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Üü. 18. Wöchentlich eine Nummer. —2. ^ehllllU' 1870. r>— Vierteljährlich 18 Sgr. I. Familitulilatt fül' Kiidtr- und Wlkcrkmidt. Zu beziehen durch Redigirt von Der Jahrgang EeSuchhandinngen dcs-m- u. Auslandes vr. ^ttv Delitsch, (52 Nummern oder 12 Monatshefte) sowie Postämter. Privat-Docent und Realschul-Oberlehrer. läuft von Oktober zu Oktober. Oie Erdbeben des wahres 1868. Nach amerikanischen und anderen Quellen Mitgetheilt von Professor vr. K. A. von Klöden. (Schluß.) In Arequipa in Peru siud 600 Menschen umgekommen. Wenige Minuten nach dem ersten Stoße lagen alle Häuser der am Bodeu. Tie meisten der Bewohner der Gefängnisse ^Hospitäler kamen beim Einstürze der Gebäude um. Tie ^"hc erfolgten in Zwischenräumen, so daß fast hundert inner- Mb drei Tagen gezählt wurden. Aus dem Berge Misti kamen und Rauch liebst ungeheuren Mengen Schlammes, und Nuß hauchte Schwefelgeruch ans. Steine und Berge !^cn unablässig Pom Berge in's Wasser. Hunderte von Men sen wurde» durch einstürzende Häuser erdrückt, als der erste ^cke Stoß erfolgte. In Callao brach die See über die das wtt säumende Häuserreihe am 13. um 10 Uhr abends und ^"Mte ihren Inhalt völlig aus. In der nächsten Nacht brach Feuer aus uud 57 Häuser wurden im Geschäftsthcile der ^wdt zerstört, so daß ein Schaden von mehr als zwei Millionen Malern geschah. Menschenleben gingen dabei nicht verloren, ^uch dic Städte Jea und Pisco hatten schwer zn leiden, indem Häuser niedergeworfen wurden und 12 Leben in ersterer ^adt verloren gingen. Trabaya und Sabandia sind Trüm- ^chaufen. Fast die gesammtc Bevölkerung Callao's floh nach Ju Jquique dauerte der Stoß mehr als 4 Minuten, ^rcius die Welle kam und etwa drei Viertel des Ortes zerstörte Mt etwa 600 Menschenleben, fast allen Nahrungsmitteln nnd Äondensations-Maschinc, welche das Volk mit Triukwasser ^Oah. Unter den zu Jquique Umgekommeuen befand sich M der britische Konsul Billinghurst mit seiuer Familie. Räuberbanden plünderteu die Trümmer uud die darunter Be- ^abeuen. Ein deutsches Haus zu Jquique verlor 600000 Thlr. Eigenthum. Der Dampfer „San Diego", von Callao nach ^"lparaiso bestimmt, lag im Chala-Hafen, wo er am 13. von großen Welle erfaßt wurde; seine Ketten rissen und er Mrde in die offene See hinausgeführt. Nach wenig Augen- "^eu kehrte die Welle zum Ufer zurück, nahm den Dampfer sich, hob ihn mit all seinen Passagieren unversehrt über hohe Klippe und ließ ihn sicher innerhalb des Kanals ^'gcn. Ter Hafen Chala Ivar vollständig mit Wasser bedeckt. Fast alle Städte und Dörfer in der Bergwerks-Provinz Huyanca wurden zerstört oder zu formlose» Blassen. Die Städte Puno und Cuzco wurden nicht beschädigt. Der Hafen Molendo, wo das Material zum Bau der Meiggs'schen Eiseubahn lagerte, wurde vollständig zerstört, fast alles Werkzeug, Schienen und Mundvorrath gingen durch das Erdbeben und die nachfolgende Flutwelle zu Grunde. Moquegua, Locumba und Pequiaca wurden gänzlich zerstört. Tacna verlor 60 Häuser und 150 Menschenleben, meist Kinder, welche von der Schule heim kehrten. Die Stadt Mejia wurde fortgeschwemmt und von ihren 500 Einwohnern entkamen nur 20. Alle Häuser in Tilo gingen zu gründe und 20 Menschenleben. Lima litt an Menschenleben und Eigenthum nur wenig Schaden. Der starke Stoß dauerte etwa vier Minuten und verursachte die höchste Bestürzung; die Bewohner flüchteten auf die offenen Plätze, wo sie den Allmächtigen um Schutz anflehten. Auf den Chincha- oder Guano-Inseln an der Küste von Pern sah man am Vormittage des 13. einen röthlichen Dampf aus dem Meere aufsteigen, und um 12 Uhr 20 Min. mittags erhob sich ein heftiger Wind aus Süden, der fast zum Orkau wurde und bis 4 Uhr 38 Min. anhielt, wonach ein dauerndes und entferntes Getöse, dem Donner ähnlich, gehört wurde. Eine vollkommene Windstille, sagt ein Augenzeuge, folgte un mittelbar, wonach das erste Erdbeben gefühlt wurde. Dies dauerte 4 Min. 18 Sek.; dic Bewegung war so stark, daß die Leute umfielen. Darauf hörte man ein heftiges Krachen, als wenn eine mächtige Welle sich an den Felsen gebrochen hätte; aber das Meer war ruhig. Um 5 Uhr 56 Min. fing die Erde wieder an zu zittern, und dies dauerte 2^ Stunde lang. Die See wurde nun völlig still; aber man fah die Bögel bald Meer uud Felsen verlassen und sich in die Lüfte erheben, schrecklich kreischend, als wüßten sie, tpas bevorstände. Die Nacht wurde pechfinster; weder auf dem Lande, noch auf dem Meere konnte man das Geringste sehen; die Brise, die den Tag über ausgesetzt hatte, fing wieder an zn wehen und verur-