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W. 80. Wöchentlich eine Nummer. -< Leipzig, 16. Februar 1870. Vierteljährlich l8 Sgr. 1. Zahrgang. Familienlilittt Mr Muder- nud Wlmimndk. Zn beziehen durck ailkBuchhandlungen des In- u. Auslandes sowie Postämter. Redigirt von vr. ^)tto Dclitsch, Prival-Docent und Nealschnl-Obeilehvc'r. Der Jahrgang (52 Nummern oder 12 Monatshefte) läuft von Oktober -u Oktober. Oie LliMildung in den Seebecken Deuischlnnds durch Vermoorung nnd Minerallösnngen. Von Professor vr. Senft in Eisenach Die meisten Seebecken Deutschlands besitzen gegenwärtig nicht mehr den Umfang nnd die Tiefe, welche sie ehedem ge habt, so daß jetzt an der Stelle gar mancher ehemals beden- tcnder Seespiegel theils üppig fruchtbare Kulturläudereicn, Wohl M mit Städten und Dörfern, theils auch mehr oder weniger austrockncnde Torfmoore ihren Sitz haben. Man weiß, daß diese Umwandlung von Wasserbecken in Land ihren Grund vor herrschend in den Stein- und Erdschuttmassen hat, welche Bäche "ud Flüsse, Regengüsse, schmelzende Scbnccmassen oder La winen, vorwärts rutschende Gletschercismassen, Bergrutschen^ ^"Ächliffe) oder Felszcrsprcngnngcn in die Becken der stehenden Mwässto führen. Alle diese Erscheinungen sind so bekannt, daß sie hier wohl keiner weiter erklärenden Beispiele bedürfen. Die sie herbeiführendcn Kräfte wirken zn offen nnd zn gewalt- "Ütig, nm nicht in ihrem Wirken nnd Schaffen auch von dem "?r flüchtig beobachtenden Menschen erkannt zu werden. Anders hl es dagegen mit den Landbildnngen, welche in den Becken Ehender Gewässer theils durch im Wasser vollständig gelöste ^mcralsnbstanzen, theils durch die im Wasser eines Sees Ochsenden nnd wuchernden Pflanzen, theils auch durch beide -giftel zugleich hervorgerufeu werden; denn das Wirken dieser Mpferjschen Potenzen ist so geheimnißvoll und geht so all- ^hlich vor sich, daß es nur vou dem aufmerksame«, viele geduldig beobachteudeu Forscher erkannt werden kann. Hasser dieser Mittheilnngen wurde durch lei« Bestreben, Ac Thatsachcn über die Wanderungen nnd Wandlungen der . churalmaterie zn finden, auch auf diesen Gegenstand hinge- „ud hat infolge dessen seit zwölf Jahren ans allen seinen ^bachtnngsreisen zn den verschiedensten Seebecken des ebenen Sn ^s gebirgigen Deutschlands, ganz besonders aber der he», seine volle Aufmerksamkeit diesem Gegenstände gewidmet. . Je nach dem Hanptmaterialc, dnrch welches das Becken Standgewässers (wie im folgenden alle Arten von stehenden grössern kurz, im Gegensätze zn allen Arten von fließenden „ ^lissern oder Fließwasser genannt werden sollen) nach und ^ch^ausgefüllt werden kann, lassen sich alle Landbildungen in k ^tandgewässern in folgender Weise abtheilen: I. Landbildnngen durch Stein- und Erdschutt, welcher vou außen her durch Fließ- oder Regeuwasser, durch Lawinen oder Gletscher in ein Standgewässer geflutet wird. Diese Landbildung durch Verschüttung ist nach der Art ihres Schuttes von dreifacher Art: a. Der die Seebecken ausfüllende Steinschntt besteht vor herrschend aus Felsblöcken und groben Geröllen, zwischen denen Kies, Sand nnd Erdschlamm eingcmischt lagern. Dies ist der Fall bei den Seen in Gebirgsthälern. b. Der die Seebecken ausfüllende Schlitt besteht vorherr schend aus kleinen Geröllen und grobem Sand, untermengt mit feinem Sand und Erdschlamm. Dies ist namentlich der Fallbeiden Seen in den Gebirgsvorländern und in den breiten Thälern der aus Kalk- und Sandstein be stehenden Bergländer der deutschen Mittelgebirgs zone. Die Schuttablagernngen dieser zweiten Art von Seen lassen in der Regel schon eine deutliche Aufeinanderlagc- ruug von Geröllen, Sand und Erdschlamm bemerken; die Schuttmassen der Gebirgsseen dagegen zeigen sich um so ord nungsloser durch einander gemengt, je näher, schroffer, zer klüfteter und pflanzenleerer die Gehänge der sie umgebenden Gebirgsketten ihren Ufern liegen. e. Der die Seebecken ausfüllende- Schult besteht vorherr schend ans abwechselnden Lagen von feinem Sand und zartem Erdschlamm nnd zeigt nnr ausnahmsweise Lagen von Geröllen. Dies bemerkt man namentlich bei den fern von Gebirgen im Flachlande lagernden und nur von langsam flie ßenden Gewässern gespeisten Seen. II. Landbildungen, welche durch Miner alsub stanzen erzeugt werden, sei es, daß sie im vollständig gelösten Zustande durch Quellen im Becken eines Sees selbst oder durch Fließwasser von außen her dem Secwasser zugeführt werden, sei es, daß sie erst dnrch die zersetzende Kraft des Seewassers selbst oder der in seinem Becken lagernden und verkohlenden Organismenreste ans den Steimnasseu der Uferwände oder des Mineralschuttes im Seebecken entstehen. (Landbildung durch Minerallösungen.) 20