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Wochen- und NachrichtMM zugleich 8Wsts-AnzWr fm Wnbttf, Mdlitz, Bernsdrrf, Rüskrf, Zt. KBien, Hejmichsort, Umtmii mii> Mse«. Amtsblatt für de« Sta-ttat ;u Lichtenstein. — ——— — — —— 4«. Jahrgang. — —— — Nr. 156. Mittwoch, den 9. Juli 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn» »nd Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Mit Genehmigung Seiner Durchlaucht des Fürsten Otto Friedrich von Schönburg Waldenburg, ist die Verwaltung der Fürstlichen Kur- und Hilfsanstalt „Henriettenstiftung" im Lichtensteiner Bezirk, welcher die Ortschaften Lichtenstein, Bernsdorf, Galluberg, Gersdorf, Hohndorf, Kuhschnappel, Oberlungwitz, Rödlitz, Rümpf, Rüsdorf, Oelsnitz, Lugau, Neuwiese, Nieder- und Oberwürschnitz umfaßt, Herrn Rentamtsverwalter Freiherrn von Uslar-Gleichen in Lichtenstein bis auf Weiteres übertragen worden. Waldenburg, am 1. Juli 1890. Das verordnete Cornits. Amtsrichter Bamberg. Oberpfarrer Thomas. Kammer-Assessor D o st. Tagesgeschichte. — Die vom Bundesrat bezüglich der Volks zählung von 1890 genehmigten Bestimmungen be sagen dem Vernehmen nachfolgendes: Die periodischen Volkszählungen im Deutschen Reiche sollen nach dem Stande vom 1. Dezember des Zählungsjahres derart vorgenommen werden, daß die ortsanwesende Be> völkerung, welche aus der Gesamtzahl der in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember inner halb der Grenzen der einzelnen Staaten ständig oder vorübergehend anwesenden Personen ermittelt wird und die zur Zeit der Zählung vorübergehend abwesen den Personen ausgenommen werden. Soweit thunlich, soll die Zählung mittelst besonderer Zählungskom missionen und Heranziehung freiwilliger Zähler in Zählkarten oder Zählungslisten in abgegrenzten Be zirken unter Leitung der Lokalbehörden vorgenommen werden und von Haus zu Haus, sowie von Haus haltung zu Haushaltung mittelst namentlicher Auf zeichnung der zu zählenden Personen erfolgen. Wo mit Zählkarten gezählt wird, muß den für je eine Haushaltung bestimmten Karten eine Namensliste der Personen dieser Haushaltung beigefügt werden. Am 1. Dezember vormittags sollen die Zählungsformulare durch die Haushaltungsvorstände bezw. die einzeln lebenden Personen und die Vorsteher oder Verwalter von Anstalten für gemeinsamen Aufenthalt, wie Ka sernen, Erziehungs-, Versorguugs-, Kranken-, Straf anstalten, Gefängnissen rc. ausgefüllt werden. Wo dies Verfahren nicht anwendbar ist, sind die Formu lare durch die Zähler auszufüllen. Die Austeilung der Zählungsformulare an die Haushaltungen bat in den letzten Tagen des November zu erfolgen und die Wicdereinsammlung mit dem 1. Dezember mittags zu beginnen und überall am 2. Dezember zu endigen. Die Lokalbehörden oder Zählungskommissionen müssen die Formulare alsbald nach beendigter Zählung einer genauen Prüfung unterziehen und die erforderlichen Ergänzungen und Berichtigungen sofort veranlassen. Diese Arbeiten müssen am 20. Dezember beendigt sein. Die näheren Anordnungen über die Vornahme der Zählung, die Prüfung und Zusammenstellung der Er gebnisse sind den betreffenden Regierungen überlassen. Zur Zeit der Zählung sollen öffentliche Feste, Jahr märkte, Truppenmärsche und Truppenverlegungen, Gerichtssitzungen und andere Veranstaltungen, welche den Stand der ortsanwesenden Bevölkerung vorüber gehend wesentlich ändern können, nicht stattfinden. Als anwesend sind diejenigen Personen zu betrachten, welche in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember in den betreffenden Gemeindebezirken oder Wohnplätzen sich anfhalten. Personen, welche in dieser Nacht unterwegs sich befinden, sollen als orts anwesend bezeichnet werden, wo sie am Vormittag des 1. Dezember anlangen. Zur ortsanwesenden Be völkerung werden auch diejenigen Personen gerechnet, welche sich an Bord solcher Schiffe befinden, die im Gebiete eines Staates verweilen. Die Zählung der Zivil- und Militärpersonen soll in übereinstimmender Weise ausgeführt werden. — Ein kleines Wunder kann man erleben, wenn man einen blühenden Roggenhalm eine Spanne unter der Aehre abpflückt und ihn an der Bruchstelle in den Mund nimmt, nachdem man Mor die anhängenden Staubbeutel abgestreift hat. Mit leise knisterndem Geräusch spreizen sich alsbald die Spelzen oder Blütenscheiden von einander, und mau kann deutlich sehen, wie sich die frischen Staub beutel hervordrängen, so daß die Aehre bald dicht damit behängt ist. Welches ist nun, so fragt die Zeitschrift „Die Natur", der Grund dieser überaus raschen Entwickelung? Ist es lediglich die mit dem Atem in den Halm gehauchte Wärme und Kohlen säure, oder welche Umstände wirkten sonst dabei noch mit? Diese Frage hat bereits eine Antwort gefun den, und zwar behauptet ein Einsender, daß die rapide Entwickelung von dem in' die Pflanze durch den Atem eingeblasenen warmen Wasserdampf ab hängt. Dafür spricht wenigstens die Thatsache, daß Pflanzen, welche welk geworden sind, frisch werden, wenn man am untern Ende frische Schnittstellen macht und die Pflanzen dann in heißes Wasser stellt. — Der geschäftsführende Ausschuß des „Vereines für Massenverbreitung guter Schriften" in Weimar giebt bekannt, daß au Stelle des mit 1. Juli l. I. ausgeschiedenen bisherigen General sekretärs l)r. H. Fränkel fortan Or. Arthur Seidl die Stelle des Generalsekretärs genannten Vereines begleiten wird. — Ein neues M u s i k- I n st r u m e n t ist, wie österreichische Blätter verkünden, erfunden worden. Franz Kühmeysr in Preßburg, der bereits durch seine „elektrische Streichlyra" in Ungarn und Oesterreich Aufsehen erregt, hat das Modell eines Streichklaviers fertig gestellt. Aeußerlich hat das Instrument ganz die Größe und Gestalt eines Stutzflügels. Die Klaviatur ist genau dieselbe, wie bei einem gewöhn lichen Klavier, so daß jeder Klavierspieler sofort spielen kann. Im Körper des Klaviers befinden sich zehn Streichinstrumente und zwar zwei Celli, zwei Violas und sechs Violinen. Zwischen den Saiten zirkulieren endlose Fidelbögen aus feinem Leder, welche durch das Pedal in steter Bewegung erhalten werden. Wird nun eine Taste berührt, so beginnt der Bogen die betreffende Saite zu streichen und streicht sie so lange, als der Finger auf der Taste ruht. So wie beim Klavier erhält man auch hier, je nachdem der Finger die Taste leichter oder stärker berührt, einen schwächeren oder stärkeren Ton. Das Prinzip ist ähnlich wie bei der elektrischen Streichlyra, nur daß hier der Bogen nicht mit Hülfe eines ge schlossenen elektrischen Stromes, sondern mittelst einer sehr einfachen Vorrichtung durch das Berühren der Taste selbst an die Saite gedrückt wird. Die Klang wirkung des Streichklaviers soll eine überraschende sein. Insbesondere sollen die Celli voll und schön wie Orgelton klingen. Das Merkwürdigste an der Sache ist wohl, daß Kühmcyer, der Besitzer einer Gold- und Silberdrahtwaren-Fabrik, nicht im ge ringsten musikalisch ist und die von ihm konstruierten Instrumente selbst nicht spielen kann. — Dresden, 6. Juli. Der neulich ein:m GerichtsdiencrentsprungenefrühereherrschaftlicheDiener Adolf Gustav Köbus aus Spremberg ist in Breslau festgenommen und vorgestern nach hier transportiert worden. Köbus hatte seinen in Dresden wohnenden Herrn erheblich bestohlen, war deshalb in Berlin festgenommen und durch einen Gerichtsdiener hierher transportiert worden. Beim diesmaligen Transport nach dem Gefängnis hatte man dem Ausreißer Fesseln angelegt. — Leipzig, 7. Juli. Der Mörder Benedict aus Altleisnig wurde heute wegen der Ermordung seiner Frau und seines Kindes vom hiesigen Schwur gericht zum Tode verurteilt. — Der durchgegangene Direktor der Leipziger Diskontogesellschaft, Winkel mann, wurde gestern in Australien verhaftet. — Leipzig, 6. Juli. Mit Blitzesschnelle verbreitete sich heute gegen Abend in den östlichen Vororten die Nachricht, daß der Gastwirt Herr Otto, Besitzer des „Sächsischen Hofes" in Schönefeld, gelegentlich eines Streites in seinem Lokale erschlagen worden sei. Es entstand nämlich nachmittags nach 5 Uhr in genannter Gastwirtschaft ein Streit, der in Thätlichkeiten ausartete und wobei einer der Be teiligten zur Thür hinausgesteckt wurde. Im Verlaufe dieses Streites hat Herr Otto einen Schlag erhalten, daß er taumelte und nach kurzer Zeit seinen Geist aufgab. Der bald herbeigeholte Arzt konstatierte Herzschlag. Der mutmaßliche Thäter ist bereits fest genommen worden. — Zwickau, 7. Juli. Vorgestern Abend hatte hier ein Lazarettgehülfe das Unglück, sich aus einem Fenster des dritten Stockwerkes des an der Werdauer Straße gelegenen Lazaretts zu weit hinaus zu beugen und hinab in den Hof zu stürzen. Der Unglückliche erlitt schwere Schädelfraktur und verstarb nach zwei Stunden. — Waldenburg, 6. Juli. Nächsten Sonn abend, den 12. d. M. wird nach dem „Schönburger Tgbl." hierselbst die diesjährige Konferenz sächsischer Seminardirektoren stattfinden. — Waldenburg, 7. Juli. Se. Durchlaucht Prinz Friedrich von Schönburg-Waldenburg hat sich nach beendigtem 14tägigen Urlaub wieder zu seinem Regiment nach Berlin zurückbegeben. — Mülsen St. Jacob. Unter großer Teilnahme von nah und fern fand am vergangenen Sonntag in unserem auf's Prächtigste geschmückten Orte die Weihe der von den Frauen der Mitglieder des Militär-Vereins demselben geschenkten Fahne statt. Das Vereinsbanner, welches auf der einen Seite in grünem Felde mit besonderer Erlaubnis Sr. Majestät des Königs das sächsische Wappen trägt und von der Hofstickerei des Herrn Hüttel in Leipzig gefertigt worden ist, wurde von unserem Ortsgeistlichen, Herrn Pastor Dietel, in von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Worten geweiht. Der Bezirksvorsteher des Bundesbezirks Glauchau von Sachsens Militär vereinsbund, Herr Wünschmann, überreichte im Namen und Auftrage Sr. Majestät des Königs unter warmen von Patriotismus getragenen Worten ein seidenes grün-weißes Fahnenbandelier, Herr Adjutant Leutnant Nottrott-Glauchau im Namen des Ossizierkorps des Landwehrbezirks Glauchau einen kostbaren Nagel. Des Weiteren wurde die Fahne auch noch von den anwesenden Vereinen, unter welchen auch der Militär verein „König Albert" von Glauchau in ansehnlicher Stärke vertreten war, beschenkt. Herr Gemeindevorstand Schubert begrüßte im Verlaufe des Festaktes die an wesenden fremden Gäste im Namen der gesamten Bewohnerschaft, wahrend der Vorsteher des Fest vereins, Herr Fahr, dies im Namen des Vereines that. Der Turnverein führte unter der tüchtigen Leitung des Herrn Lehrer Gruner unter den be lebenden Klängen Patriotischer Lieder einen Festreigen auf, welcher den Anwesenden ein erfreuliches Bild gewährte. Am Festzug, welcher sich unter wahrem Blumenregen durch die Hauptstraßen des Ortes be wegte, nahmen mehrere Musikchöre teil, ca. 15 Fahnen gaben demselben ein buntes Gepräge. Die Dekorierung der Fahne mit den erhaltenen Geschenken fand am Montag Vormittag statt. — Oelsnitz. Am Freitag abend wurde die aus Gersdorf gebürtige 18jährige Rosa Decker hier feftgenommen, weil dieselbe sich am Donnerstag abend