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116 geborenen stellt sich in gehöriger Entfernung auf einen offenen Platz oder hinter einen Busch und macht ein leises Geräusch durch Zerbrechen von Stöcken oder auf andere Weise, indem sich der Jäger von der entgegengesetzten Seite, von wo das Thier keine Gefahr erwartet, bis auf Speerweite heranschleicht. So erlegt man gewöhnlich Känguru's, Kasuare und wilde Hunde. Ist aber eine Anzahl Eingeborener beisammen, so wird eine förmliche Treibjagd angestellt. Wird die Jagd an der Küste vorgenommen, so geschieht es oft, daß sich die Kän gurus in's Meer flüchten, aber auch da ist keine Rettung sür sie, indem die Jäger dieselben umschwimmen und tödten. Klei nere Thiere, wie Wallapy's und Känguru-Ratten, welche sich im Gestrüpp aufhalten, erlegen sie mit Wurskeulen, während sie auf der Flucht begriffen sind. Auch zünden sie Gras und Gebüsch auf ganzen Strecken Landes an und stellen sich vor dem Feuer auf, um die aufgescheuchten Thiere, welche nach dieser Richtung fliehen, zu erlegen. Die Eingeborenen üben sich schon von früher Kindheit, indem sie einen trockenen Baum schwamm auf der Erde Hinrollen und statt des Thieres darnach Fische, während die kleineren, in Schwärmen zusammenlebenden, von einer Anzahl Eingeborenen, welche mit Zweigen bewaffnet sind, förmlich eingehegt und auf diese Weise mit den Zweigen auf den Strand geschoben werden. Sind sie bei dieser Beschäf tigung, so lassen sie keinen Menschen nahe kommen, indem sie glauben, daß die Fische die Fremde» riechen, „Mäuler machen", d. h. die Unterlippe hervorstrccken nnd entfliehen. Einige Fische werden des Nachts durch Lichter augezogen undJo mit leichter Mühe getödtet, indem sie mit Fackeln, aus langen Streifen Baumrinde bestehend, ins Wasser gehen und große Massen entweder mit den Händen fangen, erschlagen oder speeren.^ Große und freudige Aufregung herrscht unter ihnen, wenn sie Glück auf der Jagd oder beim Fischen haben. Jeder ruft dann mit Behendigkeit aus: kilguitye puru, ugait^e pur», das ist: mein Fleisch, meine Beute, klopft sich mit beiden Händen auf den Bauch und überschüttet den mit Lobpreisungen, dem er den bevorstehenden Schmaus zu verdanken hat. Alles Fleisch wird am Feuer oder auf Kohlen geröstet. Größere Thiere, wie Känguru's und Kasuare, werden vorher Emgktorcnc von AiUmugnUmi mit ihrem Linde. werfen. Ich sah oft kleine Knaben von 7 bis 8 Jahren Papa geien aus den Kasuarineu-Bäumen hernnterwerfen; ja selbst kleine Mädchen handhabten diese Waffe ganz ausgezeichnet. Sie haben eine Masse stumme Zeichen für das von ihnen ge sehene Wild. Der ausgestreckte Zeigefinger mit einer gewissen Bewegung deutet ein Känguru an. Drei Finger ausgestreckt und der Mittelfinger etwas unter die anderen zwei gehalten, bedeuten ein Emu, den Daumen allein erhoben ein Opossum. Die ganze Hand ausgestreckt und in wagerechter Lage gehalten, zeigt Fische an. Opossums werden gejagt, wenn der Himmel leicht bewölkt ist; ist der Himmel ganz klar, so behaupten sie, sie würden von den Thieren gesehen und diese liefen davon, ehe sie sich heranschleichen können. — Wenn Kängururatten in Fels löchern oder unter großen Steinen gefunden werden und weder mit Händen noch mit Stöcken erreicht werden können, so wird ein Feuer an der Mündung des Loches angezündet, um das Thier durch den Rauch heraus zu treiben. Im Fischen sind sie weit hinterden übrigen Stämmen Austra liens zurück, da sie keine Angel kennen. Sie speeren die größeren Eingeborener von Zn-australlen. zerlegt, während die kleineren Thiere mit Haut und Haar aus glühende Kohlen gelegt werden, ausgenommen, wenn die Felle benutzt werden sollen. Sind die Haare abgesengt, so werden die Eingeweide herausgenommen, welche gewöhnlich den Wei- j bern und Kindern gegeben werden, man schließt dann die Oeff- ! nung mit hölzernen Pflöcken und läßt das Thier vollends braten. Wäre diese Art, Thiere zuzubereiten, mit mehr Reinlichkeit verbunden, so wäre dieselbe sehr zu empfehlen/da das Fleisch einen einladenden Geruch bekommt und voll Saft und Kraft ist; allein die Unreinlichkeit der Urbewohner-ist so groß, daß sie sich nicht einmal die Mühe nehmen, die Gedärme auszu waschen. Die abergläubische Einfalt der Urbewohner erscheint aus eigenthümliche Weise bei der Jagd und der Vertheilung des Wildes. Sie haben verschiedene, von ihren Vorfahren über- j lieferte und nur den Erwachsenen bekannte, aber kaum ver standene zweizeilige Verse, die mit großer Geschwindigkeit und wiederholt geplappert werden, wenn sie im Begriff sind, ein Thier zu verfolgen oder zu speeren. Der allgemeine Grundsatz bei der Vertheilung des Wildes ist der, daß das männliche Thier von den erwachsenen Männern, das weibliche von den Frauen und die jüngeren Thiere von den Kindern, gegessen