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einaktigen Lustspiel v. Fedro, bctittelt „Doktor Müller". .Der bisher allen derartigen Veranstaltungen entge gengebrachte Beifall wird auch dem diesjährigen Un ternehme» einen guten Erfolg sichern, den wir dem sehr rührigen Frauenverein von Mülsen St. NiclaS in Anbetracht des guten Zweckes von Herzen wünschen. — Dresden, 28. November. Augenblicklich befindet sich in der Klinik des Dr. Credo ein junges Mädchen aus guter Familie, welchem Dr. Credo vor acht Tagen einen kindskopfgroßen Blasenwurm, vulgo Hundewurm, aus der Leber entfernt hat, der über 500 junge Würmer enthielt. Die Kranke ist bereits außer Gefahr und befindet sich im besten Wohlsein. Immer wieder muß die Gefahr, sich ja von Hunden nicht lecken zu lassen, ausgesprochen werden. — Am Dienstag nachmittag in der 4. Stunde hat in einer Eisengießerei zu Che in n i tz beim Gießen eines Cylinders zur Papierfabrikation eine Explosion stattgefunden, wobei 10 Arbeiter durch das umher spritzende Metall teils schwer, teils leicht verletzt wurden. Drei derselben werden zu ihrer Heilung längere Zeit brauchen, einer mußte nach dem Kranken- hanse gefahren werden. — Zwickau, 27. November. Der auf der Höhe künstlerischer Leistungen stehende a oapolla-V r- ein bierselbst veranstaltete am Totenfest-Sonntag eine Musikaufführung in hiesiger Marienkirche, wobei Brahm's deutsches Requiem und die von Rob. Franz bearbeitete Kantate von Seb. Bach; „Wer weiß wie nahe mir mein Ende" Zum Vortrag kamen. Die Orchesterpartien hatte die Musikvereinskapelle, Frl. Geidel aus Chemnitz die überaus wirksam durchge führte Harfenpartie, Organist Türke hier die Or gelbegleitung und Fräulein Gasteier aus Dresden und Kantor Kreßner aus Bockwa die Solis über nommen. Kirchmnsikdirektvr Vollhardt dirigierte die in allen Teilen wohlgelungene Musikaufführung. — Meißen. Bei Jessen fand man in einem ungepflügten Acker ein Geldstück aus dem Jahre 1415. Auf der Vorderseite ist Johann Huß mit Stricken auf dem Scheiterhaufen befestigt und auf der andern Selle der Kopf des Märtyrers gebildet. — In Borna fanden am Montag die Stadt- vsrordnetenwahlen statt, doch wird man in nächster Zeit zu neuen Wahlen schreiten müssen, da die jetzigen für ungültig erklär! wurden. Von den 260 Wählern Wurden nämlich 261 Stimmzettel abgegeben, einer hat also zwei Zettel in die Urne geworfen. Und zufällig haben außerdem zwei der Kandidaten fast die gleiche Anzahl Stimmen, der zu viel Vorgefundene Stimm zettel hätte also für den einen oder anderen aus schlaggebend sein können. — Flö h a. Bei dem am 26. November gegen 2 Uhr nachmittags von Wilischthalnach Ehrenfrieders dorf abgegangenen Gnterznge ist ein mit Maschinen teilen beladener, normalspüriger, offener Güterwagen infolge Zapfenbruches eines Rollbockes kurz hinter Wilischthal den Bahndamm hinunter in die Wilisch gestützt. Der Unfall hat weder für das Zugspersonal, noch für den Betrieb üble Folgen, nur der Wagen und die darin verladenen Maschinenteile sind ziem lich stark beschädigt worden. — Oberwiesenthal, 28. November. Wie bereits bekannt, soll nächstes Jahr auch aus dem Keilberge ein Unterkunfts-Gebäude geschaffen werden. Ob ein Anbau an den weithin sichtbaren Kaiser Franz Joseph-Aussichtsturm oder ein separates Ge bäude geplant ist, ist zur Zeit noch nicht bekannt, indes die nötigen Bruchstein-Arbeiten haben ihren Anfang genommen und ergeben die nahen Brüche ausgezeichnetes Baumaterial. die lange unbenutzten Zimmer des armen Hugh in Stand gesetzt, den Heimkehrenden aufzunehmeu. Der stattliche Haushofmeister gab mit vor Ent zücken glühendem Gesichte in seinem Zimmer sämtlichen Dienern Befehle und die würdige Haushälterin eilte durch alle Gänge und Schloßräume, um sich zu über zeugen, ob Alles in gewünschter Ordnung sei. Der Salon wurde unter der Oberaufsicht von Blanche, Sir Arthurs Mündel, geschmückt, und sie hatte die Glashäuser ihrer herrlichsten Gewächse beraubt, um den Salon in einen fast feenhaft schönen Naum umzuwandelu. Um zwölf Uhr trat endlich tiefe Ruhe in dem Schlosse ein. Die Vorbereitungen waren alle beendet. Herrlicher Blumenduft und behagliche Wärme dnrch- strömten das ganze große Haus. Befriedigt von der Wirkung des Ganzen zogen sich der Baronet und Blanche in ihre Gemächer zu rück, um sich für den nahen Empfang des Erwarteten anzukleiden. Sir Arthur kehrte bald in tadelloser Salontoilette in das große Empfangszimmer zurück und eine halbe Stunde später trat auch Blanche daselbst ein. Sie sah unbeschreiblich schön aus. Ihre Kammerfrau hatte ihr verraten, daß Blau Master Hugh's Lieblingsfarbe sei, und sie hatte daher ein höchst elegantes, himmelblaues Seidenkleid ange zogen und sich mit einem Halsbande prachtvoller, milch weißer Perlen geschmückt, die er ihr vor einigen Mo naten aus Konstantinopel geschickt hatte. Es war mittlerweile ein Uhr geworden und in der großen Halle entstand ein leichtes Geräusch. Der — Ans der sächsischen Schweiz. In der Nacht zum Dienstag trat auf unseren Hochebenen und in dem angrenzenden Lausitzer Gebiete ein mäßiger Schnee- sturm ein, den am Morgen des 27. November ein reichlicher Schneefall folgte, welcher sich über das ganze östliche Sachsen und Nordböhmen ausbreitete, so daß sich von unseren höchsten Bergen aus eine endlose Schneelandschaft bei 1 Grad Kälte und Nord westwind darbietet. Das Haupt des Valtenberges leuchtete bereits am Sonntag weiß herüber, nach alter Witterungsmaßregel stellt sich dann innerhalb dreier Tage in der Ebene der Schnee ein. 8 Den nicht wenigen deutschen Staaten, welche in letzter Zeit ihre Garnison bereits verloren haben, oder sie noch verlieren werden, wird durch die Erklä rung des Kciegsministers von Werdy, daß wieder Rückverlegungen von Militärabteilungeu in kleinere Städte stattfinden sollen, ein Stein vom Herzen fallen. Der Verlust der Garnison bedeutet nicht nur eine Schwächung des Geschäftslebens für jede Stadt, son dern auch in den meisten Fällen eine hohe Grund stücksentwertung. Zahlreiche Wohnungen werden frei und können nur mühsam oder doch zu beträchtlich ermä ßigten Preisen vermietet werden. Viele Städte haben es sich auch früher schon viel kosten lassen, eine Gar nison zu erhalten oder zu behalten, und der Verlust der Garnison bedeutet auch den des ganzen Anlagekapi tals. Nicht allen, aber doch mancher schwer betroffenen Stadt wird geholfen werden lönnen. 8 Feldmarschall Graf Moltke begeht am 29. Novem ber den Tag, an welchem ihm, dem damaligen Haupt mann im Generalstabe, der Orden pour Io inorits, der höchste Orden Preußens für kriegerisches Verdienst verliehen wurde. Die KabinetSordre lautete: Ich will den Kapitäns von Vincke, Fischer und von Moltke vom großen Generalstabs zum Beweise meiner Zufrie denheit mit ihren Dienstleistungen während ihres Kom mandos nach der Türkei, ersteren Beiden den Noten Ad lerorden vierter Klasse und Letzteren den Verdienst-Orden verleihen und versende Ihnen anliegend die Insignien, um sie den genannten Offizieren auszuhändigen. Ber lin, den 29. November 1839. Friedrich Wilhelm. Als am 8. März 1879 Graf Moltke das sechszigjährige Dienstjubiläum beging, richtete Kaiser Wilhelm I. fol gende Ordre au ihn: „Mein lieber General-Feld- marschall! Wenn ich Ihnen bei der heutigen Feier Ihres sechszigjährigen Dieustjubiläums das anbei erfol gende Kreuz mit Stern des Ordens pour Io morito verleihe, so wünsche ich hierdurch zu vethäigen, daß es keine Anerkennung großer Thate» und militäri schen Verdienstes geben kann, auf welche Sie nicht einen gerechten Anspruch erworben hätten. Sie werden den Stern mit dem Bilde meines großen Vorjahren mit dem erhabenen Bewußtsein tragen, in Wahrheit für alle Zeiten zu denjenigen zu gehören, die das Erbe des große» Königs, den Kriegsruhm der Preußischen Armee — tim behütet haben, auf welche sein Auge von oben sichtlich mit Wohlgefallen gesehen, hat. Meine zugleich beifolgende Reiterstatuette aber möge Ihnen das Bild des Königs vergegenwärtigen, mit dem Sie die Schlachten von Königgrätz, Gravelotte und Sedan schlugen, der Ihnen schon oft aus tiefinnerstem Herzen gedankt hat und der es noch heute mit dem innigen Wunsche thut, daß Sie ihm, der Armee und dem Vaterlande noch recht lauge erhalten bleiben mögen! Berlin den 8. März 1879. Ihr stets dankbarer König Wilhelm." Dreimal ist außerdem die höchste Klasse des Ordens pour Io msriko verliehen am 20. Sep tember 1866 an den Kronprinzen Friedrich Wilhelm und an den Prinzen Friedrich Karl, am 24. April 1878 an den Kaiser Alexander II. von Rußland. Die Haushofmeister und die Haushälterin hatten nämlich sämtliche Diener des Schlosses in Festgemändern da selbst aufstellen lassen und Mr. Purmton stand an der Spitze der männlichen, Mrs. Goß an der Spitze der weiblichen Diener, bereit, den heimkehrenden. Erben mit freudigen Zurufen zu begrüßen. Eine Viertelstunde erwartungsvoller Aufregung verging, bis sich endlich das Rollen von Rädern be merkbar machte. „Onkel, lieber Onkel!" rief Blanche in erregt freudigem Tone; „er kommt, er kommt, ich sehe den Wagen." Sie schaute noch längere Zeit mit forschenden Augen die Straße entlang dem Wagen entgegen, dann huschte sie leise aus dem Salon und begab sich in das Bibliothekzimmer. Sir Arthur eilte mit nne-uden Gliedern und wild pochendem Herzen durch die Halle zu dem Por tale hinaus und blieb dort mit ausgebreitelcn Armen stehen, unr seinen Sohn zu begrüßen. Der Wagen hielt, der Schlag wurde von innen geöffnet und ein junger Mann sprang aus demselben. Dieser junge Mann war Jasper Lowder. Tadellos gekleidet, seine Gestalt wie ein Baum, sei« Gesicht aufwärts gerichtet, mit den forschenden, blauen Augen und den unter dem Schnurrbarte beben den Lippen erschien er gar schön und freundlich, nur weniger schön und freundlich als der edle Erbe, den er in denn sizilianischen Banernhause zurückgelassen hatte. Das Herz des Eindringlings schien einen Augen blick lang stille zu stehen. Er war nicht gewiß, daß der Herr auf der Freitreppe oben Sir Arthur sei, fürstlichen Helden, welche der goldene Stern mit dem Bilde des großen Königs geschmückt hat, sind dahin gegangen und auch diesen Orden trägt der Feldmar schall nun als der Einzige. Z Der Schnelldampfer Eider, Kapt. H. Baur, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 16. November von Bremen und am 18. November von Southampton abgegangen war, ist am 27. 7 Uhr morgens wohlbehalten in Newyork angekommen. 8 Der Postdampfer Amerika, Kap. A. Kohlmann, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 13. November von Bremen abgegangen war, ist am 27. 9 Uhr morgens wohlbehalten in Baltimore angekommen. § Köln, 27. Nov. Der Rhein ist bis auf 1,85 Meter gefallen. Unter einem weiteren Fallen des Wassers würde die Schifffahrt sehr zu leiden haben. Vollbeladene Schleppkähne mit 5 Fuß Tief gang können schon jetzt kaum über St. Goar hinaus kommen. Heute hatten wir starken Nachtfrost und den ersten leichten Schnee. 8 Hamburg, 28. Nov. An Altona ist gestern abend eine im „Frankfurter Hof" tagende Frauenver sammlung auf Grund des Sozialistengesetzes aufge löst worden. 8 Arnsberg, 26. Nov. Eine dunkle Affaire. Im benachbarten Neheim hat eine Leichenausgra bung stattgefunden, und die Leichenteile sind dem Gerichtschemiker znr Untersuchung übergeben worden. Es soll sich u»! eine Strychninvergiftung handeln, begangen von einer Frau an ihrem Manne, einem Wirte, um sich in den Besitz der hohen Lebensver sicherungssumme zu setzen. Auch die Ausgrabung einer zweiten Leiche in derselben Angelegenheit ist wahrscheinlich. Es ist leicht möglich, daß es sich auch hier wieder um einen doppelten Giftmord, ähnlich dem vor 5 Jahren hier abgeurteilten gegen die Witwe Stute aus Niedereimer, handelt. 8 Bochu m, 28. Novbr. Auf der Zeche „Kon stantin der Große" fand eine Explosion durch schla gende Wetter statt; 14 Bergleute sind tot und 4 verwundet. ** Belgrad, 23. November. Der türkische Vizekonsul in Branja wurde verhaftet, weil er im Ver dachte steht, serbische Offiziere und Beamte bestochen zu haben, um militärische Aufnahme- und Befesti gungsarbeiten zu erhallen und weitere Dienstgeheimnisse zu erforschen. Ein Protest des hiesigen türkischen Kon suls gegen die Verhaftung ist erfolglos geblieben. An die Pforte wurde in dieser Angelegenheit eine scharfe diplomatische Note gerichtet. ** New-Jo r k, 28. Novbr. Die Barke „Ger mania," von Bremen nach New-Jork mit leeren Fässern und Hndcrn unterwegs, ist bei Longbranch gescheitert. Der Kapitän und 8 Matrosen sind ertrunken, der 1. Steuermann und 4 Leute von der Mannschaft kamen auf leeren Fässern ans Land. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 28. Nov. Die Beratung des Etats des Auswärtigen wird fortgesetzt, und zwar beim Titel „Südwestafrikanisches Schutzgebiet". v. Kardorff (Rp.): Bamberger habe den technerischen Standpunkt in den Vordergrund gestellt. Derselbe werde immer großen Unternehmungen, namentlich kolonialen, entgegengestellt; auch Colum bus hatte schon seine Bamberger. (Heiterkeit.) Kolonien seien weitaussehende Unternehmen, von denen man nicht schon in den ersten Jahren große finanzielle Erfolge erwarten dürfe. Die Kolonial- den er sich älter vorgestellt hatte, dann sprang er mit einem leisen Ausruf, der wie ei» Freudenruf klang, die Treppe hinauf und stürzte in Sir Arthurs Arme. „Mein Sohn! Mein Sohn!" rief der Baronet fast schluchzend vor Freude. „Mein teurer Vater!" rief der Eindringling mit gut erheuchelter, kindlicher Zärtlichkeit, „wie habe ich diesem Augenblicke enlgegengeharrt! Deine Freude be lohnt mich für alle Leiden dieses letzten Unfalles, der mir bald verhängnisvoll geworden wäre." Das Herz des Baronets war in diesem Augen blick so voll, daß er nicht sprechen konnte. Die heilig sten Empfindungen eines edlen Vaterheczens durch strömten ihn. Er ergriff den Arm des jungen Mannes, Lowder sanft zwingend, sich auf ihn zu stützen und führte ihn langsam in die Halle, wo die Dienerschaft versammelt war. Sir Arthur blieb hier einen Augenblick stehen, denn es ertönten Hochs zum Willkommen des ver meintlichen Sohnes und Lowder grüßte nach rechts und links, dankend für den herrlichen Empfang. Er war jetzt kalt genug, zu bemerken, wie zahlreich die Diener waren und sich darnach eine Vorstellung von der Größe des Haushaltes zu machen, und seine Augen leuchteten von heimlicher Befriedigung, als er dachte: „Das war also Hugh Tressilian's Heimat! Armer Junge! Was hat er nicht alles verloren? Und was," fügte er triumphierend hinzu, „habe ich nicht Alles gewonnen?" (Fortsetzung folgt.)