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solche unmittelbare Verbindung zwischen den beiden Küsten Südamerikas zu würdigen wissen werden, in welchem Falle es dann sür die Segelschiffe nicht mehr nöthig ist, das stets stürmi sche Kap Horn zu umsegeln. Dampfschiffe und zwar von der Liverpool-Linie fahren seit einem Jahre durch die Magellans- Straße direkt nach Valparaiso. Ein Blick auf die Karte belehrt uns, daß die Natur selber schon auf einen solchen Verbindungs weg hinweist. Auf der Ostseite Südamerikas schneidet die Bucht San Mathias tief in das Land ein; ein Gleiches findet auf der Westseite durch den Busen von Chiloe statt; nordöstlich davon entspringt der Rio Negro, der, wie gesagt, auf der ganzen Länge seines Laufes schiffbar ist; die Cordilleren können dort nach den im Jahre 1855 von Herrn Geise, einem Deutschen, im Auf trage der chilenischen Regierung angestellten Untersuchungen zu Wagen überschritten werden, und ein Fußgänger ist im Stande, die Reise von Puerto Montt in Chile nach Patagonien mit Be quemlichkeit biunen drei Tagen zurückzulegen. Daß diese Ent deckung eines solchen bequemen Uebergangs über das Gebirge gerade in jener Gegend von unberechenbarem Vortheile ist und erst recht werden wird, wenn Dampfschiffe den schönen Strom befahren und arbeitsame Europäer die anliegenden Länder am Rio de la Plata sowohl der Menschheit als solcher, als auch dem Welthandel noch eine große Zukunft bevorsteht. — Ich glaube behaupten zu dürfen, daß diese Unternehmungen, dereinst in Südamerika ausgeführt, sich der so eben vollendeten Pacific-Eisenbahn in Nordamerika, sowie dem seiner Vollendung cntgegcngehenden Suez-Kanale in Afrika und dem Projcktirtcn Durchstich vonPanamawürden würdig an die Seite stellen können. Wenn aber einstmals, welchen Augenblick wir in unserer sich rasch bewegenden Zeit nicht mehr in allzu große Ferne ver setzen können, in der so eben angedeuteten Weise jene Länder von geschäftigen Menschenhänden bevölkert und bearbeitet und die vielen neuen Handelsprodukte durch Hunderte von Flußdampfern aus dem Innern nach den Hafenplätzen geschafft werden, dann wird es sich auch darum handeln, für die alsdann gewiß ebenfalls steigende Anzahl von fremden Handelsschiffen in jeder Beziehung gute und sichere Häfen im La-Plata-Strom- gebiete zu beschaffen; denn bis jetzt ist in dieser Beziehung, ausgenommen bei Rosario, der Hauptstadt der Provinz Santa Fe, verhältnißmäßig noch gar wenig geschehen und hat man sich fast vollständig mit den gegebenen natürlichen Verhältnissen begnügt. Besonders gilt dieses von der großen und ersten Landschaft in Paraguay. Nach einer Original-Photographie. flächen bebauen, das bedarf wohl keiner weitern Hervor hebung. Ziehen wir nun außerdem noch in Berücksichtigung, daß man sich bereits seit 1854 mit dem Plane zu einer Eisenbahn von der Südsee nach dem Paranü, d. h. bis zum atlantischen Oceane beschäftigt und daß bereits von Rosario bis Cordova damit vorgegangen ist, von welcher letztem Stadt dieselbe ihren Lauf nach Channar, Orguatta in Catamarca, Rioja, Copaca bana am Fuße der Cordillera de los Andes nehmen und dann durch einen Abhang über die Höhe von San Francisco nach Copiapo und Caldera gehen wird, um sich dort mit der bereits fertigen Eisenbahn nach Valparaiso zu verbinden, welcher Weg für England dann wichtig wäre und die Heerstraße nach seinen australischen Kolonien bilden würde, und daß es ferner dem nächst möglich sein wird, den Paraguay durch den Rio Madeira, einen Nebenfluß des Amazonenstroms, mit dem Amazonas selbst zu verbinden, sei es nun vermittelst Erddurchstichen oder Eisenbahnen, wodurch uicht weniger als 740 deutsche Meileu, d. h. vvu der Müuduug des Rio de la Plata bis zur Mündung des Amazoncnstroms, der Dampfschiffahrt über geben würden, so wird ein Jeder erkennen, daß in den Ländern Welthandelsstadt am Rio de la Plata, von Buenos-Ayrcs, das gar keinen Hafen hat, sondern nur eine sogenannte Innen- und Außenrhede, sodaß das Ein- und Ausladen der Waaren oftmals mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. Alle großen Scgel- und Dampfschiffe bleiben einige Stunden von Buenos-Ayres auf der Außenrhede liegen; sowohl die importirten Waaren als die mitgebrachten Passagiere müssen zunächst auf kleinere Böte, die sogenannten Lanchas, gebracht werden, welche den Passagier dann sofort bis an eine große lange Brücke bringen, wo er ohne Schwierigkeiten das Land besteigen kann, während die Waaren an eine andere von der neuen Duane aus fluß- eiuwärts gebaute Brücke gefahren und vermittelst großer auf Schienen laufender Dampfkrahne ausgeladcu werden. Das Anfahren solcher kleinen Schiffe ist aber nur zur Zeit der Flut möglich, im übrigen bedient man sich dazu großer zweiräderiger Karren von kolossaler Höhe, welche dann von zwei nicht ein geschirrten, sondern nur hinten und vorn an die Deichsel be festigten Pferden durch das Wasser gezogen werden. Die Fahrt zwischen Buenos-Ayres und Montevideo ist we gen der vielen in der La-Plata-Mündung sich befindenden Sandbänke stets mehr oder minder gefährlich, zumal aber danu,