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WWDMkMrWU Wochen- und Unchrichlsblati zugleich GeWts-AMM str hohskrf, Rödlitz, Pcrn^orf, W-orf, St. k-i-ieii, ßcinriPort, Mariemil M Miilse«. Nr. 39. Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenstein. 4«. Jahrgang. — ——— — — — Sonntag, den 16. Februar 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergeipalten« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Stadtanlagen fällig. Sparkassen-Expeditronstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Aufforderung. Alle diejenigen Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche feld- oder seld- und garnisondieustunfähig zu sein glauben und darauf rechnen, daß noch bei der diesjährigen Aushebung über sie entschieden werde, haben sich, soweit dies nicht schon bei der letzten Herbst-Kontrol-Versammlung geschehen, bis spätestens Ll März 1880 beim zuständigen Bezirks-Feldwebel schriftlich oder mündlich zu melden. Glauchau, den 14. Februar 1890. Königliches Bezirks-Kommando. E r a s, Oberst z. D. Nutzriuden-Auktion. Im Gasthofe „Stadt Hamburg" in Glauchau sollen Montag, deu S. März 1830, von vormittags Ilsis Uhr an die auf den nachbenannten Fürstlichen Revieren in diesem Jahre ausfallenden Nutzriuden, und zwar: ca. 10 Festmeter Fichtenrinde vom Niederwaldenburger Revier, „ 30 „ „ „ Oberwaldenburger „ „ 15 „ „ „ Remser 25 l . . „ 10 Zentner eich. Spiegelrinde l Lichtensteiner „ „ 50 Festmeter Flchtenrinde „ Oelsnitzer „ „ 30 „ „ „ Streitwalder „ „ 45 „ „ „ Steiner „ „ 30 „ „ „ Pfannenstieler „ unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend versteigert werden. Waldenburg, den 12. Februar 1890. Fürstlich Schöuburg'sche Forst Inspektion Die Brotpreise in den letzten 1V Jahren. Es wird jetzt außerordentlich viel über das Steigen der Brotpreise gesprochen und gestritten. „Zahlen beweisen", sagt Benzenberg. Es dürfte deshalb außerordentlich lehrreich sein, sich einmal zu vergegen wärtigen, wie die Brotpreise in den letzten 16 Jahren in Stollberg gestanden. Nachdem Ende 1873 das 6pfündige Brot 84 Pf. gekostet, stellte sich der Preis für dieselbe Brotmenge von 1874 bis 1889 wie folgt: höchster Preis niedrigster Preis Durchschnitts- Preis 1874 82 Pf. 74 Pf. 78 Pf. 1875 74 - 66 - 68 1876 74 - 64 - 69fis - 1877 76 - 64 - 70 1878 60 - 56 - 58 1879 70 - 54 - 60 1880 84 - 70 - 78fis - 1881 84 - 72 - 78 1882 72 - 66 - 69 1883 70 - 64 - 67 1884 68 - 60 - 64 1885 62 - 60 - 602/z - 1886 60 - 58 - 58^ - 1887 58 - 55 - 56U- - 1888 66 - 55 - 60 1889 74 - 66 - 70 Die in vorstehender Tabelle enthaltenen An gaben sind auf Grund der Bücher eines dortigen Bäckers gemacht, also vollkommen richtig. Es dürfte nach alledem ohne weiteres klar sein, daß bei der Bewegung der Brotpreise weder die Kornzölle, noch die Bäcker, sondern einzig und allein der Kornmarkt und im letzten Grunde die Kornernte die bewegende Kraft ist. Tagesgeschichte. * — Lichtenstein, 15. Febr. Gestern abend fand im alten Schießhause eine Festlichkeit, veran staltet von den Arbeitern der Heyder'schen Färberei unter Beteiligung ihres Herrn Chefs statt. Der Verlauf des ganzen Festes zeigte, daß Eintracht und Zusammengehörigkeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern das beste Mittel sind, die Gegensätze im gesellschaftlichen Leben auszugleichen. Möchten dies alle wahren Menschenfreunde, sei es Arbeit geber oder -Nehmer, beherzigen und somit zur Lösung der sozialen Frage ihren Teil beitragen. * — Wie aus dem Inseratenteile dieser Nummer ersichtlich, wird unsere rührige Theater-Direktion Triebel-Schlegel wegen anderweitiger Verpflichtungen nur noch einige Vorstellungen hier zur Aufführung bringen. Bon den bereits vorangegangenen sehr vor trefflichen Leistungen haben wir die Einsicht gewonnen, daß die Direktion bemüht ist, ihrem Versprechen in jeder Hinsicht gerecht zn werden, wie dies auch die Wahl der Stücke hinlänglich beweist. Heute Sonntag ist nun außer der Abend-Vorstellung auch eine Nach mittags-Vorstellung zu ermäßigten Preisen arrangiert und deshalb sei an dieser Stelle darauf hingewiesen. Möge die gebührende Unterstützung von Seiten eines theaterliebenden Publikums nicht fehlen, da nicht sobald wieder die Gelegenheit sich bieten dürfte, sich an so vortrefflichen Leistungen zu erfreuen. * — Ein Dienstknecht aus Bernsdorf, welcher mit einem l 2jährigen Mädchen unsittliche Hand lungen vorgenommen hat, wurde gestern durch die hiesige Gendarmerie zur Haft gebracht. Das teuerste Buch ist die hebräische Bibel, die sich schon seit Jahrhunderten im Besitz des Vatikan befindet. Schon im Jahre 1512 wurde dem Papst Julius II. für diese Bibel das Gewicht derselben in Gold, das heißt nach heutigem Gelde etwa 512,000 Franken, angeboten. — Bei einer Untersuchung von Schulkindern in preußischen Schulen durch Aerzte wurde festgestellt, daß unter 100 Schülerinnen 90 schief waren, und wurde einseitige Belastung als Ursache ermittelt. Einseitige Belastung wurde zumeist bewirkt durch das Tragen der Bücher in der Hand. Das Gewicht einer gefüllten Schultasche beträgt ca. 8 Pfund, oft noch mehr; zieht man nun in Betracht, daß die Mäd chen diese Last mehrere Male des Tages tragen müssen und oft weite Wege zurückzulegen haben, ferner die Gewohnheit, die Last stets mit demselben Arme zn tragen, so hat man die Erklärung für die Entstehung des Uebels. Die Rückgratskrümmung wird in ihren Anfängen kaum bemerkt; ist aber ein Anfang erst vorhanden, so schreitet sie mit dem Wachstum der Kinder weiter und ist oft ganz un heilbar. — Zwei Fälle von Blutvergiftungen, welche in der letzten Zeit in Berlin sich ereignet haben, sind dazu angethan, die Aufmerksamkeit des Pub likums in hohem Grade zu erregen. Ein älterer Herr machte sich an einem Brunnen etwas zu schaffen und zog sich dabei an dessen Eisenteilen eine unbedeutende Schramme an der rechten Hand zu. Nicht lange aber währte es und diese schwoll unter den heftigsten Schmerzen an. Der Sohn, selbst Arzt, erkannte alsbald eine Blutvergiftung und ergriff sofort die nötigen Gegenmaßregeln. Trotz dem wuchs das Uebel und die Hilfe kam zu spät; ungeachtet einer unverzüglich vorgenommenen Ampu tation verstarb der Herr nach weiteren qualvollen 24 Stunden, während der ganze Vorgang von der unbedeutenden Schramme bis zur Katastrophe nur 48 Stunden gewährt hatte. — Der andere Fall betrifft einen Lehrer. Während des Unterrichts in der Klasse hatte er den Zeigefinger der rechten Hand sich ein wenig an der mit Tinte gefüllten Feder ge ritzt. Bereits am nächsten Tage vermochte er nicht mehr zur Schule zu kommen, da der ganze Arin inzwischen vergiftet war. Er wurde nach dem Krankenhause gebracht und befindet sich dort bereits 5 Wochen, ohne daß die Hoffnung auf Beseitigung jeglicher Gefahr sich bis jetzt bestätigt hätte. — Wie weit bei manchem Menschen die Frech heit geht, davon ein Bei Piel: Eine Frau in Plauen i. V. verkaufte seit längerer Zeit und bis Anfang dieser Woche in eine dortige Rohproduktenhandlung wiederholt altes Eisen. Dabei machte sie es häufiger so, daß sie das zu verkaufende Eisen von dem im Hofe der Rohproduktenhandlung liegenden Vorräte erst wegnahm, auf die Wage legte und daun den Händler herbeirief, um das von ihr angeblich ge brachte, in der That aber erst dem Eisei händler ge stohlene Eisen wiegen zu lassen. Diese Handlungs weise war von Leuten im Nachbarhause gesehen worden, worauf die Verhaftung der Frauensperson erfolgte. — Waldenburg, 14. Februar. Ein eigen tümliches Malheur hatten am vergangenen Mittwoch Nachmittag zwei Fleischer, welche um jene Zeit von hier nach Penig einen Ochsen transportieren wollten. Anstatt hierzu die Straße zu wühlen, benutzten sie von Niederwinkel den Fußweg nach Wolkenburg; als sie an den sogenannten Gümprechtsberz kamen, rutschte der Ochse aus und die ganze Gesellschaft machte eineunfreiwillige Fahrt den gegen 50 Meter hohen Berg hinunter in den Bahngraben. Dort blieb der Ochse liegen. Jeden Augenblick konnte der fis6- Uhr-Zug kommen, aber 4 Männer brachten den Ochsen wieder auf die Beine, der dann glücklich in Penrg ankam. — Ans Werdau schreibt man dem „Leipz. Tagebl." : Dem hiesigen Landtagswahlkreise scheint das Vergnügen bevorzustehen, zum dritten Male in kurzer Zeit zur Urne schreiten zu müssen. Die Wahl des Fabrikanten Kürzel wurde wegen Unregelmäßig keiten beanstandet. Dann wurde der Sozialdemokrat Colditz in einer zweiten Wahl gewählt. Aber auch gegen diese Wahl werden solche Bedenken erhoben, daß wahrscheinlich eine dritte Wahl erfolgen muß. — Buchholz, 13. Februar. An dem zwischen Buchholz und Schlettau befindlichen großen Gebirgs einschnitte der Schwarzenberger Eisenbahnlinie sollen neue bedeutende Massenabtragungen vorgenommen werden, da sich wieder Erd- und Felsenrutschungen