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zugleich 8WB-AMM für WMrs, Hittit, ImMrs, Hösdorf, St. Wditn, HeimPort, Nmtui mS Ms«. Amtsblatt fSr des Stadtrat z« Lichtenstein. — — — 4O. IKtzLAKNS. — Rr. 244. Sonntag, den 19. Oktober 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Soun« und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mart 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postaustalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. -- Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. ZMMgsversteigerlMg. Das im Grundbuche auf den Namen des Flaschenbierhändlers Karl Ernst Pertermanu eingetragene Haus-Grundstück Folium 1271 des Grundbuchs, Nr. 250 a des alten Flurbuchs Abt. L und Nr. 30 L des Brandkatasters Abt. U für die Stadt Lichtenstein, nach dem Flurbuche 7,s ^r enthaltend und mit 3,05 St.-E. belegt, soll im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und ist der 22. November 18SV vormittags 10 Uhr als Anmeldctermin, ferner der 13. Dezember 18S« vormittags 10 Uhr als Versteigerungstermiu, sowie der 23. Dezember L8SO vormittags 11 Uhr als Termin zu Berkündung des Verteilungsplans anberaumt worden. Dis Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Lichtenstein, am 15. Oktober g89O. Königliches Amtsgericht. Gehler. Wochenschau. Unser Kaiser ist nach Berlin zurückgekehrt von dem kurzen Jagdausfluge, welchen derselbe mit der Kaiserin nach Jagdschloß Hubertusstock bei Ebers walde unternommen hatte. Im dortigen Schlosse hat unter Vorsitz des Monarchen ein großer Minister- rat stattgefunden, in welchem die Reformgesetze für den preußischen Landtag definitiv festgestellt worden sind. Zugleich wurde beschlossen, die preußische Volks vertretung noch vor Zusammentritt des Reichstages für Anfang November einzuberufen, damit die erste Lesung der großen Gesetze beendet werden kann. Bei der Schwierigkeit der obwaltenden Verhältnisse wird die Beratung eine sehr umfangreiche werden, doch ist jedenfalls auf allen Seiten der gute Wille vorhanden, zum Abschluß zu kommen. Der Reichstag wird sich zunächst mit dem neuen Budget beschäftigen. Nennens werte militärische Extraforderungen sind, wie mit Bestimmtheit verlautet, nicht zu erwarten. In der Kolonialpolilik liegt nur wenig Neues Vor, da sich die maßgebenden Kreise hauptsächlich mit der Feststellung der Grundsätze für die neue Orga nisation unseres ostafrikanischen Schutzgebietes beschäf tigen. Durch kaiserliche Ordre ist die Errichtung eines aus Sachverständigen bestehenden Kolonialrates genehmigt, welcher die Kolonialvorlagen der Reichs regierung begutachten soll. Reichskommissar v. Wiß mann wird, wie es heißt, sich zu Ende d. M. nach Ostafrika zurückbegeben, aber seinen Posten nicht über den 1. April hinaus beibehalten. Gouverneur von Deutsch-Ostafrika wird bekanntlich Freiherr v. Soden, der bisherige Gouverneur von Kamerun. Der Räuber stamm der Maftti habe einen neuen Raubzug gegen die deutsche Hafenstadt Lindi zu unternehmen versucht, war dort aber mit sehr großem Verlust zurückgeschlagen. In der Zeit der Politischen Stille haben sich wirtschaftliche Fragen mehr als sonst in den Vorder grund gedrängt. Besonders nimmt die Frage der hohen Fleischpreise einen sehr breiten Raum ein, und wie zahlreiche Petitionen der Stadtverwaltungen be weisen, ist im deutschen Osten eine wirkliche, schwere Kalamität vorhanden. Die Reichsregierung ist der Ansicht, daß eine Oeffnung der Ostgrenze wegen der herrschenden Viehseuchen-Gefahr nicht angängig ist, aber sie beschäftigt sich fortgesetzt mit der Angelegen heit, und der Umstand scheint denn doch darauf hin zudeuten, daß eine Aufhebung oder Ermäßigung der Fleischzölle auf sich nicht lange warten lassen wird. Dann beschäftigen die neuen amerikanischen Zollmaß nahmen alle europäischen Industriestaaten sehr lebhaft. Bei der praktischen Ausführung der neuen amerika nischen Zollbestimmungen zeigt sich erst, wie wahn sinnig hoch die neuen Zollsätze sind. Sie sind zum Teil nicht etwa verdoppelt, nein verzehnfacht, so daß der Zoll häufig höher ist, als der Wert der Ware. Die Reichsregierung hat noch nicht sich darüber ge äußert, was sie thun will, die französische Regierung denkt aber schon sehr eifrig an weitgehende Repressa lien. Zu Allem ist nun noch eine starke Geldknapp heit und Geldverteuerung gekommen, durch welche besonders die neuen dreiprozentigen Anleihen des Reiches und Preußens ungünstig beeinflußt wurden. Es scheint auf dem Geldmärkte ein ganz radikaler Umschwung eintreten zu sollen und die Zeit, in wel cher die Finanzminister der europäischen Staaten Millionen über Millionen zu niedrigen Zinsen be kommen konnten, vorüber zu sein. Man kann eben auch einen tiefen Brunnen schließlich leer pumpen. Ein Unglück ist das Steigen des Zinsfußes, sobald sich erst der Uebergang vollzogen hat, schließlich nicht. Dadurch wird wieder ein flotteres Ausgeben des Geldes von Seiten der Kapitalisten möglich, von dem Industrie, Handel und Wandel ihren Vorteil ziehen. Die österreichischen Landtage sind in dieser Woche eröffnet worden, und die Aufmerksamkeit wendet sich besonders den Verhandlungen des böhmischen Land tages zu, in welchem nun endlich der Ausgleich zwi schen Deutschen und Czechen zur Thatsache werden soll. Waren im Lenz dieses Jahres die Aussichten hierfür recht gute, so sieht nun im Herbst alles recht dunkel und grau aus. Die Czechen haben die Zwischen zeit benutzt, mit allerlei Drohungen auf die versöhn lichen Abgeordneten ihrer Nation einzuwirken, und die Folge davon ist, daß an die Deutschen unerfüllbare Forderungen gestellt werden. Wie unter diesen Um ständen ein Ausgleich perfekt werden soll, ist nicht recht abzusehen. — In Paris hat die Budgetdeputa tion der Kammer die Beratung des neuen Etats be gonnen und macht dem Finanzminister Rouvier wegen der sich bäufendeu Ausgaben den Kopf warm. Es sollen Ersparnisse gemacht werden, und bei den ob waltenden militärischen Verhältnissen ist das Sparen in Paris genau ebensoschwer, wie anderswo. Die in Frankreich bestehenden Streiks von Bergleuten und anderen Industriearbeitern dauern fort. Neigung zur Nachgiebigkeit ist auf keiner Seite zu erblicken. Die italienische Regierung hat ihre lieben Sorgen, wie sie im neuen Budget Ausgaben und Eingaben in Einklang bringen soll. Es will nicht reichen, und da bei dem in Italien herrschenden Steuerdruck an die Einführung neuer Abgaben nicht zu denken ist, ist die Lage kritisch. Es ist versucht, Abstriche zu machen und zu sparen, aber auch das ist im bescheidenen Maße nur gelungen. Die zwischen Italien und Eng land obwaltenden Differenzen wegen ihrer Kolonial abgrenzung in Ostafrika sind nicht von Belang und man nimmt an, daß in naher Zeit ein durchaus befriedigender Ausgleich stattfindet. Portugal hat nun endlich nach dreiwöchiger Krisis ein neues Ministerium, welches von einiger Dauer zu sein verspricht und auch einen kleinen Kon flikt mit England nicht scheut, um die Kolonialstreitig keiten in Afrika zu regeln. Vor allem hat das neue Kabinett, an dessen Spitze ein energischer und beliebter General steht, in der Armee eine feste Stütze, so daß man also ruhiger der Entwickelung der Dinge ent gegensetzen kann. Der Zustand des schwerkranken Königs Wilhelm von Holland ist unverändert. Direkte Lebensgefahr ist nicht vorhanden, allein die Fähigkeit, zu denken und Regierungsgeschäfte zu erledigen, scheint unrettbar dahin. Ueber lang oder kurz wird also doch wohl eine Regentschaft wieder eintreten müssen. Die durch die Revolution im Kanton Tessin ge stürzte konservative Regierung ist jetzt von dem Bun deskommissar, Oberst Künzli, wieder eingesetzt, und da eine genügende Militärmacht zur Hand war, ist die Sache ohne alle Ruhestörungen abgegangen. Ueber die Revision der Verfassung haben jetzt Konferenzen begonnen, doch ist auf beiden Seiten nicht viel Neig ung zum Entgegenkommen vorhanden. Es wird wohl noch langer Zeit bedürfen, bis die Parteien etwas versöhnlicher denken. Lagesgeschtchte. — Ein neues Mittel gegen Brandwunden ist kürzlich durch Zufall entdeckt worden, wie ja über haupt der Zufall manchmal der beste Ratgeber, Kriminalpolizfit und auch Entdecker ist. Eine Frau hatte das Mißgeschick, sich einen Topf siedender Milch über die Hände zu gießen. Vor Schmerz halb ohn mächtig, war sie keines klaren Gedankens fähig und fuhr mit den Händen, um das wütende Brennen zu lindern, in den gerade offen neben ihr stehenden Mehlkasten. Und siehe da, sofort ließ der Schmerz nach. Die Frau zog nach einiger Zeit ihre Hände sorgsam aus dem Kasten, ließ aber das Mehl auf der verbrannten Haut und bedeckte die Hände sorg sam mit einem Tuche. Am anderen Tage konnte die Frau ihre Hände wieder gebrauchen. Auch die gefürchteten Brandblasen waren samt den Schmerzen weggeblieben. — In der erweiterten Sitzung des Königlichen stenographischen Instituts vom 10. Oktober hielt der Vorsitzende, Oberregierungsrat Prof. Krieg, in An wesenheit des Geh. Rates Häpe und einiger in Dresden lebenden Spanier einen einstündigen Bortrag über die Grundlagen seiner Uebertragung des Gabelsbergerschen Systems auf das Spanische, die bereits in Spanien Anerkennung gefunden hat. Es hat sich bei dieser Bearbeitung gefunden, daß die meisten Buchstabenzeichen des deut schen Systems ohne Aenderung in das spanische System übernommen werden konnten. — Das Schuldbuch im Schmid'schen Millionen- banUott in Leipzig setzt sich zusammen: 1. Weimarische Bank: a) 2. Hypothek auf Caso Bauer . 440 000 M. b) Kautionshypothek 3 000 000 M. 2. Preuß. Bodenkredit-Aktienbank: a) 1. Hypothek auf Caso Bauer . 560 000 M. b) 1. - - Hotel Pologne 800 000 M. 3. Bauhandwerker 450 000 M. 4. Ungenannt 190 000 M. Das Caso Bauer, dessen Herstellungskosten sich auf 1600000 Mark belaufen, ist mit 1300 000 Mark veranschlagt, und da das Hotel de Pologne in einer der verkehrsreichsten Straßen der inncrn Stadt sich befindet, soll bei den Hypotheken eine Gefahr ausge schlossen sein. Die Bauhandwerker-Forderungen aber werden sehr wenig oder gar nichts erhalten. — Burkhardsdorf, 17. Okt. Zu unserer Mitteilung über den, wie sich herausgestellt hat, fingierten Raubanfall in Burkhardsdorf, wodurch die Bewohner unseres Ortes, wie diejenigen in Adorf in Aufregung versetzt worden sind, sei noch bemerkt, daß sich der Bäckerlehrling Seifert in angetrunkenem Zustande am Gebüschrande niedergelegt und zuvor Uhr mit Portemonnaie versteckt hatte. Beim Er wachen hatte er die weggelegten Gegenstände nicht wieder gefunden und, um etwaigen Vorwürfen seitens einer Eltern zu entgehen, de« Raubanfall fingier.