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es jetzt wirklich, die Arbeiter zu unterdrücken, so werde der Kampf bald wieder und heftiger entbrennen. Mögen die Arbeitgeber etwas nachgeben, damit wir bald wieder dauernde, friedliche Zustände erhalten. Dr. Hammacher (nat-lib.): Leider habe die preußische Regierung die Ergebnisse der stattgefun denen Enguete noch nicht veröffentlicht. Die hier ge haltenen Reden entschieden vielleicht über das Schick sal des deutschen Bergbaues. Die ultramontaue westfälische „Bolkszeitung" habe au Aufhetzung wäh rend des Streikes mehr geleistet als irgend ein an deres Blatt. Schmidt-Elberfeld und Baumbach,hätten sich allerdings um die Verhandlungen zur Beilegung des Streikes verdient gemacht, doch seien die An deutungen über die prinzipielle Stellung der Arbeit geber unrichtig. Die Arbeitgeber hätten ihren prin zipiellen Standpunkt, mit den Arbeitern nicht verhan deln zn wollen, aufgegeben und sich ans den Boden des Berliner Protokolls gestellt. Sie faßten darnach ihre Beschlüsse. In Bochum erklärten sich die Arbeiterver treter mit diesen Beschlüssen einverstanden und es sollte an einem bestimmten Tage die Arbeit überall wieder ausgenommen werden. Dies geschah nicht, vielmehr erließen die Arbeiterführer eine Proklamation, wo nach Versprechungen der Zechen nicht gehalten wor den seien nnd die Arbeit wurde verweigert. Bei einer genaueren Untersuchung der in der Proklamation angeführten Fälle erwies sich keiner als begründet. Bei 180 Betrieben könne nicht jeder Posten mit vollkommen sittlich durchgebildeten Menschen besetzt sein. Unfreundlichkeiten und Ungezogenheiten seien auf beideu Seiten vorgekommen. So schlimm wie in Schlesien seien die Verhältnisse in Westfalen nicht gewesen. Der Streik habe die Frage veranlaßt, ob eine neue Form des Arbeitsverhältnisses gefunden werden müßte. Ein freundliches Wort der Unterneh mer vermöge viel. Er würde sich aber schämen, wenn die Karnkatureu wahr wä^en, die hier von den Ar beitgebern entworfen worden seien. (Präsident v. Levetzow rügt den Ansdruck, daß von Mitgliedern des Hauses elende Karrikaturen gezeichnet worden seien.) Staatssekretär Dr. v. Bötticher: Die En quete sei noch nicht beendet. Der Ernst, mit dem sie betrieben, bürge dafür, daß das Ergebnis kein negatives werde. Darum Ioskina, lonto. Daß der Friede hergestellt werde, wünsche Niemand mehr als die verbündeten Regierungen. Dr. Windhorst: Das Ioskina lonko sei hier nicht am Platze, wo Gewalt drohe. Die Sache sei die wichtigste, die bisher den Reichstag beschäftigte. Die Erörterung werde beruhigend wirken. Die Ar beiter setzten ihre ganze Hoffnung auf das ihnen von dem Kaiser gegebene Wort und es sei zu hoffen, daß dasselbe eingelöst werde. Die Natioualliberalen schienen das Bedürfnis zn haben, den Kulturkampf in die Sache hinein zu ziehen. Die Arbeitgeber in Westfalen möchten die Sperre aufheben, sonst sei Schlimmes zu befürchte». In Schlesien seien die Dinge geregelt, dank der Einwirkung der Arbeitgeber. Nicht so in Westfalen. Lasse man den Arbeitern bei der Wahl freie Hand und gebe man ihnen die Or den zurück. Beim Kulturkampf habe man die Unzu friedenheit der Leute aufis Höchste gesteigert. Die Arbeitsgeber sollen sich nachgiebig zeigen nnd die Arbeiter sollen sich vor jeder Gewaltthütigkeit hüten. Haarmann (nar.-lib.): Die Hauptperson beim Streik seien unreife Burschen gewesen. Die Hauptursache des Streikes war die Lvhufrage. Le diglich um eineu höheren Lohn zu erzielen, sei die Bewegung mit einem Kontraktbruche begonnen worden. Er verehrte das junge Mädchen mit leuchtenden schwarzen Augen, wie man eine Heilige verehrt. Tag für Tag saß er auf der Felskuppe und erwar tete mit traurigen sehnsuchtsvollen Blicken in das Thal hinabblickend, Olla's Besuch. Nur wenn er sie erblickte, irrte ein Lächeln über seine erstarrten Züge; nur wenn sie ihm vorsang, traten Thränen in seine schwermütigen Angen. Es schien in der That, als ob sie allein die Fähigkeit hätte, einen Schim mer von Leben in seiner schlafenden Seele erwecken zu können. Und Olla ließ den geduldigen Wächter auf der Felskuppe nie umsonst warten. Jeden Vormittag, ob Regen oder Sonnenschein war, besuchte sie ihn mit pünktlichster Regelmäßigkeit. Sie brachte ihm Früchte zur Erquickung, und Bilder deren Betrach tungen ihm Vergnügen zu machen schien. Sie sang ihm Lieder, Opernarien und Balladen vor und der arme Hugh wurde ihres Gesanges nie müde. Mit stummen Entzücken lauschte er dem Wohllaut ihrer süßen Stimme und nur während sie sang, blitzte es hie und da wie verständnisvoll über seine schönen Züge und traten Thränen in seine blauen Augen. Ollas Interesse für Tressilian wuchs Tag für Tag. Es war nicht Liebe, was sie für ihn fühlte —aber seltsames, zärtliches, ja fast schmerzliches Mitleid. Sie fühlte jene beschützende Liebe für ihn, wie so hochherzige Menschen immer für die Hilflosen fühlen; und es schien Olla, als hätte Tressilian in seinem namenlosen Unglück und seiner Verlassenheit einen Anspruch an sie. Sie war jedoch nicht sein einziger Besuch, Pale- strv kam oft in die Fischerhütte, angeblich um Therese Dazu sei es notig erschienen, den Grubenbesitzern alle möglichen Untugenden anzudichten. Daß es die Ar beitgeber an dem guten Willen, den Frieden wieder Herzustetten, nicht fehlen lassen würden, sei zweifellos. Dr. Baumbach (frcis.): Die freisinnige Partei dürfe das Verdienst beanspruchen, durch diesen Antrag dem Hause Gelegenheit gegeben zu haben, Streikangelegeuheiteu zu erörtern. Soeben sei eine Depesche eingcgangen, wonach am Sonnabend eine große Bergarbeiterversammlung stattfindet, um über einen neuen Streik zur Beseitigung der Sperre zu beschließen. Es märe gut gewesen, wenn man sich hier etwas entschiedener über die Sperre geäußert hätte. Der Abkehrschein leide an dem Uebelstaude, der die Einführung des obligatorischen Arbeitsbuches verhinderte: ez ermögliche die Anbringung geheimer Zeichen Den Arbeitgebern rate er, sich den Arbeitern gegenüber weniger auf den Standpunkt des vornehmen Mannes zu stellen. Kommissiönsverweisttng wurde nicht beschlossen und so wird der Antrag demnächst in zweiter Be ratung im Plenum verhandelt. — Morgen: Eisen- bahnetcu. s Vermischtes. * In Elbing — so erzählt die „Marienb- Ztg." — kam dieser Tage eine zerlumpte Frau zur Vorsteherin einer Wohlthätigkeitsanstalt, klagte ihre bittere Not, erzählte, daß ihr Mann gestorben sei usw. Die DameUröstete die unglückliche Witwe, gab ihr Geld und fache ihren Besuch sür den Vormittag des folgenden Tabes an. Sie kam denn auch zu dieser Zeit mit einer Begleiterin, und sah ein Bild des Elends, nackst Wände, weinende, verwahrloste Kinder. Die Mutfir öffnete auch die Kammerthür, und mit stummer Hreberde zeigte sie auf eine dort liegende Gestalt mit) einem Totenautlitz, den verstor benen Ernährer der-Familie. Die Damen entfernten sich bald darauf, um für die Beerdigung Sorge zu tragen. Als sie die hötige Bestellung gemacht, halte sich der Himmel bewölkt, und mit gelindem Schrecken bemerkte die eine der Damen, daß sie ihren Schirm bei der armen Familie zurückgelassen habe. Sie be gaben sich schleunigst .nach dem Hause der Trauer zurück; aus dem Jnnefn schallte lauter Lärm zu ihnen herüber. Nach eiligem Zögern traten sie ein, öffneten die Stubenthür chnd -- sahen dort eine aus gelassene Gesellschaft, Mäqner und Frauen, bei Kuchen, Bier und Branntwein in jubelnder Freude um den Tisch versammelt — dem Toten mitten unter ihnen. * Ein einfaches Mühl gegen Mäuse ist folgen des: Man stecke in je eisie dampfende Kartoffel fis Zentimeter tief Phosphorzündhölzchen — etwa 20 bis 30 Stück in eine Karüffel — ziehe dieselben erst nach dem Erkalten der Kartoffel unter mehrfacher Drehung heraus und besteche letztere mit Mehl oder noch besser mit Zucker. Gewöhnlich fallen die Mäuse der so bereiteten Lockspeise schon in der ersten Nacht zum Opfer. Natürlich ist dfrauf zu achten, daß diese giftigen Kartoffeln an keinenjOrt gelegt werden, wo Hunde und Katzen hinkommeb können. * Eine erschütternde Szme hat sich am Strande des Seebades Blankenbergheiereignet. Der Sturm tobte; ein von England könnender, mit Erdpech beladener Dreimaster erschien U der Nähe der Küste; ein Spiel der Wellen, wurde st hin- und hergewor fen und drohte zu zerschellen, pm die Besatzung des Schiffes zu retten, wurde ein isit 12 Matrosen be manntes Rettungsboot abgelaW. Obwohl die Wo gen darüber hinweggingen, erriichte es den Drei master, fand ihn aber Verlassefi und bald darauf zu besuchen, in Wirklichkeit aber, sim sich nach Tres silian zu erkundigen. Der Schreiber war, wie es shien, ernstlich be müht, das Geld zu verdienen, das Hm Jasper Low der für seine Mühe als Spion gal. Tressilian hatte eine seltsame SheuFor Palestro, als ob ihm eine innere Stimme wame. Einige Tage nach dem Besuche Dvereux Gowers bei Tressilian kam ,Palestro in eiter Barke von Palermo nach dem Hause der Vicinis. Wie gewöhnlich wich Hugh mit sichtbarer Ab neigung vor ihm zurück. Der Schreyer, der auf fallend gut gekleidet war und eine godene Uhr an einer goldenen massiven Kette, sowie cinen großen Siegelring und eine Busennadel mit quem großen Amethyst trug, erkundete sich daher bei Mrs. Vicini nach dem letzten Ausspruche Dr. Spezzks über den jungen Engländer. „Ei, Jacopo, habt Ihr eine reiche Nischaft ge macht?" fragte Mrs. Vicini neugierig.) „Ich sah Euch noch nie so elegant! „Meine Arbeit wird gut bezahlt," erwiderte der Schreiber, der sich wohl hütete, ihr zu sawn, wem er seinen neuen Wohlstand verdankte. „Uid es ist, wie Ihr sagt, Theresa, ich habe vor kürztest eine Erbschaft gemacht und kann nicht leugnen, Waß es mir besser geht wie früher." „Das ist erfreulich," versetzte Theresa.) „Aber wen habt Ihr beerbt, Jacopo? Wir habä keine Verwandten, die ein Vermögen hinterlassen kchnten." „Ihr vielleicht nicht," entgegnete Jacopo Mestro etwas hochfahrend. „Ich aber hatte einen pnkel, der ein reicher Fruchthäudler in Messina war. (Doch sank dieses Schiff. Das Rettungsboot kehrte nach dem Strande um, doch noch ehe es ihn erreichte, wurde es von dem Stnrme ergriffen und versank. Um die zwölf ins Meer gestürzten Matrosen zu retten, wurde ein neues Rettungsboot abgesendet. Nach unsäglichen Anstrengungen gelang es, neun Matrosen au das Land zu schaffen; alle waren leb los, einer derselben starb sofort, so daß vier Opfer zu beklagen sind. Der gesunkene Dreimaster ist ein französisches Schiff aus Nantes. * Wasser im Bergwerk. In dem Kohlenberg werke zu Baneux bei Lüttich ist dieser Tage ein Schacht durch plötzlichen Einbruch von Wasser über schwemmt worden. In dem Schachte befanden sich 125 Mann. Die Rettuugsarbeiten wurden schleunigst betrieben, und fast die ganze Belegschaft, mit Aus nahme von fünf Mann, konnte ausgefahren werden. Die Vermißten wurden bei der Arbeit in der Tiefe des Bergwerks überrascht. Es ist vier von ihnen gelungen, sich zu retten. Sie haben mehrere Stun den laug in der Finsternis und bis an die Brust im Wasser für ihr Leben gekämpft. Indem sie sich an einander festhielteu und langsam vorwärts dran gen, gelang es ihnen, Leitern zu erreichen, die sie in einen höher gelegenen Schacht führten. Von dort hat man sie, die verloren Geglaubten, ans Tages lichtbefördert. Ein Manu war, laut der „ Frkf. Ztg." vor Ermattung umgesunken und ertrunken. Da in zwischen fast das ganze Bergwerk unter Wasser ge setzt und dieses trotz aller Arbeit noch steigt, so sind an 300 Bergleute zum Feiern gezwungen. Verfälschte schwarze Seide. Man ver- örenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, nnd die etwaige Verfälschung tritt so fort zu Tage: Echte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die „Schuß fäden weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur echten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der echten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik-Depot von t». (K. u. K. Hoflief.) Lirri« Ii versendet gern Muster von seinen echten Seidenstoffen au jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke Porto- und zoll frei ins Haus. K oh l e n - B e r s a n d in der Zeit vom 24. bis mit 30. Novbr. 1889. In Ladungen L 5000 Kilogramm. Ab Oelsnitz i. E.r via Lugau: 1772 Ladungen, via St. Egidien: 1514 „ 6 „ Bahnhof Oelsnitz in Summa: 3292 Ladungen. KircbiLcÄe 9kn«Äri<Hten. In der Kirche zn Lichtenstein. II. Advent, 8. Dezember. Vormittags halb 9 Uhr Beichte: (Herr Oberpfarrer Naumann.) Vormittags 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt: (Herr Vikar Werner.) Danach Konnnnnion. Nachmittags halb 2 Uhr Kindergottesdicnst für alle älteren Schulkinder: (Herr Diakouus Riedel.) Die erwachsenen Gemcindeglieder werden gebeten, auf den Emporen Platz zu nehmen, in den Frauenstühlen aber erst dann, wenn sämtliche Kinder Platz gefunden haben. Liederzettcl werden an die Kinder in der Schule, an die Erwachsenen in der Kirche ausgetcilt. Matth. 4, 17. Thnt Buße, das Himmelreich -st nahe herbeigekommen. um auf das zurückzukommen, was ich Euch sagen wollte, Ihr erinnert Euch wohl, daß, als ich 'im vorigen Jahr in Neapel war, ich mich in ein junges Fräulein, Namens Giuditta Carvelli verliebte. Ich machte ihr einen Heiratsantrag, aber sie wies mich ab. Sie war die Erbin eines Gasthofes und schönen Weingartens und wollte sich nicht an einen armen Schreiber wegwerfen. In meiner Wut warf ich ihr vor, daß ihre Familie aus Räuberu bestehe, daß der Räuberhauptmann, welcher der rote Cavello genannt wird, ihr Bruder sei. Sie kehrte sich aber nicht daran und sagte mir, daß sie mich heiraten würde, wenn ich ihr eine Jahresrente von zwei tausend Francs zubrächte. Ich erklärte Ihr, daß es unmöglich sei, und ging fort, ihren Hochmut ver wünschend. Aber die Zeiten haben sich geändert. Ich habe jetzt die Jahresrente von zweitausend Francs — ja noch mehr —" „Unmöglich Jacopo!" fiel ihm Theresa ins Wort. „Aber Ihr wäret immer ein Prahlhans!" „Ich schwöre, daß es wahr ist, Theresa! Der alte Onkel, der vergangene Woche in Messina starb, hat mir das Geld hinterlassen. Und jetzt kehrt mein Sinn wieder zu Giuditta und ihrem kleinen Gasthof in Neapel zurück. Man könnte durch den selben reich werden. Und die hübsche, schlaue Giu ditta ist sparsam wie eiu Geizhals." „Wann werdet Ihr nach Neapel gehen?" „Morgen, Theresa, mit dem Dampfboote." „Aber vielleicht ist die hübsche Giuditta schon verheiratet?" (Fortsetzung folgt.)