erdkörpers, von den Fels wänden, für welche die Kartenzeichnung nur ein konventionelles Zeichen hat, während gerade in ihnen sich der Charakter des Terrains und der Formation am entschiedensten ausspricht. Mau weiß, wie schwer dem Laien in der Terrainzeichnung das Verständniß derselben wird — das Relief macht ihm den Zeich nungsschlüssel überflüssig, er versteht jede Form auf deu ersten Blick so gut wie der Kenner und Fachmann. Ferner ist zu be achten, daß jede Zeichnung vermittelst Schraffen bei dem Aus- drncke feinerer Details unzulänglich wird, während in der plastischen Darstellung ein Gegenstand von der Größe eines Stecknadelkopfes nicht blos deutlich bemerkbar ist, sondern auch eine erkennbare Gestalt haben kann. Selbstverständlich gibt es, wie für jedes Menschenwerk, auch für die plastische Karte eine absolute Grenze, über welche hinaus eine größere Annähe rung an das Original der Natnr nicht mehr erreichbar ist, und eine relative Grenze, welche durch das Verhältniß der Ar beit zum Zwecke bedingt wird nnd welche man innehält, um überflüssigen Aufwand von Mühe nnd Zeit zu vermeiden. Sehr förderlich sind topographische Reliefkarten für das Studium der Terrainformen im großen, insbesondere zur Er kennung des Einflusses gewisser geologischer Hauptforma tionen (z. B. Kalk, Schiefer, Basalt). Sie berichtigen ferner durch die wahreu Höhenverhältnisse alle übertriebenen Vorstellungen von den Höhen und Neigungswinkeln. Sie lassen die klimatischen Regionen, vor allem Schnee und Eis in ihren Formen (Firnmeere, Gletscher) und in ihrer Ausdehnung, zur Geltung kommen. Sie ermöglichen anch das Uebertragen von Isohypsen ans die Flachkartc vermittelst eines zweckmäßigen und sichern Instruments, dcsPautographen; ein Verfahren, welches sich da als nützlich erweist, wo Mangel an zuverlässigen Höhen-