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157 vor den Ausländern zu untergraben und ihr eignes Gedeihen zu gefährden. Dies zeigte sich unter der Regierung der nächstfolgenden Siognne, die das politische Testament des Stifters der neuen Dynastie, den Vertrag des Gonghensama, namentlich aber die auf die Ausrottung des Christenthums bezüglichen Bestimmungen desselben, mit fanatischem Eifer zur Durchführung brachten. Im Jahre 1635 mußten die Portugiesen von Firado nach der chisel Desima übersiedeln, wo sie wie Gefangene überwacht wurden. Die Festung Simabarra, in welche die letzten japa nischen Christen geflüchtet waren, wurde 1638 mit Hilfe hol ländischer Kanonen durch die Truppen des Siogun Jemitz er obert und 37,000 Opfer jeden Alters nnd Geschlechts niederge- metzelt. „Mann von Simabarra" blieb für lange Zeit das ärgste Schimpfwort der Japaner. Im Jahre 1630 endlich wurden die Portugiesen gänzlich vertrieben nnd an ihrer Stelle die Holländer auf die Insel Desima eingeschränkt. Erst von dieser Zeit an schloß Japan sich von jeder weiteren Berührung mit dem Anslande ab; der einzige Berkehr wurde durch die zwei ! Grundlage bildete die Spionage, die nicht blos, wie ander wärts, durch die geheime Polizei, sondern außerdem durch ein ganzes Heer von Beamten der verschiedensten Grade geübt wird, welche den gemeinschaftlichen Titel Ometskes (Kontroleure) führen. Jeder Beamte, von dem niedrigsten bis hinauf zu dem höchsten Würdenträger, ward beständig von seinem Kontroleur I begleitet, der seine Worte nnd Handlungen überwachte und darüber Rapport abstattete. Todesstrafe durch das Schwert, an deren Stelle häufig die Verurtheilung zum Selbstmord durch Aufschlitzen des Bauches (Harakiri) tritt, und Verbannung waren die nothwendigen Ergänzungen jenerlegalisirten Spionage. Uebrigens bereiteten Etiquette und Eitelkeit den Siogunen allmählich ein ähnliches Loos wie dem Mikado, der seinen Pa last in Kioto, den Sammelplatz der Dichter, Musiker, Künstler und Astronomen, nicht verlassen durfte. Man überredete schließlich auch den weltlichen Herrscher, daß ein üppiges, ru higes und müßiges Leben seiner hohen Abstammung würdiger sei, als die Beschäftigung mit Staatsangelegenheiten. Seine ! Zeit wurde durch das Ceremoniel und durch zahlreiche An Znpnuhchc Dolmetscher. iwlländischen Schiffe unterhalten, welche jährlich in Desima ^nden durften. . So sehr aber der Vertrag des Gonghensama mit den Zu- Westimmungen seines Sohnes nnd Urenkels geeignet war, die Gewalt dauernd an die Familie Tokungawa zn fesseln, so doch andrerseits in der Bestimmung über die Gleichberech- ^uiig der drei Gosaukcs-Linien zur Thronfolge, in geringerem ^ade auch in der analogen Bestimmung bezüglich der Gosan- uos ein beständiger Grund zu Eifersucht und Haß zwischen den ^rechtigten Familien, die bei jeder Gelegenheit in politischen sktriguen und Handlungen der Rachsucht sich Luft machten, '^a selbst der Siognu, der sonst nur gegen die übrigen Familien hohen Aristokratie in offenem und versteckten Kampfe seine Wellung zu wahren hatte, war von jetzt an nicht selten durch Jntriguen der Mitglieder seiner eigenen Familie nicht allein der Durchführung seiner Pläne gehindert, sondern selbst in Existenz bedroht. Ties führte zn einem Regierungssystem, welches in der Ge richte der civilisirteu Staaten ohne Beispiel dasteht. Seine üammcrmndchcn dcr Khaki. dienzen^ vollständig in Anspruch genommen, nur drei- oder viermal des Jahres verließ er den Palast, um den Kamis, seinen Ahnen, Anbetung darzubringen. Seine Gewalt ging auf den Gota'i'ro, den erblichen ersten Minister, über. So blieb der Zustand der Dinge, bis im Jahre 1854 die Ent schlossenheit und Ausdauer des Kommodore Perry der Stag nation der japanischen Verhältnisse ein Ende machte. Als Perry in der Bucht von Jedo Anker warf, um das Schreiben des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu über geben, setzte der Fürst von Mito alles daran, den Siogun Jjejosi (1838 bis 1854) zur Abweisung der Amerikaner zu be wegen, indem er an die Bestimmungen des Vertrags des Gong hensama erinnerte. Es war vergeblich, Perry setzte es durch, daß der Siogun die Fürsten von Jdsu und Jwami zur Empfang nahme des Schreibens abordnete. Als > bei dieser Gelegenheit Perry den weltlichen Herrscher Japans bald als Siogun, bald als Kubosama, bald mit noch andern Titeln bezeichnete, welche