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LGMMMWM Wochen- und Kachrichlsblatt zugleich 8tsWMMM ßr vohoötts, WAitz, NnMorf, Möm, 8t. 8Bien, Heimchsort, Maritmil Mil Mülsen. Amtsblatt für de« Stadtrat z« Lichtenstein. ——— — —— 4tt. I«hrs««g. —— — —— —— - Nr. 225. Sonnabend, den 27. September 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (anher Sonn« und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mart 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgefchichte. * — Lichtenstein, 26. Sept. Sr. Excellenz dem Herrn Gcneralfeldmarschall Grafen Moltke wird zu seinem 90. Geburtstage, am 26. Oktober dss. Js., eine gemeinschaftliche Adresse aller Städte Deutschlands dargebracht werden. Die Unterschrifts bogen werden nach Provinzen geordnet und jede Provinz (Land) besonders in einen Prachtledereinband gebunden, welcher das Provinzial-, bez. Landeswappen trägt. Sämtliche Einbände wird ein zu diesem Zwecke hei gestellter, auf das Edelste mit Ornamenten und dem BZappen des Gefeierten geschnitzter Kunst schrank aufnehmen. Die Krönung des Kunstschrankes wird die Büste Sr. Majestät des Kaisers bilden, in der Thürfüllung wird die Germania ihren Platz fin den. Zum Guß der Büste Sr. Majestät und der Germania, sowie sämtlicher Metallteile ist feiten Sr. Ercellenz des Herrn Kriegsministers Bronze aus 1870 erobertem Geschütz zur Verfügung gestellt wor den. Obbezeichnete Adresse ist gestern, wie wir hören, seitens der sämtlichen Mitglieder der hiesigen beiden städtischen Kollegien unterzeichnet und an das Komitee abgesandt worden. * — Die am 1. Oktober 6. fälligen Brand-Ver sicherungsbeiträge auf den 2. Termin werden in gleicher Höhe wie zum 1. diesjährigen Termin nach 1 Pfg. pro Einheit erhoben, worauf wir unsere geehrten Leser an dieser Stelle aufmerksam machen wollen. * — Im Monat August gingen bei der König l. Al t er s r en t e n b an k in Dresden (Landhaus) 52,239 Mk. in 398 Einlagen ein. Dadurch erhöhte sich die Stückzahl der seit Anfang des Jahres über haupt gemachten Einlagen auf 4864, während die gleichen Zeiträume der Jahre 1889 und 1888 nur 4407 bez. 4215 Stück aufzuweisen hatten. — Se. Maj. der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kreishauptmann Freiherr v. Hausen zu Zwickau das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg verliehene Com- thurkreuz 1. Klasse des Sachsen-Ernestinischen Haus ordens annehme und trage. — Zwickau, 24. Sept. (Oesfentliche Verhand lung vor dem König!. Landgericht, Strafkammer II.) Wegen im wiederholten Rückfälle verübten Betrugs wurde heute der 1843 in Calluberg geborene, dortselbst wohnhaft gewesene Webermeister Carl Friedrich Ernst Werner zu einer Zuchthausstrafe von drei Jahren und einer Geldstrafe von 750 Mark, eventuell weiteren 50 Tagen Zuchthaus verurteilt, auch der bürgerlichen Ehrenrechte auf 6 Jahre für verlustig erklärt. Der selbe nutzte seine im Zuchthaus zu Waldheim ange knüpften Bekanntschaften insofern aus, als er nach seiner Entlassung im Juli und August d. I. einige Ehefrauen von Züchtlingen aufsuchte, denselben ohne jeden Auftrag Grüße von ihren Männern überbrachte und sie dann schließlich um Geld, Kleidungsstücke usw. beschwindelt e. — Zwickau, 23. Sept. (Oesfentliche Verhand lung vor demKönigl. Landgericht, Strafkammer III.) In öffentlicher Sitzung war zunächst der 1863 in Gersdorf geborene, in Lichtenstein wohnhafte, übrigens schon vielfach, insbesondere wiederholt wegen Wider stands und Beleidigung vorbestrafte Färbergehilfe Otto Moritz Löffler wegen Sachbeschädigung, Wider stands und Beleidigung der Schutzleute Grabner und Reinhardt in Lichtenstein zu einer Gefängnisstrafe von 10 Monaten zu verurteilen. Was die Sachbe schädigung betrifft, so hat Löffler offenbar aus reiner Bosheit am 18. August d. I. eine dem Färbereiar beiter Josef Kandler in Lichtenstein gehörige Zylinder uhr mit Kette mit aller Gewalt zu Boden geworfen und so zertrümmert. — Hohenstein, 24. September. Die dies jährige Hauptkonferenz der Predigervereine des Erzgebirges wurde heute Vormittag im hiesigen Schützenhaufe nach vorausgegangenem Gesänge und Gebet von dem Vors., Herrn Pastor vr. Kleinpaul Bernsdorf, eröffnet. Nach kurzer Begrüßung der zahlreich erschienenen Geistlichen, besonders des Vertreters des Hohen Konsistoriums, Oberkonsistorial- rats vr. Schmidt-Dresden rc., wurde in die eigent liche Verhandlung eingetreten. Im Namen des Landeskonsistoriums sprach zuerst der bereits ge nannte Vertreter und betonte, daß das Hohe Kon sistorium den Pastoralkonferenzen großes Interesse entgegenbringe. Die Reihe der Borträge eröffnete Universitätsprofessor läo. 'tlwol. I)r. Georg Schneder- mann-Leipzig über „Frank und Ritschl", die beiden namhaften Vertreter der systematischen Theologie. Die Versammlung folgte mit gespanntester Aufmerk samkeit den licht- und geistvollen Ausführungen, gewissermaßen dadurch ihren Dank bethätigend, daß es der Leitung der Hauptkonferenz gelungen war, zu diesem, von der Konferenz selbst gestellten Thema, einen berufenen, dem Stoffe gewachsenen Vertreter und hochgeschätzten theologischen Lehrer, zu gewinnen. Nach kurzer Pause nahm alsdann Diakonus Wächter-Annaberg zu dem zweiten Vortrage „Der Pfarrer und die soziale Frage", das Wort. Die soziale Frage ist, meinte Redner, eine sittliche Frage, welche den Völkern mit der steigenden Kultur immer deutlicher zum Bewußtsein kommt' und nur durch den Geist des Christentums ihrer Lösung entgegen geführt werden kann. Auch diesem Vortragewurde, wie dem ersten, mit großer Aufmerksamkeit gefolgt, und beide Redner wurden durch Erheben von den Plätzen geehrt. — Häuer Köhl vom Lug au er Revier hatte sich am 19. September 1888 beim Aufheben eines entgleisten vollen Huntes einen doppelseitigen Leisten bruch zugezogen. Die Knappschafts-Berufsgenossen schaft gewährte 5 Prozent der Vollrente. Köhl erheb Berufung an das Schiedsgericht, vor welchem ein Vergleich von 12 Prozent der Bollrente vom Tage des Unfalles an zu Stande kam. — Ebenso wurde vergleichsweise dem Tagearbeiter Friedlich aus dem selben Revier 10 Prozent der Vollrente wegen eines rechtsseitigen Leistenbruches bewilligt, nachdem die Knappschafts-Berufsgenoffenschaft vorher den Nenten- anspruch Friedrich'«, der gleichfalls beim Aufheben eines entgleisten vollen Huntes den Bruchschaden sich zugezogen hatte, abgelehnt hatte. — Waldheim, 24. Septbr. Am gestrigen Abend gegen 0s7 Uhr hat sich ein recht betrübender Unfall auf der Härtelstraße hier ereignet. Trotz der bereits eingetretenen Dunkelheit spielten daselbst noch mehrere kleine Kinder, wobei ein im 7. Jahre stehen des Mädchen in die Pferde eines schwer beladenen Wagens rannte, zu Fall kam und von den Wagen rädern schwer an beiden Beinen verletzt wurde. Die in der Nähe befindliche Mutter trug ihr verunglücktes Kind unter lautem Wehklagen nach Hause. Dem be treffenden Geschirrführer, der sich nach Kräften bemüht hatte, die Pferde zurückzuhalten, trifft in keiner Weise eine Schuld au dem Unfall. — Meißen. Das schon oft gerügte fahrlässige Umgehen mit Petroleum hat eine im äußeren Trie- bischthal wohnhafte Frau schwer büßen müssen. Die selbe hat am letzten Sonnabend früh in der 6. Stunde in der Feuerung des Kvchofens brennendes Holz mit Petroleum aus der Flasche begossen. Letztere ist explodiert und im Nu hat die Frau in Flammen ge standen. Die Verunglückte hat sehr schwere Brand wunden am ganzen Körper erlitten und ist mittelst Siechkorbes ins Krankenhaus gebracht worden. Ob es der ärztlichen Kunst noch gelingen wird, die Be dauernswerte am Leben zu erhalten, ist leider sehr zweifelhaft. — In Meißen wurde dieser Tage ein histor isches Schlachtenroß vom Leben zum Tode befördert. Der arabische Schimmelhengst deS dortigen Bezirks tierarztes Schleg hatte im Feldzuge 1870/71 den französischen General Brion getragen und wurde beim Ueberfall von Etrepany in der Nacht vom 28. zum 29. November verwundet. In seinem Schmerz lief das Tier in die feindliche deutsche Armee, seinen im linken Bügel hängenden Reiter hinter sich schleppend. Dem General war dabei der ganze Hinterkopf zer schlagen. Als das Pferd geradenwegs auf den Leut nant von Boddien vom 17. Ulanen-Regiment zujagte und denselben sicher nicdergetreten hätte, sprang der Ulan Lehmann (jetzt Weichenwärter am Meißner Bahnhof) auf das Pferd zu, riß es zur Seite und rettete so seinem Herrn das Leben. Lehmann wurde damals reichlich beschenkt und steht noch heute bei der Familie von Boddien in gutem Andenken. Der Leutnant hat nun das Pferd während des übrigen Feldzugs geritten und es dann später verkauft; so kam es in die Hände des Herrn Schleg. Am Tage vor dem Tode des Tieres erschien der Herr Ritt meister a. D. von Boddien in Meißen, photographierte das Roß und gab ihm das letzte Geleite. Natürlich wurde auch der Ulan Lehmann hinzugezogen; dieser hielt das Tier beim Zeichnen und begleitete es dann zum Kaviller. — Das Neueste auf dem Gebiet des Radfahrer sports hat die Lößnitz bei Dresden. Es ist das ein Dienstmädchen, das seit kurzer Zeit hoch zu Rad, die Körbe an den Seiten desselben befestigt, im blauen Kattunanzug und rot und weiß gestreifter Latz schürze ihre Einkäufe besorgt. — Wildenfels, 25. September. Gestern früh in der zweiten Stunde brach in dem Seitenge bäude der der Grafschaft Wildenfels gehörigenKönigs- mühle Feuer aus, welches dasselbe, sowie das an grenzende Wohnhaus in kürzester Zeit bis auf die Umfassungsmauern gänzlich in Asche legte. In dem Seitengebäude lagerten etwa 100 Zentner Heu und Grummet, welches gleichfalls ein Raub der Flam men wurde. Die Entstehungsursache ist zur Zeit noch nicht ermittelt, jedoch vermutet man böswillige Brandstiftung. Z Das Brautkleid der Prinzessin Viktoria von Preußen, welches von einer bedeutenden Berliner Konfektionsfirma angefertigt wird, ist von ausgesuchtem Geschmack. Die Schleppe namentlich ist von großer Schönheit. Dieselbe wird von einer Lehrerin am königlichenKunstgewerbemuseum angefertigtund schreitet demnächst ihrer Vollendung entgegen. Sie besteht aus weißem Brokatstosi und ist durch Silberstickereien in erhabener Arbeit geziert. Ein auf derselben zur Darstellung gebrachter Rosenzweig hebt sich prachtvoll von dem weißen Untergründe ab. Umsäumt wird die Schleppe von einem Myrtenkranz, welcher durch Weiße Orangenblüten durchbrochen ist. Die Orangen blüte, in bürgerlichen Kreisen ein Witwenschmuck, ist bei Hofe bei Brauttoiletten seit längerer Zeit Mode. Z lieber das Mausoleum für Kaiser Friedrich wird dem „Dtsch. Tagebl." aus Potsdam ge schrieben: Schon steht das Mausoleum, die Nach bildung jenes Kirchleins in Jnnichen, dem höchsten Punkt des Pusterthales, fertig da; am 18. Oktober wird, was sterblich war an Kaiser Friedrich, dort beigesetzt werden. Jenes Kirchlein in Jnnichen ist, ebenso wie das Mausoleum beim Vorhofe der Friedenskirche ein Anbau an eine ältere, die sogenannte Altöttinger Kapelle, und wurde durch einen Bürger, Georg Paprion von Jnnichen, im Jahre 1643 er richtet. Dieser hatte die Fahrt nach dem heiligen Grabe gemacht und die Grabesstelle der Begräbnis kirche zu Jerusalem hier in verkleinertem Maßstabe nachahmen und darüber einen Kuppelbau Herstellen lassen. Im Mausoleum zu Potsdam ist der Kuppel bau von Jnnichen nur in seiner Idee nachgeahmt worden, sonst aber in viel größeren Verhältnissen und aus weit kostbarerem Material als jener primi tive Bau errichtet. So sind die Säulen, welche die 8 Bogen unter der Galerie tragen, in Jnnichen aus grauem, grobem, mattem Gestein, in Potsdam aus Labradorstein; die Fliesen und Stufen aus hell grauem Marmor. Die bunten Statuen der Apostel,