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WMMckMWM ls ! früher Woche«- und Kachnchtsblatt zugleich GWsts-MzeM ßr Höhndorf, NiiSlitz, BerMorf, Riisdorf, St. kglhmi, Heinichsort, Maritim Miilseii. Amtsblatt für de« Sta-trat ;« Lichtenstein. — —— 4«. Jahrgang. — — Nr. 105. Donnerstag, den 8. Mai 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige.— Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!« Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgeschichte. * — Lichtenstein, 7. Mai. Vom 7. bis 8. Juni d. Js. erhält unsere Stadt Einquartierung und zwar 1 Offizier, 1 Wachtmeister, 3 Unteroffiziere, 28 Gemeine, 1 Offizierburschen, 2 Offizier- und 33 Dienst- Pferde. Es ist denselben Quartier mit Marschver pflegung zu gewähren. * — Vor kurzem wurde beim Bloslegen eines Grabes auf hiesigem Gottesacker in einem dort vor gefundenen Totenschädel ein ungefähr 3 Zoll lunger Nagel in der Hinterseite desselben bemerkt. * — Der für gestern Abend 8 Uhr im Saale des Hotels „Goldner Helm" vom hiesigen Naturheilverein in Aussicht genommene Vortrag, wobei die auf dem Gebiete der Naturheil-Methode rühmlichst bekannte Heilkundige, Frau Klara Muche aus Bertin, welche auch dem hiesigen Publikum von einem früheren Bor trage her bekannt sein dürfte, über ein äußerst lehr reiches Thema referieren wollte, konnte leider wegen plötzlicher Erkrankung der geschätzten Rednerin, wie ein noch zur letzten Stunde eingegaugenes Telegramm besagte, nicht statlfinden, und mußten die zahlreich Er schienenen unverrichteter Sache wieder nach Hause gehen. Frau Muche dürfte auch unserer Stadt auf längere Zeit hinaus wegen anderweitiger Verbindlichkeiten nicht gleich wieder einen Besuch abstatten, was zufolge des gestrigen Abends um so bedauerlicher ist. -- Wir nehmen zugleich Veranlassung, auf die im hiesigen Naturheilverein gepflogene naturheilärztlich empfohlene Heilgymnastik, deren Unterricht jeden Montag Abend in der hiesigen Turnhalle nach ärztlicher Vorschrift unter tüchtiger Leitung einiger Herren des Naturheil vereins erteilt wird, hinzuweisen, und dürften sich recht Viele diesem gemeinnützigen und gesundheits fördernden Unternehmen anschließen, zumal derartige Vereine überhaupt" nur allgemein verständliche und nützliche Ziele verfolgen. * — Callnberg, 7. Mai. Auf Befehl Sr. Mas. des Königs ist von dem Ministerium des Königlichen Hauses auch der Stadt Callnberg ein Exemplar der zur Erinnerung an das 800-jährige Regierungs-Jubiläum des Hauses Wettin geprägten Denkmünze übersendet worden. — Der Frühling zeigt sich dies Mal in großer Pracht und Ueppigkeit. Bäume und Sträucher tragen reichlich Blätter und Blüten, namentlich geht die Blüte der Obstbäume unter günstigen Verhältnissen vor sich. Wenn nicht noch starke Fröste kommen, stelfk ein gutes Obstjahr in Aussicht. Sehr schön stehen die Saaten; bei gleich fruchtbarer Witterung wie seither wird es nach Verlauf von einer Woche hie und da schon Korn geben, das geschoßt hat. Die Frühjahrsbestellung ist im allgemeinen weit vorgeschritten, und es gewinnen dadurch die Landwirte einige Wochen Zeit zur Vor nahme von Wegebauten und sonstigen dringlichen Arbeiten, die aber unter Umständen doch noch zurück- geschobeu würden. — In unseren heimischen Wäldern läßt der Kukuk seinen einförmigen, aber von Jedermann gern gehörten Ruf, dem er seinen Namen verdankt, ertönen. — Uebrigens haben sich auch die Maikäfer, wenn auch bis jetzt in geringer Zahl, eingefunden. — Die Zeit, in welcher frische Pilze als schmack haftes Nahrungsmittel die Speisenkarten wieder be reichern werden, ist nicht mehr fern. Der durch an haltenden Regen der letzten Tage mit Feuchtigkeit ge tränkte Boden bedarf nur noch etwas höherer Tem peratur. Es ist darum wieder Pflicht, zu mahnen, das genannte Volksnahrungsmittel nicht dadurch immer seltener zu machen, daß man die Schwämme und Pilze mit Stumpf und Stiel aus dem Boden reißt und so jeden Nachwuchs unmöglich macht. Im Interesse aller Pilze Genießenden sollte jeder Pilzsucher auf das im Boden gebliebene Stück eine Hand voll Erde streuen, damit dasselbe nicht von den Maden vernichtet wird. Ferner fördere man das Wachstum der Pilze dadurch, daß man in zweckmäßiger Weise geeignete Schwämme mit ihren Sporen aussetzt und vergräbt. — Zur Volkszählung. Wie bekannt, findet im Dezember d. I wiederum eine allgemeine Volkszähl ung statt. Im Großen und Ganzen werden die vom Bundesrate für frühere Volkszählungen ge troffenen Anweisungen aufrecht erhalten. Doch soll eine Erhöhung des inneren Wertes der statistischen Nachweise angestrebt werden. Schon nach der letz ten Zählung hatte die Reichsregie«ung sich veran laßt gesehen, auswärtigen Regierungen auf ih.e An suchen Mitteilungen über deren im deutschen Reichs gebiete gezählte Angehörige zu machen. Jetzt sind mit einer Reihe fremder Regierungen Abreden be hufs Austauschens solcher Mitteilungen getroffen worden, welche es nötig machen, daß die in den deutschen Zählungsformularen enthaltenen bezüglichen Angaben m auszugsweiser Abschrift dem Kaiserlichen Statistischen Amte mitgeteilt werden. Ebenso ist eine erneute Erläuterung über den Begriff eines Wohn hauses gegeben, worüber bisher eine ungleichmäßige Auffassung bestanden hat. — Im Laufe dieses Jahres werden verschiedene Bahnhofsrestaurationen pachkfrei und zwar: am 1. September dieselbe zu Reitzenhain, am l. Oktober die jenigen zu Berga und Stollberg und am l. Novem ber die dergleichen zu Mehltheuer. Hierauf bezügliche Pachtgebote sind bis zum 20. Mai an die Königl. Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen ein- zureichen. — Auf ein jetzt in der „Deutschen Verlags- Anstalt, vormals Eduard Hallberger", Stuttgart, erschienenes Merkchen sei hierdurch hingewiesen. Es ist der allseitig, mit größter Spannung erwartete Buchzwerg „Der neue Reichstag" von Joseph Kürschner. Einer besonderen Empfehlung des Büch leins bedarf es wohl nicht, denn mit seinem Inhalte in der praktischen Form und Ausstattung, in Ver bindung mit dem fabelhaft billigen Preise von 40 Pfennigen, spricht es ja auf das Eindringlichste für sich selbst. — Dresden, 6. Mai. In welcher Weise für die Feier des 1. Mai unter den Arbeitern oft agitiert wurde, dies zeigt der folgende Brief eines Arbeiters an die Möbelfabrik von E. Herrmann und Söhne in Neu-Coschütz: „Geehrter Herr Herrmann! Infolge des gegenwärtig wahrscheinlich schon an Sie gelangten Zirkulars, betreffend die Feier des 1. Mai, erlaube ich mir, einige Zeilen an Sie zu richten. Obgleich Sie aus dem Zirkular durchweg sämtliche Unterschriften Ihrer Arbeiter finden werden, so seien Sie überzeugt, daß ein sehr großer Teil unter uns durchaus nicht damit einverstanden ist, aber ein Aus schließen wird dem Einzelnen ja ganz unmöglich ge macht, indem die Anführer so zu sagen förmlich mit dem Knittel dahinter stehen; schließt man sich aber dennoch aus, so werden von den betreffenden Kra- kehlcrn alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Einem in jeder Hinsicht zu schädigen und das Arbeiten in der Fabrik ganz unerträglich zu machen. Wenn Sie einige, die Ihnen als treue Arbeiter bekannt sind, unter vier Augen fragen, so werden Sie die Bestätig ung des Vorstehenden erhalten. Es ist daher der Wunsch sehr vieler Ihrer Arbeiter, obgleich sie sich mit unterschrieben haben, Sie möchten bekannt geben, daß, wer den Donnerstag feiert, auch Freitag und Sonnabend feiern muß, denn dadurch wird jedenfalls am sichersten der ungestörte Fortgang der Arbeit er halten. Mit besonderer Hochachtung „Einer Ihrer treuen Arbeiter." — Hohen st ein, 6. Mai. Heute früh wurde auf der Bahnstrecke zwischen Hohenstein und St. Egidien der Einwohner H. von hier überfahren aufgefunden. Der Unglückliche war verheiratet und hinterläßt drei noch unerzogene Kinder. Der Grund zu dem ver zweiflungsvollen Schritte dürfte in Furcht vor Strafe wegen eines von ihm begangenen Einbruches, bei welchem er überrascht wurde, zu suchen sein. — Der am Montag Nachmittag in der Haupt kirche zu Glauchau stattgefundene Trauergottesdienst zum Gedächtnis des dieser Tage in Eisenberg ver storbenen Herrn Konsistorialrat vr Otto, Ehrenbürger der Stadt Glauchau, gestaltete sich zu einer erhebenden Feier. Vor der Kirche harrte der „Deutsche Krieger verein", um den irdischen Ueberresten des Verstorbenen, welcher Ehrenmitglied des genannten Vereins war, das letzte Geleit zu geben. In dem Gotteshaus war der Sarkophag vor dem Altar prächtig aufgebahrt. Eine höchst zahlreiche und glänzende Trauer-Ver sammlung, unter dieser auch die Militär- und Zivil behörden, umgab ihn in dichten Reihen und ein reicher Blumenflor bidete die Decke des Sarges, zu dessen beiden Seiten am Kopfende Mitglieder des „Deutschen Kriegervereins" als Ehrenwache postiert waren. Im Namen der Stadt Glauchau hatte man als Zeichen der Liebe und Verehrung einen schönen Lorbeerkranz mit gelb-blauer Schleife und der Widmung: „Ihrem Ehrenbürger die Stadt Glauchau" auf den Sarg niedergelegt. Ferner erblickte man auch einen Kranz mit in den Schönburgischen Farben gehaltenen Wid mungsschleifen von Sr. Ei taucht Graf Clemens. Als erster Redner nahm nach einem allgemeinen Gesänge Herr Superintendent Weidauer das Wort, der, wie aus der gediegenen und warmen G edächtnisrede her vorging, mit dem Verstorbenen schon längst in näherem Umgänge gestanden hatte und daher in der Lage war, dessen religiöses Wesen in der vorteilhaftesten Weise zu schildern und sein Eheglück in den besten Farben zu malen. Hierauf trugen die Kirchensänger den Chor aus „Paulus" von Mendelssohn-Bartholdy vor, woran sich ein Abschiedswort des Seniors der Diöcesan- geistlichkeit, des Herrn Pastor Baltzer aus Wernsdorf, im Namen derselben reihte, auch er schilderte die hohen. Verdienste des Heimgegangenen. Alsbald stimmte der Kirchensäugerchor in einen äußerst stimmungsvollen Choral ein. Nachdem demnächst Herr Archidiakonus Tögel die Liturgie verlesen, fand die kirchliche Feier durch den Gemeindegesang: „Wenn ich einmal soll scheiden rc." seinen Abschluß. Nach diesem Gesänge ordnete sich der imposante Zug. Der „Deutsche Kriegerverein" empfing die Leiche mit militärischen Ehrenbezeugungen unter Trauerwirbel der Trommeln, dann rückte er dem Trauerwagen voraus ab. Hinter dem Wagen folgten die Diöcesangeistlichen, der Kirchen vorstand, die Wagen mit den Leidtragenden und sonstige Mitglieder unserer Kirchengemeinde aus allen Ständen, Männer sowohl als auch Frauen. Der Zug bewegte sich durch die Chemnitzerstraße nach dem neuen Friedhöfe, wo die Beisetzung unter Gesang des Kirchensängerchores, Einsegnung der Leiche und Gebet des Herrn Geistlichen stattfand. Die mildstrahlende Sonne eines schönen Mainachmittags verklärte die erhebende Feier und nach einem abermaligen Gesänge trennte sich tiefbewegten Herzens die große Trauer- versammlnng. — Aus Crimmitschau, 5. Mai, schreibt man: Mit dem Eintritt der schönen Maitage beginnt auch wieder die Sorge vor den Unwettern, welche die Sommerszeit in den letzten Jahren im Gefolge hatte. Auch heute Mittag entlud sich über unserer Stadt wieder ein schweres Gewitter, das von einem mit mäßigem Hagel untermischten wolkenbruchartigen Regen begleitet war, sonst aber gnädig vorübergeganqen zu sein scheint. — In tiefe Betrübnis wurde gestern eine hiesige Familie dadurch versetzt, daß sich ein Glied derselben, ein 16 jähriger Spinnereiarbeiter, jedenfalls m einer Anwandlung von Tiefsinn, oberhalb des Gasthauses zum Paradies in Frankenhausen auf die Eisenbahn schienen festband und von dem in der Nacht zum Sonn-