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Uo. 2^. Wöchentlich eme Nummer^^^^cipziff, 2. März 1870.->- Vierteljährlich 18 Sgr. l. Iat>ryony Zu beziehen durch aßrüuchhlliidlnnßkn des In- u. Auslandes sowie Poftänttcr. Rcdigirt von vr. ^tto Delitsch, Prival Doceullund Renischul Oberlehrer. Der Jahrgang (52 Nummern oder 12 Monatshefte) läuft von Oktober zu Oktober. Die Landbildung in den Seebecken Deutschlands durch Dermoorung uud Minerallösungen. Von Professor vr. Senft in Eisenach. (Schluß., 2. Wenn dagegen im Wasser wachsendePflanzen nach ihrem Absterben unter Wasser sinken, so daß nun, wie es in stehenden bewässern der Fall ist, die atmosphärische Luft ganz von ihnen abgesperrt ist, dann tritt ein ganz anderer Zersetzungsprozeß >hrer Massen ein. Durch die über ihnen stehende und auf sie drückende Wasscrmasse zusanimengepreßt, entwickeln sie so viel Mrme, daß sie — wie in einem Kohlenmeiler — zn ver- ahlen beginnen. Die auf diese Weise entstehende kohlige «ässe hat nun, durch die Wärme angeregt, die größte Begierde, Üch mit Sauerstoff zu verbinden. Da sie nun denselben weder aas der Luft noch ans dem sie umgebenden Wasser erhalten Mn, so entzieht sie ihn ihrer mineralischen Umge- "ung, wenn dieselbe unter ihren Bestandtheilcn höhere Metalloxhde enthält, welche mehr als einen ^heil Sauerstoss in ihrer Metallmasse enthalten, ^urch diesen Prozeß aber entstehen nun zn gleicher Zeit Deierlei Substanzen, welche wieder die größte Vcrbindungs- aeigung zu einander besitzen nnd sich infolge davon auch wirklich M im Wasser löslichen Salzen verbinden. Ans der einen ^cite entwickelt sich nämlich aus der kohligen Substanz der sich Ersetzenden Pflanzenmassen durch den — den Metalloxyden bezogenen — Sauerstoff Kohlensäure, welche als Säure sich shii solchen Mctalloxyden verbinden will, in denen auf ein Desi Metall ein Theil Sauerstoff kommt; auf der andern ^eite aber entstehen aus den obengenannten höheren Oxyden federe Oxyde (d. h. solche, welche nnr noch ein Theil Sauer- ^ss auf ein Theil Metall enthalten), die sich nnn augcn- ^lcklich mit der eben erst entstandenen Kohlensäure zu in Nasser löslichen kohlensanren Mctallvxydulen verbinden. Indem dieser eigenthümliche Prozeß in jedem Augenblick sich erneuert und so lange fortdanert, als einerseits noch ein Erduzirbares Metalloxyd nnd andrerseits noch eine Spur ver ölender Pflanzensubstanz vorhanden ist, füllt sich allmählich E'n nicht zu tiefes und zu großes Standwasser mit der Lösung kohlensauren Metalloxydulc an. Diese letzteren kommen mit .Er Luft in Berührung, ziehen Sauerstoff an sich, zersetzen an der Oberfläche des Wassers nnd bilden wieder höhere Metalloxyde, welche im Wasser unlöslich sind, infolge davon allmählich zu Boden sinken und hier im Verlauf der Jahre eine immer stärker werdende Schicht von Metalloxyd bilden. Diesen Prozeß, durch welchen sich namentlich die oft sehr bedeutenden Lagermassen von sogenannten Morast -, Sumpfl oder Raseneisensteinen bilden, kann man schon an jedem Wassertümpfet bemerken, welcher in einem aus ockergelbem (also eisenschüssigem) Lehm oder Thon bestehenden Acker liegt und den Wohnort von Snmpfl oder Wasserpflanzen (namentlich von Algen) bildet. Im Sommer schillert das Wasser eines solchen Tümpfcls an seiner Oberfläche zuerst regenbogenfarbig, dann grünlich, dann ockergelb und wird zuletzt wieder farblos, nach einigen Tagen zeigt es wieder jene Farbenumwandlung und fährt so den ganzen Sommer hindurch fort, bis es im Herbste farblos bleibt. Leitet man nnn das Wasser ab, so wird man auf dem Boden des Beckens eine schleimige, an der Luft schnell fest oder pulverig werdende, ockergelbe Eisenoxydlagc nnd an den Seitenwänden den Lehm oder Thon nicht mehr ockergelb, sondern mehr oder weniger weißgrau finden. Diese ganze Erscheinung läßt sich einfach in folgender Weise erklären. Die in dem Wassertümpfcl wohnenden Pflanzen entzogen bei ihrer Zersetzung dem Eisenoxyde in dem Lehm der Tümpfcl wände einen Theil seines Sauerstoffes. Hierdurch entstand einerseits aus den kohligen Wasserpflanzenresten Kohlensäure uud andrerseits ans dem Eisenoxyde des Lehmes Eisenoxydul (— 1 Theil Eisen 1 Theil Sauerstoff), welches sich nun augenblicklich mit der eben entstandenen Kohlensäure zu im Wasser löslichen kohlensauren Eiseuoyydul verband. Indem nun dieser Prozeß unaufhörlich sich erneuerte, füllte sich das Wasser des Tümpfels so mit kohlensaurem Eisenoxydul an, daß nun auch die Wassertheilc au der Oberfläche des Tümpfels von demselben erhielten. Hier aber mit der Luft in Berührung kommend, zog das Eisenoxydul Sauerstoff an sich und färbte sich infolge davon erst violett, dann blaugrün, dann gelbgrün, bis es zuletzt so viel Sauerstoff erhalten hatte, daß es ockcr^ gelbes Eisenoxyd geworden war. Als solches trennte es sich von seiner Kohlensäure und sank unlöslich geworden zu Boden, 22