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fuhren wir in das offene Meer, das immer noch infolge des letzten Sturmes hoch ging. Es war ein klarer, milder Mor gen, als wir 24 Stunden später in den Sitka-Sund ein fuhren, vor uns die konkave Linie der leuchtenden schneebedeckten Berge, neben uns die charakteristischste aller Landmarken, den erloschenen Vulkan Edgecombe mit seinem 933 m. hohem Kegel, seinem 93 m. tiefen, fast ganz mit Schnee angefüllten, eine halbe Meile im Umfange messenden Krater. Bon seinem Rande ziehen sich strahlenförmig mit fast geometrischer Regel mäßigkeit die tiefen Schluchten nieder, welche die Lava vor nicht ganz hundert Jahren eingerissen hat. Vom Fuße auf wärts bis zur Schneegrenze in halber Höhe des Berges wächst Immergrün wie nach der Gartenschnur gepflanzt. Der Sund ist am Eingänge 2>/z M. breit; bis Sitka sind noch 3 Meilen. Langsam glitten wir zwischen Reihen von Klippen, in einem Fahrwasser von solcher Tiefe, daß Senkblei und Anker gleich nutzlos sind, durch die einzige Pforte in dem Labyrinthe von In sein, die einen vollkommenen Wellenbrecher bilden — und vor uns lag im Schutz der hochragenden Berge, die drei Viertheile der ganzen Aussicht begrenzen, auf einem sumpfigen Nieder lande von etwa 1000 Acres Gehalt, Sitka. Es war ein prachtvoller Anblick. Die amphitheatralisch auf steigenden Berge, überragt von Eis- und Schneemassen, an den Abhängen Furchen, die von Lawinen herrühren mochten, Ketten symmetrischer Kegel von vulkanischem Gepräge; die nie drigeren , stufenweise abfallenden Vorsprünge in alle Farben töne gekleidet, vom Grau des Mooses, das unter dem glitzernden Eise hervorsproßt, durch alle Tinten des Immergrüns bis herab zu der unbestimmten Färbung des dürren Laubes, das von den mächtigen Baumstämmen am Fuße der Berge noch nicht herab gefalle» war. Durch Felsenschluchten herabstürzend, rauscht der Indian-River zwischen dicht mit Erlen bewachsenen Ufern und ergießt sein kaltes, funkelndes Wasser in die kieselgrundige Bai, deren Umrisse und Wirrsale eben so eigenthümlich sind, wie ihre Schönheit von keinem Hafen der Welt erreicht wird. Der Hafen wird durch eine dreifache Reihe von Inseln gebildet, die, dicht zusammengedrängt, vor der Stadt sich Hinstrecken und nur einen Kanal von etwa 300 m. Breite frei lassen, in welchem alle Schiffe vor möglichst vielen Ankern liegen müssen. Wir fanden hier dieVereinigten-Staaten-Schiffe „Jamestown" und „Resaca" mit unsern Truppen an Bord m»d eine nicht unbe trächtliche Flotte von Kauffarteischiffen aller möglichen Na tionen. Nach manchen zeitraubenden Evolutionen lag endlich der „Ossipee" Freitag den 18. Oktober, drei Wochen nach unserer Abreise von San Francisco, vor Anker. Noch am selben Nach mittag wurden unsere Truppen ausgeschifft uud neben der rus sischen Garnison auf der kleinen Felsplatte aufgestellt, auf wel cher sich die Gouverneurs-Wohnung befindet. Die Bevollmäch tigten der beiden Staaten und die Offiziere traten an die Flaggenstange vor; Kapitän Pestchouroff ließ die russi sche Flagge niederholen, und übergab dabei mit einer kurzen Erklärung das Territorium von Alaska au die Vereinigten Staaten; die Truppen präsentirten das Gewehr und die rus sischen Batterien und unsere Kriegsschiffe donnerten die inter nationalen Salutschüsse. Es folgte eine kurze Erklärung der Uebernahme, während das Sternenbanner aufgehißt und in gleicher Weise begrüßt wurde — und wir standen auf dem Boden der Vereinigten Staaten. Die Stadt Sitka, im Jahre 1799 angelegt, zählte zur Zeit der Uebergabe weniger als 1000 Einwohner und trug durchweg ein nicht-amerikanisches Gepräge. Die einzige wahr nehmbare Regelmäßigkeit in der Anlage beschränkte sich auf den Umstand, daß sänuntliche Regierungsgebäude: die Gouverneurs wohnung, der Bischofssitz, das Gesellschaftshaus, das Hospital, die Kasernen und Waarenmagazine sehr groß, aus mächtigen, zugehauenen Baumstämmen erbaut, gelblich angestricheu und mit Kupfer gedeckt waren. (Schluß folgt.) Japan. Bearbeitet von Professor Or. Kühne. (Fortsetzung.) Der Fußboden der japanischen Wohnungen ist beständig mit Matten bedeckt. Dieselben sind sorgfältig aus Reisstroh ge flochten und haben stets genau dieselbe Grüßet 2,yz m. Länge, 1,oz m. Breite und 0,^ m. Dicke. Die Mattenlünge dient da her im gewöhnlichen Leben als Längenmaß. Mit Hilfe der Matten und der Kuliffenwände, die sich in Falzen des Fuß bodens verschieben lassen, kann der Japaner seine Wohnung nach Willkür in kleinere oder größere Gemächer abtheilen und I in jedem Augenblicke die Eintheilung nach Bedürfniß und ohne große Mühe verändern. Die Matte macht jedes andere Mobiliar überflüssig. Sie ist die Matratze, auf welcher der Japaner, in einen weiten Japanische Trödler. Schlafrock und eine große wattirte Decke gehüllt, den Kopf auf einem gepolsterten Holzkeil, die Nacht über ruht; sie ist das Tischtuch, auf welchem er seine Lack- und Porzellangefäße beim Mahle niedersetzt; sie ist der Teppich, auf dem die nackten Füße 33*