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WMMMgMM Woche»- md NachrichtMM zugleich AWs-Amer für Höhndorf, Ködlitz, Vensdorf, Mdors, St. Wie», HeimiPort, RnienW md MSlseii. Amtsblatt für de« Stadtrat ;« Lichtenstein. — — -————— 4«. Z«hrgs«g. ———— —— ———-—-—— Nr. 249. Sonnabend, den 25. Oktober 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (süßer Sonn- sud Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 2b Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiserl. Postaustaltm, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltsue tiorpuszeile oder bereu Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Beklmrttmachrmg. Gemäß Z 50 der rev. Städteordnung ist für die demnächst vorzunehmende Stadtverordneten-Ergänzungswahl eine Liste der Stimmberechtigten, sowie der Wählbaren aufgestellt worden und liegt von jetzt ab 14 Tage lang während der gewöhnlichen Geschäftszeit an Ratsstelle beim Registrator Baumann zur Einsicht aus. Nach § 51 der rev. Städteordnung steht es jedem Beteiligten bis zum Ende des 7. Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung, sonach bis mit dem 1. November 18S0 frei, gegen die Wahlliste beim Stadtrat Einspruch zu erheben, über welchem dann vor Schluß der 14tägigen Ausliegezeit und vor Schluß der Liste der Rat Entschließung fassen und den Einspcechenden eröffnen wird. Nach Ablauf des 8. November 1890 wird die Wahlliste geschlossen und können alle Bürger, welche in der geschlossenen Liste nicht eingetragen sind, an der bevorstehenden Wahl nicht teilnehmen. Lichtenstein, den 21. Oktober 1890. Der Nat zu Lichtenstein. Fröhlich. Tagesgsfchichte. * — Lichtenstein, 24. Okt. Wie bereits gemeldet, beginnt demnächst eine militärische Einziehung umfäng lichster Art. Dieselbe betrifft alle Mannschaften der Reserve und der Landwehr 1. Aufgebots, welche bei der Infanterie, den Jägern oder Schützen gedient haben, und geschieht zum Zweck der Einübung mit dem neuen kleinkalibrigen Jnsanteriegewehr Modell 1884/88. Die Einziehungen beginnen anfangs November und müssen mit dem 17. Dezember erledigt sein. Die erste Ausgabe der Ordres steht bereits in den aller nächsten Tagen bevor. Diese Maßnahme greift um so tiefer in die bürgerlichen und geschäftlichen Ver hältnisse ein, als die Einziehungen in d'e bewegteste Geschäftsperiode des ganzen Jahres fallen und keiner lei Dispensationen gewährt werden. Nur Krankheit befreit vorläufig vom Dienst, doch muß der betreffende Mann seine Dienstleistung alsdann nachträglich er füllen. * — Mit heute waren die Erdarbeiten für die Reichskabellcgung durch hiesige Stadt so weit gediehen, daß mit der Legung des Kabels selbst begonnen werden konnte. Noch heute oder morgen wird die Zufüllung der Legungsgräben wieder beendet sein. — Ueber den Geschäftsgang in der Tricotbranche meldet man aus Berlin den „Wochenberichten der Leipziger Monatsschrift für Textilindustrie" folgendes : In der Tricotbranche ist momentan wenig zu thun; der Begehr der deutschen Kunden ist gering, für das Ausland ist wenig zu thun, einige englische Aufträge sind angelangt. Fiir den Sommer liegen Neuheiten in Jackenstoffen vor. Cheviottricots, Foulettricots und Tuchtricots, dann melangicrte Tuchtricots sind für Jackenstcffe gemacht worden. Verschiedene Fabri kanten nehmen den Artikel für England wieder auf. Große Aussichten hat er aber nicht, weil die losen Jacken modern werden, während Tricotjacken meist in anschließender Form verlangt werden. In Taillen stoffen bringt mau ebenfalls Cheviottricots, Tuch tricots, melangierte Tricots und Tricots mit feinen seidenen Streifen. In Taillenstoffen sind die Fabri kanten noch sehr reserviert, es ist sehr wenig bestellt worden. Nur für Tricotkinderkleider werden Roh stoffe bestellt, da dieser Artikel unbedingt wieder gute Aufnahme finden wird. — Dresden, 22. Oktober. Ihre Maj. die Königin trifft am Freitag von Sigmaringen hier ein. Nächste Woche begeben sich der König und die Königin für längere Zeit nach Sibyllenort. — Leipzig, 23. Oktober. Infolge des in der verflossenen Nacht hier herrschenden starken Nebels stürzte in den Morgenstunden auf dem Scheibenwege ein Droschkenbesitzer mit seinem Pferde und der mit zwei Herren besetzten Droschke in eine zum Zwecke des Schleußenbaues daselbst ausge worfene, mehrere Meter breite und tiefe Ausgrab ung, obwohl dieselbe vorschriftsmäßig beleuchtet und abgesperrt war. Glücklicherweise erlitten die Fahr gäste, der Droschkenbesitzer und das Pferd keinerlei nennenswerte Verletzungen, doch wurde der Wagen durch den Unfall stark beschädigt. — Zwickau, 28. Oktober» Hierher ist die Mitteilung gelangt, daß in den nächsten Tagen die Arbeiten zur Legung des Telegraphenkabels Dresden- München hiesigen Stadtbezirk erreichen. — Stollberg. Die Bepflasterung des oberen Marktes, die einen Kostenauswand von 22 000 Mk. erforderte, ist nun seit kurzer Zeit vollendet. Das dabei vor dem stattlichen Rathaus angebrachte Rund teil ist mit 14 Linden umgepflanzt worden, um auch im Innern der Stadt das anmutige Grün nicht zu vermissen. — Döbeln. Eine starke Einquartierung er hält die hiesige Stadt in der Zeit vom 10. November bis 17. Dezember. In drei Quoten, und zwar vom 10. bis 20. November, vom 23. November bis 3. Dezember und vom 7. bis 17. Dezember werden hier ca, 3000 Uebungsmannschaften der Reserve und Landwehr, jedes Mal über 900, behufs Ausbildung mit dem Gewehr Modell 88, eintreffen und müssen dieselben diesmal in Bürgerquartieren untergebracht werden. Infolgedessen werden voraussichtlich alle Einwohner der Stabt, welche nicht unter 600 Mark Einkommen haben, auf 10 Tage mit Einquartierung belastet werden müssen. — Borna, 23. Oktober. Ein bayerischer Dienstknecht im benachbarten Dorfe Breunsdorf besaß die Frechheit, den ihn nachts aus einem fremden Gehöfte weisenden Gutsbesitzer durch einen lebensgefährlichen Messerstich am Halse schwer zu verletzen. Hierauf ergriff der Uebelthäter die Flucht, wurde aber in einer hiesigen Herberge ermittelt und der wohlverdienten Strafe zugeführt. — Der Naturprediger Johannes Guttzeit, wohn haft in L o s ch w i tz bei Dresden, befindet sich gegen wärtig in dreifach gerichtlicher Verfolgung. Der Staatsanwalt zu Rudolstadt, wo die 2. Auflage von Gutlzeit'ö Schrift „Unsinn und Unmoral im Alten Testament" erschienen ist, hat ihn wegen dieser Schrift der Beschimpfung der christlichen und jüdischen Reli gionsgemeinschaft angeklagt. In einem Bortrage, den Guttzeit in Einsiedel gehaltrn, hat ein Gegner seiner Lehren das höhere wissenschaftliche Interesse vermißt. Deswegen soll Guttzeit nun über 60 Mark Strafe und Steuer bezahlen, wogegen er Berufung eingelegt hat. In Dresden endlich war, Guttzeit am 6. Aug. vom Schöffengericht von der Verübung groben Un fugs durch das Tragen seiner hygienischen Kleidung freigesprochen worden, da dieselbe den guten Sitten und den Geboten des Anstandes nicht widerstreitet und daher eine ihretwegen etwa entstehende Menschen ansammlung nicht dem Angeklagten zur Last gelegt werden dürfe. Doch mit dem Kranze, den der Natur prediger einige Male getragen hat, konnte sich weder der Polizeipräsident, noch der Staatsanwalt ver söhnen und so wird denn am 25. d. M., UsbO Uhr vormittags Pillnitzerstraße 41 im Saal Nr. 61 der „grobe Unfug" vor dem Landgerichte verhandelt werden. Z Zum Ehrentage des General- FeldmarschallsGrafen Moltke. Offiziell werden folgende Bestimmungen über die Gratulation bei dem Grafen Moltke bekannt gegeben: „Seine Majestät der Kaiser wird seinem ältesten General- Feldmarschall eine hohe Ehre, wie sie in der Geschichte der Armee bisher noch niemals verzeichnet ist, er weisen : Die Ehren eines obersten Kriegsherrn, Königliche Ehren; die Fahnen und Standarten der preußischen Garde werden für diesen Tag aus dem Berliner Schlosse in die Wohnung des Gefeierten im General stabsgebäude am Königsplatze gebracht, und zwar in Gegenwart des Kaisers und Königs, und dort bis zum folgenden Tage verbleiben. (Der Kaiser stellt sich also für diesen Tag offiziell unter den Grafen Moltke. Im großen Saale der Wohnung des General- Feldmarschalls werden sich zu diesem hohen Akte gegen 12 Uhr die sämtlichen deutschen General-Feld marschälle und Armee-Inspekteure, der General- Oberst von Pape, Oberst-Kommandierender in den Narken, sowie die kommandierenden Generäle aller deutschen Korps, die General-Inspekteure der Militär- Bildungsinstitute, der Reichskanzler und der Kriegs- mimster versammeln und daselbst vom Chef des Großen Generalstabes, Grafen von Waldersee, em pfangen werden. Um dieselbe Stunde ist die 1. Kompagnie des 2. Garde-Regimentes z. F. mit den Fahnen und die 1. Schwadron des Garde-Kürassier- Negimentes mit den Standarten, nach Abholung der Feldzeichen vom Schlosse, auf dem Königsplatze vor der Siegessäule aufmarschiert. Auch die Fahnen des Kolberg'schcn Grenadier-Regimentes Graf Gneisenau, dessen Chef der greise Feldmarschall ist, befinden sich dabei, auf Befehl des obersten Kriegsherrn von einer Abordnung des Truppenteils nach Berlin gebracht. Sobald Se. Majestät der Kaiser durch die Sieges- Allee bei den Fahnen- und Staudarten-Kompagnieen vorbei zum Generalstabs - Gebäude gefahren ist, marschieren diese ebenfalls dorthin und bei dem sie am Portal erwartenden Kaiser vorbei im geschlossenen Zuge hinauf vor die Wohnung des General-Feld- marschalls, dort Stellung nehmend. Nunmehr be- giebt sich Kaiser Wilhelm 11. bei den Fahnen und Standarten vorbei nach dem großen Saale der Moltke'schen Wohnung, um an die dort versammelten hohen Offiziere eine Ansprache zu halten. Hierauf werden die Fahnen und Standarten in den Saal gebracht. Alsbald begeben sich die General- Adjutanten Grafen Waldersee und von Wittich zu dem Grafen Moltke, um diesen als Ehrendienst zu dem Kaiser und Könige zu geleiten, Se. Majestät wird hierauf dem gefeierten Helden seine und der Armee Glückwünsche aussprechen. Sobald Se. Maj. sich entfernt haben, werden sämtliche in Berlin an wesende Prinzen dem Grafen Moltke ihre Glück wünsche darbringen. Es folgen dann die Generalität und die Deputationen. Die Fahnen und Standar ten verbleiben bis zum anderen Tage in der Wohn ung des General-Feldmarschalls. Vor dem Ein gänge zu seinen Gemächern wird ein Doppelposten des Infanterie-Regimentes Graf Gneisenau stehen und unten am Hauptportal des Generalstabsge bäudes eiu Doppelposten der Berliner Garnison, beide in Parade-Uniform. Am Sonntag Abend 7 Uhr findet zu Ehren des Feldmarschalls im Neuen Palais bei Potsdam festliche Tafel statt. Beim Eintreffen des Grafen Moltke in Potsdam werden demselben fürstliche Ehren durch Aufstellung von Ehrenwachen und Geleit einer Kavallerie-Eskorte erwiesen. — Die Zahl der Teilnehmer am Fackel zuge am Sonnabend Abend wird sich wohl auf 25 000 — 30 000 steigern. Im Zuge wird eine Entwicklung des deutschen Heerwesens vom Alter tum bis zur Gegenwart zur Darstellung gebracht werden, außerdem werden sich mehrere Huldigungs wagen im Zuge bewegen. Z Der große Festzug zu Ehren des Grafen Moltke in Berlin wird am Sonnabend abend statt finden ; der künstlerische Teil desselben wird sehr effektvolle Bilder aufweisen. Die Veranstaltung dieses