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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich GesWs-AilzeM ßr Holdorf, Rödlitz, Penisünf, Wdorf, Et. KBit«, Heinrichsort, Maric««« und Mse«. Amtsblatt für de« Stadtrat zu Lichtenstein. — — —— —-—- 4». Jahrgang. — ———-——° ———— Nr. 130. Sonntag, den 8. Juni 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- »nd Festtag?) abend? für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Sparkassen-ExPediLronstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Bekanntmachung, die Gemeindeabgaben betreffend. Alle diejenigen hiesigen Bewohner, welche mit der Bezahlung von Gemeinde abgaben noch im Rückstände sind, werden an deren umgehende Abführung mit dem Bemerken hierdurch erinnert, daß allen Denen, welche dieser Erinnerung keine Folge geben, die in Z 29 des Abgabenregulativs für Callnberg vom 27. Februar 1884 gedachten Mahnzettel werden zugesandt werden, nach Ablauf der darauf an gegebenen Zahlungsfrist aber mit der Zwangsvollstreckung vorgegangen werden wird. Callnberg, den 7. Juni 1890. Der Stadtgemeinderat. Schmid t, Bürg ermeister. Wochenschau. Unser Kaiser ist von dem kleinen Unfälle, welchen derselbe am Pfingstsonntag in Potsdam erlitten hat, völlig wiederhergestellt, wenn auch der verletzt ge wesene Fuß noch nicht überanstrengt werden darf. Leider hat sich bei dem Erbprinzen von Meiningen, welcher damals mit verunglückt ist, eine unliebsame Nachwirkung des Sturzes vom Wagen herausgestellt. Der Prinz, welcher anfänglich nicht die geringsten Folgen verspürt hatte, ist auf einer militärischen In spektionsreise erkrankt und wird noch längere Zeit das Zimmer hüten müssen. Irgend welche Gefahr ist aber auch hier nicht im mindesten vorhanden. Der Kaiser hat im Neuen Palais zu Potsdam die Mit glieder des Bundesrates bei sich gesehen, der Taufe der Tochter des Prinzen Leopold von Preußen bei- gewohnl und dann mit der Kaiserin den schon früher geplanten Ausflug nach Pasewalk zur Besichtigung des dortigen Kürassier-Regimentes „Königin" unter nommen. Ende d. M. werden die kaiserlichen Maje stäten ihre Sommerreisen antreten und sich zunächst nach Dänemark und Norwegen begeben. In besonderer Audienz empfing der Kaiser die Vertreter des deutschen Handwerkertages, welcher in Berlin seine Versamm lungen abgehalten hatte. Der Monarch versicherte den Herren auf's Neue, daß er für das deutsche Hand werk ein warmes Interesse empfinde und wohl wünsche, daß dasselbe seine frühere Blüte wieder erreiche. Die parlamentarischen Arbeiten haben wieder ihren Anfang genommen mit den Sitzungen des preußischen Abgeordnetenhauses. Nach recht heftigen Debatten ist der Gesetzentwurf über die Aufhebung des Sperrgeldergesetzes, der zugleich bestimmt, daß den katholischen Bistümern aus der Summe der während des Kulturkampfes gesperrten Pfarrgehälter eine jähr liche Rente gezahlt werden soll, angenommen in zweiter Lesung. Die Fassung, welche die Vorlage erhalten hat, entspricht aber nicht den Wünschen der Zentrums- Partei und von dieser wird es abhängen, ob bei der dritten Lesung nicht schließlich doch noch das ganze Gesetz abgelehnt werden wird. Konservative und Nationalliberale wollen nämlich dann nur endgiltig für das Gesetz stimmen, wenn auch die Zentrums- Partei damit einverstanden ist. Der Schluß der Land tagssession wird in der nächsten Woche erfolgen, an deren erstem Tage auch der Reichstag seine Arbeiten wieder aufnimmt. Wann die Reichstagssession zum Abschluß kommen wird, läßt sich heute noch gar nicht übersehen, zudem liegt bereits neues Beratungsmaterial vor. In der Vorlage, durch welche die Gehälter der Reichsbeamten erhöht werden sollen, sollen auch die Offiziere bedacht werden und darüber wird es sicher eingehende Erörterungen geben. Das Gleiche gilt selbstverständlich von der Militärvorlage, die ja in der Kommission noch nicht einmal durchberaten ist, sowie von dem Arbeiterschutzgesetz. Trotzdem wird diesem Teile der Session mit allseitiger Ruhe entgegengesehen. Der Wiederbeginn der Reichstagsverhandlungen wird Mrfchenverpachtung. Die diesjährige Nutzung von den fiskalischen Kirschbäumen an den Straßen der nachgenannten Amtsstraßenmeisterbezirke soll gegen sofortige bare Be zahlung und unter den sonstigen vor Beginn des Termins bekannt zu gebenden Bedingungen öffentlich an die Meistbietenden verpachtet werden. 1. Donnerstag, den IS. Juni dieses Jahres, von vormittags S Uhr an in Biehlers Restaurant in Altstadt Waldenburg die Nutzung der Alleen im Glauchauer Amtsstraßenmeisterbezirke. 2. Freitag, den 13. Juni dieses Jahres, von vormittags fisS Uhr an im alte« Schießhause in Lichtenstein die Nutzungen der Alleen im Lichtensteiner Amtsstraßenmeisterbezirke. Zwickau und Glauchau, am 4. Juni 1890. Kgl. Straßen- und Wasserbauinspektion. Kgl. Bauverwalterei. Döhnert. vr. Werner. auch die Entscheidung über die in der freisinnigen Partei ausgebrochenen Streitigkeiten bringen. Sämt liche Abgeordnete werden in Berlin zusammentreten und das endgiltige Urteil abgeben, von dem Versöhnung oder Trennung abhängen wird. Fürst Bismarck hat mit seinen Sommerreisen eben falls den Anfang gemacht, freilich war die erste nur von kurzer Dauer, es galt einem eintägigen Besuche Ham burgs, wo der Fürst von dem gesamten Senat der Hansestadt begrüßt und von der Bevölkerung mit leb haften Ovationen empfangen worden ist. Erst am späten Abend kehrte er nach dem nahen Friedrichsruhe zurück. Es scheint dem greisen Staatsmann doch in Hamburg sehr gefallen zu haben, denn er versicherte, er werde den Besuch wiederholen. Die schon öfter erwähnte Reise nach England soll im Prinzip be schlossen sein. Generalfeldmarschall Graf Moltke ist zu längerem Kuraufenthalt in dem schlesischen Bade Cudowa angekommen. Der große Stratege, der in diesem Jahre in sein neunzigstes Lebensjahr tritt, er freut sich einer beneidenswerten Rüstigkeit. Der preu ßische Finanzminister v. Scholz, dessen Rücktritt aus Gesundheitsrücksichten schon wiederholt angekündigt wurde, vor Pfingsten mit vollster Bestimmtheit sogar, bleibt nun doch im Amte. Herr v. Scholz wird sich aber lediglich den preußischen Finanzangelegenheiten widmen und vor allem die schon lange erwartete Re form der direkten Steuern in Preußen vorbereiten. Auch von neuen Steuervorlagen im Reiche war die Rede. Die bezüglichen Nachrichten haben sich aber samt und sonders als unrichtig erwiesen. Das gemeinsame österreichisch-ungarische Parla ment, die Delegationen, sind in Pest zusammengetreten, um über die Forderungen für die beiderseitige Armee zu beraten. Die Militärverwaltung hat ihre An sprüche nur mäßig bemessen, es werden 2fis Millionen Gulden mehr als bisher gefordert, die meist zur Be schaffung rauchlosen Pulvers verwendet werden sollen. An der Bewilligung dieser Neuforderungen ist nicht zu zweifeln, die Präsidenten der beiden Delegationen haben sich in ihren Eröffnungsansprachen nicht nur sehr friedlich ausgesprochen, sondern auch die Bereit willigkeit der Körperschaften dargelegt, zur Erhöhung der Schlagfertigkeit der Armee alle erforderlichen Mittel zu genehmigen. Da die politische Lage heute sehr ruhig ist, wird auch die Delegationssession nur eine kurze und stille sein. Der böhmische Landtag hat von den Ausgleichsgesetzen das wichtigste, welches die Schulfrage regelt, angenommen und hat sich dann bis zum Herbst vertagt. Das englische Parlament erörtert gegenwärtig das Kolonialbudget und Stanley macht Feuer hinter den Beratungen. Er hetzt fortwährend, die von ihm in Zentralafrika gemachten Annektionen, welche in das deutsche Schutzgebiet hineinfallen, anzunehmen, aber die Londoner Regierung hat ihm den Gefallen bisher nicht gethan und darüber ist er in hohem Maße er bost. Gewaltiges Aufsehen hat in London die von englischen Blättern verbreitete Nachricht gemacht, Dr. Peters habe auf seinem Zuge durch Inner-Afrika einen für Deutschland sehr vorteilhaften Vertrag mit dem Könige von Uganda, dem größten Negerreiche im Seeengebiete abgeschlossen. Die Engländer hätten selbst auf dieses Land spekuliert, daher der Aerger, daß ein Deutscher ihnen zuvvrgekommen ist. Deutsche Meldungen hierüber liegen übrigens noch nicht vor. Der Prozeß gegen den bulgarischen Major Pa- nitza hat mit der Verurteilung dieses wein- und red seligen Verschwörers zum Tode seinen Abschluß ge funden, doch ist Panitza begnadigt worden. Gute Freunde dieses Hochverräters haben übrigens ein kühnes Stückchen geplant gehabt, um Panitza die Freiheit zu verschaffen. Sie wollten den Fürsten Ferdinand auf seiner Reise durch's Land aufheben und nicht eher wieder frei lassen, als bis nicht auch Pa nitza der Freiheit zurückgegeben sein werde. Der Anfiblag kam aber den Behörden rechtzeitig zu Ohren und konnte somit vereitelt werden. Tagesgeschichte. *— Callnberg, 7. Juni. Am gestrigen Tage beging Herr Zimmermann Carl Singer sein üOjähriges Jubiläum als Bürger hiesiger Stadt. Dem Jubilar wurden durch die Herren Bürgermeister L-chmidt und Stadtrat Kreißig im Namen der Stadt Callnberg herzliche Glückwünsche dargebracht. Möge Herrn Singer, welcher trotz seines hohen Alters noch rüstig ist und unermüdlich seinem Berufe obliegt, ein sorgenfreier Lebensabend beschicken sein. — Zum Sängerfest in Wien haben sich vom Vogtländischen Sängerbünde 15 Vereine mit 142 Sängern angemeldet. Viele werden auf der Hin reise die Donaufahrt von Passau nach Wien mit machen, welche einschließlich Frühstück und Mittag essen für Sänger nur 10 Mk. kostet. — Durch die Zeitungen lief kürzlich die Nach richt, daß in Griechenland und Galizien neuerdings eine sehr lebhafte Agitation begonnen hat, welche die Zulassung der griechischen, bezw. ruthenischen Frauen zum Universitätsstudium, und zwar zunächst zum Studium der Medizin erstrebt. So dürste in Kurzem vielleicht Deutschland neben der Türkei der einzige Staat in Europa sein, der die Ausschließung des weiblichen Geschlechts von den wissenschaftlichen Berufsarten noch hartnäckig aufrecht zu erhalten sucht! Indessen auch bei uns mehren sich die Stimmen Jener, die dringend eine zeitgemäße Reform empfehlen. Einen Mittelpunkt derartiger Bestreb ungen bildet jetzt der in den verschiedenen Teilen Deutschlands vertretene „Deutsche Frauenverein Reform", dessen Vorstandssitz z. Z. in Weimar ist. Dieser war der erste Frauenverein in Deutschland, welcher den Unterrichtsministerien eine Petition um Zulassung des weiblichen Geschlechts zum Maturitäts- examen an Gymnasien und Realgymnasien und zum Studium auf Universitäten und Hochschulen vmge- legt hat. Nachdem derselbe bereits im Japre 1888