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MMMckMWU Wochen- und UachrichtsblM zugleich 8eWsts-AWM ßr Huhidsrs, Adlitz, Pmskrs, Wd-rf, St. KOieit, Htimchsort, RaricW» md Miilseo. Amtsblatt für -e« Stsdtrat ;« Lichtenstein. — ———— 4«. Jahrgang. —— Nr. 250. Sonntag, den 26. Oktober 1890. Diese» Blatt erscheint täglich (außer Soun- Md Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis i Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — «cueuungen nehmen aus er der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postantzalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespallene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. GW OM O. G. GW GM OM W GW OM Dir, Taps'rer, Preis und Lob der spätsten Tage, Der Du, dem Kaiser Wilhelm treu zur Seite, Ihm Rater warst und würdigstes Geleite, Siegreich gelöst hast höchster Kriegskunst Frage: Wie weit die Kraft stets für das Kampfspiel lange, Und wie die Wissenschaft, schon vor dem Streite, Den Sieg — den Pfad ihm ebnend — vorbereite, Und ihn, im Augenblicks-Erfassen, fange? — Die große Antwort hast Du oft gegeben, Stets sicher und erfolgreich, ohne Fehle; Du warst und bleibst des Heeres Herz und Seele, Unsterblich wirst in Deinem Volk Du lebend Gott mag Dich uns noch manches Jahr erhalten! Verpflichtet sind wir Dir zv. ew'gem Danke; Bleib' uns noch lang der leuchtende Gedanke, — Dein Werk kann, wie Du selber, nie veralten! Preis, Moltke, Dir! Wir haben Dir zu danken, Mehr als die Lobesworle können sagen. Ein tapfrer Feldherr bist Du, doch getragen Vom sicheren, klarströmenden Gedanken. Dir blieb stets feste Bürgschaft des Gelingens, Als „Schlachtendenker" hast Du wohl erwogen, Was Du gewagt, es hat Dich nie betrogen, Dein Mut verließ Dich nie im Sturm des Ringens. Wohl trägst an Kriegerehr' Du reiche Bürde Nur nach Verdienst, Dein Ruhm ward voll bemessen; Dem Helden gab das Reich die höchste Würde, Indes Du selbst bescheiden willst vergessen, Daß Du für Deutschland schwangst des Kaisers Fahne, Daß alles, was Du thatst, nur uns zum Ruhme, In heil'ger Glut, nach echtem Rittertums Erdacht, errungen ward nach weisem Plane. WEM Zu Aldrnarschall Graf Moltkes 90. Geburtstage! 26. October 1890. Schwellenversteigerung. Mittwoch, den ÄS. Oktober dss. Js. soll eine Partie defekter Eisenbahnschwellen unter den vorher bekannt zu gebenden Bedingungen gegen sofortige Barzahlung an nachgenannten Orten öffentlich versteigert werden: Bahnhof Oelsnitz i. E-, nachmittags Ä Uhr und Bahnhof L i ch t e n st e i n - C., nachmittags 4 Uhr. Glauchau, am 20 Oktober 1890. König!. Abteiluugs-Jugenieur-Bureau. Wochenschau Den Vorbereitungen für die Feier des 90. Ge burtstages des Grafen Moltke galten schon die letz ten Tage. Soviel sich übersehen läßt, wird die Feier des hochverdienten Mannes, des Schlachtendenkers im großen Nationalkriege, einen solchen Umfang an nehmen, wie sie kaum je zuvor dagewesen ist. An der Spitze der Städte, welche dem Feldmarschall ihre Huldigung darbringen wollen, marschiert die Reichs- Hauptstadt, und erfreulicherweise schweigt all' und jeder Hader der Parteien bei diesem nationalen Feste. Die Berliner Bürgerschaft wird dem Feldmarschall einen Fackelzug, künstlerisch geordnet und gestaltet, darbringen, wie er in gleicher Großartigkeit in der Hauptstadt noch nicht dagewesen ist. Der Kaiser, umgeben von deutschen Fürsten, Prinzen und kom mandierenden Generälen, werden dem greisen Ge burtstagskinde unter Erweisung außerordentlicher Ebren seinen Glückwunsch darbringen, und Fürst und Volk werden somit vereint sein bei dieser großen Kundgebung deutschen Nationaldankes. Im ganzen deutsch.» Vaterlande wird man am 26. Oktober herz lich des treuen Dieners seines Vaterlandes und seines Kaisers gedenken, der unbekümmert um persönlichen Ruhm, in wahrhafter Bescheidenheit sein glänzendes Genie nur der Größe des Reiches widmete und Ehre auf Ehre auf den deutschen Namen häufte. Gesegnet sei auch sein Name, und noch lange möge uns er halten bleiben unser Helmuth von Moltke! Unter herzlicher Anteilnahme der Bevölkerung hat die Kaiserin Augusta Viktoria ihren 32. Geburts tag im Neuen Palais bei Potsdam im Kreise der fürstlichen Anverwandten gefeiert. Von allen rauschen den Festlichkeiten war abgesehen, ebenso waren auch alle Geschenke von nicht verwandten Personen ver beten. Der Kaiser bereitete seiner Gemahlin ebenso sinnige, wie schlichte Aufmerksamkeiten, aller außer ordentlicher Prunk wurde von diesem Familienfeste ferngehalten. Nach der Geburtstags feier der Kaiserin hat sich der Kaiser noch auf einige Tage nach Blan kenburg begeben, um einer Einladung des braun schweigischen Regenten zu den Hsfjagden daselbst zu entsprechen. Die Politik, welche auch der nun beendigte sozial demokratische Parteitag in Halle nicht aus ihrem Schlummer zu erwecken vermochte, beginnt sich nun endlich den Ferienschlaf aus den Augen zu reiben: Der Beginn der parlamentarischen Arbeiten ist nahe gerückt, die beiden Häuser des preußischen Landtages sind bereits auf den 12. November eiuberufen und eine Woche später wird auch der Reichstag seine Arbeiten wieder aufnehmen. Zu schaffen haben beide Parlamente rechtschaffen, denn die großen Reform gesetze in Preußen und die Arbeiterschutzgesetzgebung im Reiche werden viele Verhandlungen nötig machen. Dazu kommen dann noch eine ganze Reihe ander weitiger Gesetzentwürfe. Die neue sozialdemokratische Parteileitung hat nach dem Schlüsse des Halleschen Kongresses die Geschäfte übernommen. Der Zwie spalt innerhalb der Partei, der in Halle durch die Beseitigung der Berliner Radikalen für immer ent fernt werden sollte, dauert noch fort. In den Ber liner Versammlungen beginnt der Kampf gegen Bebel und Liebknecht jetzt mit verstärkten Kräften. Es sind vorläufig nur Nadelstiche, welche den Parteiführern versetzt werden, aber am Ende schmerzen auch diese. In Sachen der Kolonialpolitik kommt die Reichs regierung nochmals auf das bekannte, von englischen Neidhämmeln ausgestreute Geschwätz zurück, die deut schen Beamten in Ostafrika Hütten in unserem Schutz gebiet den gewerbsmäßigen Sklavenhandel erlaubt. Daß kein Wort wahr davon mar, ist früher schon gesagt worden, aber nun ist noch festgestellt, daß es wirklich Engländer gewesen sind, die von Zanzibar ans dieses Gerede verbreitet haben und zwar in der offenbaren Absicht, den deutschen Beamten Schwierig keiten zu bereiten. Die Grundlage der Gerüchte war das Gesuch eines Arabers um Freigabe des Sklaven handels, welches indessen von deutscher Seite sofort abschlägig beschieden ist. Hieraus haben dann die Engländer die bekannte Schauergeschichte gemacht. Das Schönste bei der Sache aber ist, daß der könig lich britische Generalkonsul in Zanzibar es offiziell abgclehut hat, dem deutschen Vertreter die Namen jener Verleumder zu nennen, damit dieselben zur Verantwortung gezogen werden können. Es scheint fast, als ob der Generalkonsul, Even Smith heißt der Biedermann, selbst derjenige gewesen ist, welcher sich als Klatschschwester bewährt hat. Erfreulich ist es, daß diese Verleumdungen nicht den mindesten Ein druck auf Araber und Eingeborene gemacht haben. Selbst ehrliche Engländer erkennen offen an, daß die deutsche Kolonisation gute Fortschritte macht, und das deutsche Gebiet in Ostafrika dem englischen in der Entwickelung weit voraus ist. Der Bau von zwei Eisenbahnen, zu welchem die Mittel auf dem Privat wege aufgebracht werden sollen, ist in Aussicht ge nommen für das deutsche Gebiet, wohin zum Beginn der nächsten Woche auch der Reichskommissar von Wißmann zurückreist. Der Sultan von Witu hat alle Genugthuung für die Ermordung der deutschen Expedition Küntzel abgelehnt. Die kriegerische Expe dition gegen ihn wird also ihren Anfang nehmen, ein englisches Geschwader ist bereits an der Wituküste vor Anker gegangen. Die Wintersession der französischen Kammern hat mit dieser Woche ihren Anfang genommen. In der ersten Sitzung machte der boulangistische Abgeordnete Dsroulöde ziemlichen Lärm und wurde darum von der Teilnahme an den weiteren Beratungen ausge schlossen. Seitdem verlaufen die Sitzungen ruhig, von irgend welchen Ministerkriscn ist nichts mehr zu meiken und die Session wird wohl eine sehr stille werden. Die Hauptvorlage ist der neue Zolltarif, durch welchen die französischen Zollsätze wesentlich erhöht werden. Unter den übrigen Gesetzentwürfen befindet sich auch ein solcher bctr. die Verschärfung der Strafen für Spionage. Bisher ist es bekanntlich nicht gelungen, einen echten deutschen Spion abzu fangen, vielleicht greift man nun erst recht — keinen. Boulanger wird von seinem früheren ergebenen An hänger, dem Abg. Mermeix, moralisch tot gemacht.