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AWMMMNM Woche«- md Kachrichtsblatt zugleich tWiifts-AWW fiir HohnSsrs, Rödlitz, Bernsdorf, Bnsdorf, St. Kgidien, Heinrilhsort, Wnriennn und Mülsen. Nr. 283. Amtsblatt fiir den Stadtrat zu Lichtenstein. »s Jahrgang. Donnerstag, den 5. Dezember 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen- — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. ferner gegenstände in allen Arbeiterfamilien auch Pappelstämme, Ahornstämme, 12 7 47 2 10 8 2 zugeben. Möge jederBürger seine Ehrenpflicht erfüllen! — Der Beginn des Winters bedeutet für viele den Anfang einer traurigen, verdienstlofen Zeit, da die Arbeit im Freien in der Hauptsache aufhören muß und die Beschäftigungs-Gelegenheiten im Uebrigen nicht ausreichen, um all' die bereiten Hände annehmen zu können. Die Lohnsteigerung in ver schiedenen Branchen giebt nun wohl die Erwartung an die Hand, daß die Zahl der „Spargroschen" diesmal etwas stattlicher als sonst sein werde; andererseits hat aber die eingetretene Erhöhung der Preise vieler Lebensmittel und s geworden zu sein, daß sie dadurch das edelste Organ am empfindlichsten «chädigten. Ein solcher Hausierer hat dann seine Schuldigkeit gethan, d. h. das Geschäft gemacht, er kann gehen — und geht auf Nimmer wiedersehen. Möchten auch diese Zeilen Veranlassung zur Vorsicht beim notwendigen Ankauf von Augen- jüngstens erst in Erfahrung gebracht. Da kaufte ein Vater feinem 13jährigen Sohne, der in der That etwas kurzsichtig ist, ohne alles weitere von einem Hausierer eine Brille mit konvexen Gläsern in Stärke von 12 Grad, und nun ist nach Ansicht des Vaters und auf Zureden des Händlers dem Knaben gehol fen —> nun kann er erkennen, was an der Wand tafel steht. Weil ärztlicher Nachweis für die Not wendigkeit des Tragens einer Brille fehlte, wurde dasselbe einfach für die Dauer des Unterrichts ver boten. Mir sind noch zwei Fälle bekannt, daß Eltern für ihre anscheinend kurzsichtigen Söhne konvexe Brillen auf Treue und Glauben von solchen Händ lern kauften, ohne sich nur irgendwie dabei bewußt Stück Kirfchbaumstämme, „ Eschenstämme, „ Ebereschenstämme, Haufen Reisig, „ Aststücke und Ausgaben im Gefolge gehabt, aus welchem Grunde nun auch den kommenden Wintermonaten mit vermehrter Besorgnis entgegengesehen wird. Die dem Wirken auf dem Gebiete der Nächstenliebe gewidmeten Vereinigungen dürfen unter solchen Verhältnissen gewiß wieder mannigfach in Anspruch genommen werden, wie ja auch die Vorbereitungen für das Liebeswerk des Weihnachtsfestes die Kräfte aller treuen Helfer und Helferinnen zur Zeit vollauf in Anspruch nehmen. Allen denen, welche die Letzteren in ihren edlen Bemühungen zu fördern und zu unterstützen geneigt sind, sei schon im Voraus auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt. — Kürzlich war in diesem Blatte eine War nung vor hausierenden Brillenhändlern, sodann eine Mahnung, in Fällen der Kurz- oder Weitsichtigkeit einen Arzt zu Rate zu ziehen und an einen tüchti gen Optiker sich zu wenden, enthalten. Wie leider des öfteren solche wohlgemeinte Ratschläge unbe- Tagesgeschichte. *— Lichtenstein. Heute Donnerstag ist der Termin der Stadtverordnenwahl. Die Wahl handlung findet von vorm. 9 bis nachm. 1 Uhr statt und hat jeder Wähler 3 ansässige und 2 un- ansässige hiesige Bürger auf den Stimmzettel zu verzeichnen und innerhalb der genannten Zeit per sönlich an der Wahlurne im Ratssitzungszimmer ab 10 Haufen Reisig, sowie eine Anzahl Stöcke und eine Partie verschiedene Holzstücke, Dienstag, den 10. Dezember dieses Jahres von vormittags 11 Uhr an auf der Oelsnitz-Lößnitzer Straße und zwar in der Nähe des Lang'schen Gast hauses in Thierfeld eine Anzahl Stöcke gegen sofortige Barzahlung und unter den sonstigen vor Beginn der Ver steigerungstermine bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich an die Meist bietenden veräußert werden. Sammelplätze sind für die am 9. Dezember stattfindende Versteigerung der Demmler'sche Gasthof in Oberhaßlau und für die auf den 10. Dezember anberaumte das Lang'sche Gasthaus in Thierfeld. Zwickau, am 30. November 1889. Kgl. Straßen- und Wasserbau Inspektion. Kgl. Bauverwalterei. Döhnert. Voigt. Versteigerung fiskalische« Meeholzes. Es sollen Montag, den S. Dezember dieses Jahres von vormittags 1V Uhr an auf der 3. und 4. Abteilung der Zwickau-Schwarzenberger Straße und zwar in der Nähe des Demmler'sche« Gasthauses in Oberhaßlau 31 Stück Kirfchbaumstämme, , , : achtet bleiben und eben deshalb oft unverständig sonstiger Bedarfs- l seitens der Eltern und gewissenlos seitens solcher I gläsern sein. Es giebt ja auch Augenärzte, die sehr lien auch erhöhte I Hausierer gehandelt wird, habe ich nur zu gut aller- f gern den Unbemittelten berücksichtigen. U. Der Erbe des Hauses. Roman von Hermine Frankenstein. - — (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Nachdem Lowder noch einige Augenblicke bei einem Fenster verweilt hatte, um sich au dem Anblicke der großartigen Besitzung zu weiden, die er eines Tages sein zu nennen entschlossen war, ging er in das Empfangszimmer hinab. „Das Frühstück ist bereit," sagte Sir Arthur, ihm an der Thür entgegenkommend. „Reiche Blanche Deinen Arm, wir wollen in den Speisesaal gehen." Lowder fühlte sein Herz seltsam durchzuckt, als Blanche ihre kleine Hand auf seinen Arm legte; er folgte Sir Arthur in den großen Speisesaal, welcher mit Blumengewinden und Immergrün festlich ge schmückt war. Die Fenster dieses Saales gingen auf den Garten hinaus, in welchem jedoch der späten Jahres zeit halber fast nichts mehr blühte. Lowder führte Blanche zu dem Tische und nahm dann selbst Platz. Der alte Purmton, der Haushofmeister, welcher dem richtigen Hugh bei manchem Knabenstreiche geholfen, de» wirklichen Erben Jagen, Fischen und Schießen gelehrt hatte: der ihm mit Entzücken den Glanz des Hauses von Tressilian ausgeinalt hatte und den Hugh mit wahrem und aufrichtigem Herzen liebte — der alte Purmton ging mit erwartungs vollem Ausdrucke um den Eindringling herum, begierig, ein Wort freundlicher Anerkennung von dem zu hören, der der Abgott seines alten Herzens war. Aber Lowder, gänzlich unbekannt, beachtete ihn gar nicht. Purmton ließ den vermeinten Erben von keinem anderen bedienen, sondern reichte ihm alles selbst. Seine unermüdliche Aufmerksamkeit fiel Lowder endlich auf. Er sah seine sehnsüchtigen Blicke und den ängstlich flehenden Ausdruck und wurde verlegen! Dann zuckte wie ein Blitz in ihm die Erinnerung an Hugh's häufige und liebevolle Bemerkungen über den alten „Purmton" auf. Das mußte er sein. Innerlich böse über den Fehler, den er gemacht hatte, und überzeugt, daßiSirArthur und Blanche sich ob seiner Gleichgültigkeit gegen den treuen Diener wunderten, zwang Lowder ein freundliches Lächeln auf seine Lippen und rief aus: „Purmton, mein lieber alter Freund, habt Ihr kein besonderes Wort für mich, der ich Euer Stolz und Eure Qual zu sein pflegte? Ihr habt EAh seit den schönen alten Tagen nicht im Geringsten ver ändert; Eure Hand, alter Bursche!" Er streckte seine Hand aus. Purmton ergriff sie mit glücklichem, dankbarem Drucke, Sir Arthur schaute befriedigt drein,. Blanche lächelte. Lowder gratulierte sich zu seiner geschickten Einlenkung. „Ah, Herr Hugh," rief Purmton aus; „Ihr habt dasselbe Herz zurückgebracht! Willkommen daheim! Es ist ein glücklicher Tag, der Euch wieher hierher gebracht hat." Lowder gratulierte sich im Stillen von Neuem und verzehrte dann seine Mahlzeit mit Appetit, worauf Sir Arthur wieder mit ihm und Blanche in den Salon zurückging. Nachdem Lowder Blanche daselbst in einer - Ottomane in der Nähe des Kamins geführt hatte, entschuldigte er sich und ging auf seine Zimmer hinauf. Bald darauf kam er zurück, schwer beladen mit den alten Büchern, die er für Sir Arthur in Paris gekauft hatte. Er legte sie auf den Tisch nieder uud sagte: „Du siehst, mein lieber Vater, wie gut ich mich Deines Geschmackes erinnerte. Hier sind einige Bücher, die ich in Paris auf den Quai de Voltaire für Dich kaufte, und keines darunter ist weniger als hundert Jahre alt. Diese seltsam eingebundenen Bände mit dem Messingkreuz auf den Deckeln enthalten Abhand lungen über die Geheimnisse der Rosenkreuzer. Hier sind Geographieen aus der Zeit von Christoph Colum bus. Hier ist noch ein Band mit mehreren Land karten, welche Geschichte und Beschreibung der fabel haften Insel Atlantis enthalten. Ich hoffe, die Samm lung wird Dir Vergnügen machen." Sir Arthurs befriedigtes Lächeln bezeugte, daß er eben so überrascht als entzückt von dieser Auf merksamkeit war. Er trat an den Tisch und begann sich mit dem Inhalt der Bücher zu beschäftigen. Lowder ging durchs Zimmer zu Blanche hin und rückte sich einen Stuhl neben sie. Er neigte sich mit einem Ausdrucke grenzen loser Bewunderung zu ihr hinab. „Ich habe Euch nicht vergessen, Blanche," sagte er mit leichter Stimme. „Ich sehe, Ihr liebt die Perlen, die ich Euch vom Kontinente schickte. Ihr könnt' Euch daher nicht weigern, diese Kleinigkeiten anzunehmeu." Er zog aus seiner Tasche das viereckige, violette ! Etui, in welchem das Perlenhalsband lag, das er für