Volltext Seite (XML)
Wustnrtcs Faiiiilieilblatt für Lniider- lind Uülkrrkiiüdc ^ll. 33. Wöchentlich eine Nummer. —, 18. N!lll 1870. Bierteljährlich 18 Sgr. I. Zu beziehen durch a»kBuch!-andimuzcii de» In- u. Anslandcs sowie Postämter. Redigirt von vr. ^)tto Delitsch, Privat-Docent und Nealschul Oberlehrer. Der Jahrgang (52 Hummern oder 12 Mmmlsheste) läuft von Oktober zu Oktober. Ächt Monate in Sitka. Wir beabsichtigen nicht, im folgenden eine Beschreibung von ganz Alaska zu geben, vielmehr wollen wir nur einen Ausflug nach seiner Hauptstadt Sitka oder Neu-Archaugel zur Zeit der offiziellen Uebergabe des Territoriums an die Ameri kaner*) erzählen und einige Beobachtungen registriren, die während der ersten acht Monate der amerikanischen Herrschaft gemacht wurden. Freitag den 27. September 1867 morgens verließen wir San Franzisko bei dem schönsten Wetter auf der amerikanischen Kriegs-Korvette „Ossipee", passirten das „goldene Thor" und richteten unsern Kurs an den Fareallones (Felseninseln) vorüber Direkt nach Sitka. Infolge des starken Wellenschlags des „Stillen Meeres" griff jedoch die Seekrankheit so stark um sich, daß aus °en Rath der Aerzte bald der Kurs nach Viktoria eingeschlagen wurde. Am 6. Morgen nach unserer Abreise liefen wir in die zwölf bvgl. Meilen breite Straße Juan de Fnca ein, welche das soda- ^>che Ufer der Vancouver-Insel von dem nordamerikanischen ^rritvrium Washington trennt, wo von: Wasserspiegel an bis hinauf an der majestätischen Olympus-Bergkette genug örtliche Tanneu und Fichten wachsen, um die Flotten der iwnzen Welt mit Masten zu versehen **). Abends ankerten wir ^Üen zwischen der englischen Flotte in dem prächtigen Esqui- ^t-Hafen. Felsen, mit Moos und Laubwerk bedeckt, welches *) Russisch-Amerika wurde an die Vereinigten Staaten gegen Zah- 7,200,000 Dollars in Münze abgetreten. Es zählte 1861: -^» Bewohner, darunter 8000 Weiße. ieiü d's zu 833 oder 1000 m. Höhe steigen an den steilsten Gcbugs- größten Baume hinan. Die Sitka-Fichte erreicht über 1 m. ^"üuesscr und 60 m. Länge, bisweilen sogar 2 m. Durchmesser und Ug Höhe; die gelbe Ceder (Luprossus wtebeusis) 2 m. Dicke und duml^öhe. Letztere beginnt unter 54» 40' nördl. Br. und erstreckt sich Eckim" guuzcu Archipel bis 59» 15' und weiter. Sie gibt für den Mn - ""d die Tischlerei das vorzüglichste Holz. Wenn cs zwanzig Mr« d" Erde gelegen, ist es noch frisch und unverändert. Die ihrx, dieses Holzes scheint fast unerschöpflich an den Küsten, die mit ltz.j.vUseln, Buchten nnd Straßen 1708 deutsche M. ausgedehnt sind, üch EWou-Territorium von Coiumbia bis zur Nordgrenze, einschiicß- K^n7< M"lston-Suud, Admiralität^ Einfahrt, Puget-Sund nnd Hood- ul haben 441 Meilen Küstcneutwickluug.) jetzt infolge des Frostes in prächtigen Farben prangte, um schließen denselben, während ihnen gegenüber reizende Wäld chen die geschmackvollen Wohnungen der Offiziere halb ver bergen, aus denen Fahrstraßen und Fußwege sich nach den Re gierungsgebäuden hinwinden, die trotz ihrer Schiffsmagazin form und Farbe nicht wie öffentliche Gebäude ausseheu. Alles hat einen mehr orientalischen als nordischen Anstrich. Esqui- malt dient als Depot und Sammelplatz der englischen Flotte und ist außerdem der Haupthafen für das fast eine Meile weit entfernte Viktoria. Eine schöne feste Straße führt zwischen duftenden Hecken, an wohlbebauten Meierhöfen mit frucht reichen Obstgärten und schmucken Landhäusern mit den englisch heimischen freien Rasenplätzen vorüber und über langgestreckte, die Buchten des Meeres überspannende Brücken nach dieser Stadt, die einst der westliche Hauptsitz der Hudson-Bai-Gesell- schast war. Aber die Ruhe in den gewaltigen Magazinen und auf den ausgedehnten Kais bezeugt, daß die Herrschaft des ab soluten Monopols, die sich über einen Landstrich von gleicher Ausdehnung wie die Bereinigten Staaten erstreckte, zu Ende geht. Die Straßen, sind leer, nur hier und da zwischen den meistens unbewohnten, armseligen Häusern stehen einzelne ele gante Wohnungen. Dagegen gewähren die Kirchen und die Regierungsgebäude einen angenehmen Anblick, die natürliche Umgebung ist reizend und bietet die prächtigsten Aussichten dar. Durch ihre Lage und durch ihren natürlichen Reichthum ist die Vancouver-Insel der Schlüssel zu dem Puget-Sund und zu deu Häfeu des Washington-Territoriums auf fast hundert deutsche Meilen. Im englischen Besitze bildet sie einen Keil, der die Macht der Vereinigten Staaten an dieser lang ausge dehnten Küste spaltet. Zwei Tage genügten, um Kohlen einzunehmen und die ge wöhnlichen Höflichkeitsbesuche auszutauschen. Wir setzten unsere Reise durch die innere Passage, diese natürliche, gegen die stür mische See jener Regionen Schutz gewährende Straße fort. Ein feiner Herbstregen war eingetreten, aber wir achteten feiner nicht und ergötzten uns an der überraschenden, wunderbaren Szenerie, die uns umgab. An einzelnen Stellen führten Ka näle die Flut in das Innere von Bergen hinein, die steil aus 33