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197 JmJ. 1854 unternahm der russische Feldherr Perowsky einen glücklicheren Feldzug gegen Khiwa. Dieser Staat wurde ju einem Büudniß mit Rußland genöthigt und trat die Steppen- liindcr im Osten des Aralsees ab. Im I. 1858 gingen die Russen zu Laude uud zu Wasser "n und auf dem Syr vorwärts. Nur langsam nahmen sie das ^nd ein; nicht mehr wurde genommen, als was man mit Sicherheit behaupten konnte. Ohnehin gab es 1854 bis 1856 für die Russen in der Krim genug zu thuu. Im I. 1864 begann ein hartnäckigerer Feldzug. General Tschernajeff eroberte die Stadt Hazret oder Türkistan, bald auch Tschemkend (22. Sept.), während Fürst Gort- ichakoff in einer Note (vom 20. Nov.) den Mächten des Abend- laudes versicherte, Rußland gebe die aggressive Politik in Asien "uf Tschernajeff errichtete am 24. Februar 1865 die neue Provinz Türkistan, besiegte am 20. Mai den Khan Ahimkul bon Chokand und nahm ans Bitten Taschkender Kaufleute die ^adt Taschkend ein — wir finden es begreiflich, daß die gezollt hatten, erbitterte er durch harte Steuern und ungeschickte Geldoperationeu. So zog er z. B. alle Tenga's (eine Silber- müuze von 8 Ngr. Werth) ein und gab sie zu doppeltem Preise wiederum aus. Der Handel mit China und Indien stockte wegen der afghanischen Kriege, die Einnahmen waren mager, die Felder blieben unbestellt; das Land verarmte. Der Emir griff endlich, nothgcdrungen, die geistlichen Güter an und stieß da bei, wie natürlich, auf allgemeinen Widerwillen. Sonst treue Hilfstruppen Rieben nun weg oder fielen ab; so der Gouver neur vonKaraköl, der in Gemeinschaft mit den Turkmannen von dem Emir einen unerschwinglichen Sold forderte; so die Reiter scharen der nomadisirendeu Chitai-Kiptschak; so Jara-Beg, der Gouverneur der Provinz Schehri-Sebs, welcher einen Thronprätendeuten aus der Familie des Emirs bei sich auf nahm. Priester und Volk verlangten endlich in thörichter Ver messenheit den Religionskrieg. Der Emir unternahm, um sich auf denselben vorzubereiten, zunächst zwei Pilgerfahrten und ging dann zur Armee nach Samarkand. Timur'!, pubch iu Smmnlmnd. o Tadschjks bestehende Kaufmannschaft die Gelegenheit gern sich von der Last des usbekischen Jochs frei zu machen, darguf der Khan von Bnkhara, Muzafar-ed-Din, sich in , E Angelegenheit mischte uud die Räumung von Taschkent» ver- r rückte General Romanowsky gegen ihn weiter vor, Ste am 20. Mai 1866 bei Tschinar (oder Jrdschar) uud nahm ^0. Mai die Stadt CHodsch end, wo sofort — ein Zeichen Rcher Pläne — der Grundstein zu einer christlichen Kirche ..U wurde. Während über den Frieden unterhandelt wurde, ,, v der Emir von Bukhara treulos au, wurde wiederholt ge- Agen und die Russen nahmen Uratüppa, Zamin, Dschisak; liv, > "d wurde am 0. Sept. 1866 dem russischen Reiche förm- (uwerleibt. M dem heißen, ungesunden Dschisak konnten die Russen » borübergehend bleiben. Rückwärts gehen wollte man nicht, kh^ck^m Porgehen fehlte es an den nöthigen Mitteln. Bu- sw, Tnrkmannen, Kirgisen, Kiptschaken machten auf der ^Mstreckten Grenzlinie eine ununterbrochene militärische nöthig. General Kaufmann brauchte Zeit und H^Aswdelte. Der Emir begriff seine Situation nicht und be- unklug als möglich. Den Russen gegenüber log (j/ ° verwickelte sich in Widersprüche. Seine Unterthanen, M früher blinden Gehorsam und unbegrenztes Vertrauen So begann 1868 der Krieg wieder. Im Mai überschritten die Russen den Karasu und Zerafschän und' jagten den feigen Feind, fast ohne Schlacht, vor sich her. Die Bürger von Sa markand schlossen dem flüchtigen Emir ihre Thore und ließe» die Russen ein. „Samarkand", sagt Bämbvry, „die in den Zauberschleier gehüllte Stadt mittelasiatischer Bildung, mit ihren vergoldeten, blau glasirten Kuppeln, ihren imposanten Ruinen, ihren phantastisch zerstreuten Häuserinassen am Fuße des Tschobau Alta, kam iu Besitz der Christen." Die von Afzal-Khan in Balkh als Mustertruppen nach Bukhara gesendeten Hilfsvölker waren zu den Russen überge- gangeu, da der Emir ihnen den Sold nicht zahlte; au ihrer Spitze stand Iskender-Khan, Sohn Azim's nnd Enkel Dost- Mohammed's aus Afghauistan. Auch iu allen ferneren Ge fechten blieben die Russen Sieger; im Rücken der Armee hatte eine kleine Abtheilung von ihnen in Samarkand sich glücklich gegen überlegene Angriffe vertheidigt. Rußland botdaraufFrieden und Rückgabe von Samarkand an. Aber der Emir sollte die Kriegskosten zahlen, eine Fahrstraße von Samarkand nach Bukhara bauen — wie bequem für rus sische Kanonen! — und sollte die Anlage russischer Forts in dieser Linie gestatten. Im Sommer 1869 sind neue Zwischenfälle eingetreten