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Wochen- und Kachrichtsblatt zugleich 8Mts-AnMM für Rödlitz, BernsSorf, RLÄors, Et. Wißen, HeinriGort, Mliricmu mi> Mülsen. Amtsblatt für -e« Stadtrat zn Lichtenstein. --— 4«. Jahrgang. _— Nr. 28. Dienstag, den 4. Februar 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Bierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die vieraewaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Grundsteuer fällig! Bekanntmachung. Bei der am 13. und 31. dieses Monats stattgefundenen Wahl von 11 Ab geordneten zur Bezirksversammlung aus der Klasse der Höchstbesteuerten sind die ausgeschiedenen Herren Rentier Carl August Lorentz hier, Kaufmann Emil Lossow Kommerzienrat Gustav Adolph Sturm hier, Kaufmann Lonis Robert Neubarth - Stadtrat Adolph Ed. Grüner - Fabrikant August Emil Straff in Meerane, - Ludwig Oehmig daselbst, Kommerzienrat Gottlob Frdr. Beck in Hohenstein und Kaufmann Heinrich Chr. Härtel in Waldenburg wieder gewählt, die Herren Fabrikbesitzer Hermann Bastler hier und Färbereibesitzer Wilhelm Ferdinand Lindner aber neugewählt worden, was gemäß Z 20 Absatz 4 der Ausführungs-Verordnung vom 20. August 1874 zum Bezirksverbandgesetz vom 21. April 1873 zur öffent lichen Kenntnis gebracht wird. Glauchau, am 31. Januar 1890. Königliche Amtshauptmanuschast. Merz. P. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 3. Febr. Unter Hinweis auf die im Inseratenteile dieser Nummer enthaltene Ein ladung machen wir unsere Leser auch an dieser Stelle ans die nächste Mittwoch abends 8 Uhr im Saale des Jhle'schen Gasthauses „Zur schönen Burg" in St. Egidien stattfindenden Versammlung reichstreuer Wähler auf merksam. In derselben wird der Kandidat der reichs- trenen Wähler, Herr Robert Winckler aus Glauchau, sich den Wählern vorstellen nnd sein Programm darlegen. Soviel wir hören, wird derselbe demnächst auch in Lichtenstein in einer anzuberaumenden Wähler-Ver sammlung sprechen. *— Am Sonntag eröffnete der hiesige Geflügel züchter-Klub im Saale des „Goldenen Helm" seine diesjährige Geflügel-Ausstellung, die 6. seit seinem Bestehen. Dieselbe war nicht nur sehr zahlreich, sondern auch mit den vorzüglichsten Exemplaren beschickt, sodaß den mit dem Preisrichteramte betrauten Herren Louis Müller aus Oberlungwitz und Emil Ludwig aus Mülsen St. Micheln die Auswahl bez. Prämiirung nicht leicht gefallen sein dürfte. Der Katalog, welcher sehr übersichtlich zusammengestellt war, enthielt 196 Nummern und zwar 47 Nummern für Hühner, 144 Nummern für Tauben, 3 Nummern für Enten und je eine Nummer für Gänse und Truthühner. Bei der Prämiirung erhielten erste Preise die Herren: Schloßgärtner Barth 1, Tröger in Heinrichsort 1, August Lau in Callnberg 1, Fritsche in Glauchau 1, Dietzsch in Bernsdorf 4, Hermann Heinrich in Oelsnitz 1, Pohler in Reichenbrand 1, August Hentschel hier 1, Karl Böhm hier 2, Tauscher in Thurm 1; ferner zweite Preise die Herren: August Bernstein hier 1, Dietzsch in Berns dorf 6, Löbig hier 1, Karl Böhm hier 3, Anton Weidner hier 1, August Hentschel hier 1, Fritsche in Glauchau 1, Emil Vogel 2, Ernst Schwind in Calln berg 1, Karl Reinhold in Callnberg 4, Ernst Schubert hier 1, Oskar Sonntag in Oelsnitz 2, Hermann Heinrich in Oelsnitz 1 und Georg Chambeau hier 1. *— Am Sonntag früh verschied nach wochen langen, schweren Leiden Herr August Springer in Zwickau (Redakteur des Zwickauer Tageblattes). Der Verschiedene feierte am 2. März 1889 sein 45-jähriges Berufs- und zugleich 25 jähriges Geschäflsjubiläum im Hause der Herren C. A. Günther Nächst. Herr Redakteur Springer war in allen Buchdruckerkreisen ein hochgeachtete Persönlichkeit, denn er hat sich bei Gründung des Buchdrucker-Verbandes besondere Verdienste erworben und wird dem Verblichenen nicht nur aus diesem Grunde, sondern auch wegen seines steten Strebens, die Buchdruckerkunst auf eine noch höhere Stufe zu bringen, ein dauerndes Andenken unter seinen Berussgenossen bewahrt bleiben. Auch aus dem Gebiete des Krankenkassenwesens war der Heimgegangene seit vielen Jahren mit größtem Er folge thätig. *— Hinter uns liegt das „schlimme" Viertel jahr. Der unfreundliche November, der schlimme Dezember, der arge Januar; sie haben es alle drei gnädig genug gemacht, und kaum wird große Klage über sie von den kleinen Leuten erhoben werden, die sonst in diesen Monaten ihre liebe Not ost haben. Mit Februar und März, den beiden letzten Monaten des katendermäßigen Winters, ist es nicht mehr so ängstlich; wenn erst Lichtmessen vorüber ist, nehmen die Tage rasch zu, und auch Schnee und Eis können sich dann nicht allzulange mehr behaupten. Aber nach den warmen Monaten November, Dezember und Januar war diesmal bei den Wetterpropheten die feste Ueberzeugung aufgetaucht, wir würden überhaupt keinen rechten Winter mehr bekommen, und viele gelehrte Darlegungen wurden zum Beweise hierfür dargebracht. Indessen es kam, wie es stets in solchen Fällen kommt; genau c as Gegenteil von dem trat ein, was behauptet worden mar; der Winter lebt noch, blankes Eis bedeckt die Gewässer und nach langer Pause kann die frohe Kunst des Schlittschuhlaufens ungehindert ausgeübt werden. Die Kälte hat keine trüben Der Erbe des Hannes. Roman von Hermine F r a n t e n st e in. — (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Was konnte ihn veranlassen, den Raub zu voll ziehen ? Wieso konnte er zweitausend Pfund so drin gend benötigen? Und wenn er Geld brauchte, warum hat er sich nicht an mich gewendet? Offen bar hat er sich gefürchtet, daß ich ihn fragen werde, wozu er es brauche." „Habt Ihr gestern bemerkt, Sir Arthur, daß Hugh erschrocken, ja entsetzt war, als er den Brief von dem Fremden erhielt, von welchem er behauptete, daß es ein Bettelbrief sei? Vielleicht hat er den Fremden früher gekannt und vielleicht war der Brief eine Mahnung?" „Blanche, ich glaube, Du hast Recht," rief Sir Arthur in raschem, erschrockenem Tone. „Aber wie konnte er dem Menschen eine io bedeutende Summe schuldig sein?" „Er wird ihm vielleicht nicht Alles schuldig ge wesen sein, lieber Onkel, aber er wird Alles genom men haben, um den Raub mehr als die That eines geheimen Einbrechers erscheinen zu lassen. Denn ein gewöhnlicher hätte gewiß nicht nur eine bestimmte Summe herausgenommen und das andere Geld Zurückgelassen. Vielleicht halte er es nötig zur Deckung einer Spielschuld." „Es bedarf nur der Bestätigung dieser Vermu tung zur Gewißheit, um meinen Schmerz auf den höchsten Punkt zu bringen. Ein Spieler! Ein Lüg ner ! Ein Dieb! Und er ist mein Sohn!" Sir Arthur schob die schlanken, ihn umklam mernden Arme von sich und schritt mit raschen, un geduldigen Schritten im Zimmer auf und ab. „Blanche," rief er aus, „ich muß die Wahrheit wissen — die ganze Wahrheit und sogleich! Ich werde nach Ardleigh hinüberschicken, um zu erfahren, ob der Fremde über Nacht dort war. Wenn das der Fall ist, dann bestätigen sich unsere schlimmsten Befürchtungen. Ich werde mich ganz ruhig der ein gehendsten Untersuchung dieser Angelegenheit wid men. Ich wünsche nicht, daß Hugh wisse, daß ich ihn des Diebstahls verdächtige. Komme daher zum Frühstück und zum Diner wie gewöhnlich hinunter, wenn Du kannst. Ich will Dich von meinen Ent deckungen verständigen, sobald ich diese mache." Er trat auf sie zu und küßte sie auf die Stirne. Dann ging er hastig hinaus und kehrte in die Bibliothek zurück. Nach einer kurzen Selbstberatung und nach dem er einigermaßen seine äußere Ruhe wiederer langt hatte, zog Sir Arthur die Glocke. Ein Diener erschien, und Sir Arthur beauftragte ihn, unverzüg lich Purmton zu ihm zu schicken. Als der Haushofmeister, der Aufforderung ge horchend, ins Zimmer trat, sagte der Baronet ruhig : „Purmton, ich habe eine Vermutung bezüglich des Diebstahls von vergangener Nacht und werde Eures Beistandes bedürfen. Habt Ihr gestern einen sonderbar aussehenden Ausländer in den Anlagen herumschleichen sehen?" „Ein kleiner, schwarzbrauner Kerl, mit funkelnden schwarzen Augen und goldenen Ringen in den Ohren?" fragte der Haushofmeister eifrig. „Ich habe einen solchen Menschen gestern mit dem alten Luke im Garten sprechen sehen. Er brachte später einen Brief für Herrn Hugh. Der Mensch hatte ein unheimliches Gesicht, Sir Arthur, und als der alte Luke später in den Schlafsaal kam, sagte er, daß der Mann viele Fragen über die Familie gestellt habe und einen Platz suche. Beargwöhnt Ihr den fremden Mann, Sir Arthur?" „Ich glaube, daß er etwas zn thun hat mit dem Diebstahl, Purmton," erwiderte der Baronet. „Ich möchte vor allem wissen, ob er in Ardleigh geschlafen hat und wünsche, daß Ihr sogleich ins Dorf hinüber geht, vorsichtige Erkundigungen einzieht, aber über die ganze Sache verschwiegen seid und niemand, nicht einmal Herrn Hugh — erfahren laßt, welche Richtung mein Verdacht genommen hat." „Sehr gut, Sir Arthur," sagte der Haushof meister, wohl etwas verwirrt, aber trotzdem überzeugt, daß sein Herr vollkommen Recht habe, so vorsichtig zu sein. „Ich will mich sogleich auf den Weg nach Ardleigh aufmachen." Nachdem er noch einige weitere Unterweisungen von dem Baronet erhalten hatte, entfernte sich der Haushofmeister. Wenige Minuten später sah ihn Sir Arthur bereits die Allee hinabreiten. Purmton ritt nach Ardleigh und stieg in dem kleinen Hofe des Wirtshauses zum Tressilian- Wappeu ab. Er ging in das Schankzimmer, fing an mit dem Wirte zu plaudern und hatte bald heraus, daß der Fremde, den er suchte, nicht in diesem Gasthause über nachtet hatte.